Immunsuppression nach Transplantation
Spenderleber werden derzeit nach dem MELD-Score vergeben. Bei diesem Score spielt das Kreatinin eine wichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund ist der ungünstige Einfluss der Calcineurin-Inhibitoren auf die Nierenfunktion ein wichtiger Grund nach Alternativen zu suchen. Zwei Studien belegen, dass eine Immunsuppression mit weniger Calcineurin-Inhibitor gleich nach der Transplantation oder auch Jahre später möglich ist und zwar ohne ungünstigen Einfluss auf Transplantat und Verträglichkeit.
Verzögerter Therapiebeginn
In der prospektiven Studie aus England wurden 525 Patienten nach Lebertransplantation mit Corticoiden behandelt plus entweder konventionell mit Tacrolimus (Zielspiegel >10 ng/ml im ersten Monat) oder mit niedrigeren Dosen Tacrolimus (Tal-Zielspiegel <8ng/ml im ersten Monat) und Mycophenolat Mofetil (MMF) 2g/d oder mit dem monoklonalen Antikörper Daclizumab Tag 1 bis 7, MMF 2 g/d und Tacrolimus ab dem fünften Tag (Tal-Zielspiegel <8ng/ml).
Im Verlauf eines Jahres war der Verlust an Nierenfunktion (GFR-Abfall 25, 24 und 17 ml/Min) und Dialysepflichtigkeit (17%, 10% und 9%) sowie Abbruch wegen Nierenverschlechterung (12%, 2% und 1%) und Mortalität (9%, 10% und 5%) in der Gruppe mit später und niedrig dosierter Tacrolimus-Therapie am geringsten ausgeprägt. Keine Unterschiede gab es im Hinblick auf die Abstoßung (31%, 30% und 25%) sowie Diarrhoen (21%, 31% und 25%).
Neuberger M und Mayer A, AASLD 2007 Abstract 1
Dosisreduktion
In einer französischen Arbeit wurde bei 56 Patienten mindestens ein Jahr nach der Lebertransplantation die Dosis des Calcineurin-Inhibitors um >50% vermindert und MMF (2-3g/d) dazu gegeben oder nur <25% reduziert. Die Nierenfunktion in der Kombinationsgruppe gemessen am Serumkreatinin und der Kreatinin-Clearance verbesserte sich signifikant. Serumkreatinin-Werte an Tag 0, Monat 12 und 25:
Gruppe 1 171 , 143 und 140 µmol/l
Gruppe 2 175 , 170 und 166 µmol/l
Abstoßungsreaktionen, Komplikationen oder Nebenwirkungen unter dem Kombinationsregime wurden nicht beobachtet.
Pageux G et al, AASLD 2007 Abstract 2