Pd Dr. Christoph Spinner, München
Erhöht Impfung mit Adenovirus-vektor das Risiko für
HIV-Infektion?
PD Dr. med. Christoph Spinner
Klinikum rechts der Isar,
München
Susan Buchbinder, et al. äußerten im Oktober 2020 im Lancet (DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)32156-5) Bedenken gegen einen Adenovirus 5-Vektor (Ad5-V) basierten Impfstoff für eine Phase I Studie für Covid-19 Schutzimpfungen. Sie berichten von früheren Phase IIb-Studien eines Ad5-Vektor basierten HIV-Impfstoffs, in denen sich bei Geimpften in den ersten 18 Monaten nach Impfung ein erhöhtes Risiko einer HIV-Infektion zeigte. Hierbei war das Risiko insbesondere bei Adenovirus-5-seropositiven Männern erhöht und konnte bei Frauen nicht beobachtet werden. Die eingesetzten Ad5-Vektoren für die HIV-Impfung beinhalteten hierbei ein Konstrukt ohne HIV-1 envelope (env). Eine weitere Studie mit HIV-1 env zeigte hingegen kein erhöhtes Risiko einer HIV-Infektion.
Als Hypothese wurde in Folgestudien diskutiert, dass die Ad5-basierte HIV-Impfung aufgrund einer vorbestehenden Ad5-Immunität möglicherweise zu einer reduzierten Immunaktivierung führen könnte und Ad5-spezifische T-Zellen gar ein erhöhtes Risiko einer HIV-Infektion aufweisen könnten. Der Geschlechterunterschied bleibt hierdurch jedoch unerklärt.