Lymphogranuloma venerum
Das Lymphgranuloma venereum (LGV) ist eine durch Chlamydia trachomatis der Serovare L1 bis L3 verursachte sexuell übertragbare Erkrankung, die vor 2004 überwiegend in der Äquatorregion vorkam. Seither wurde ein endemisches Auftreten von LGV bei HIV-positiven MSM in Großstädten der westlichen Welt beobachtet.8 Dabei kommt am häufigsten der Serovar L2b vor.
In Abhängigkeit von der Progression der Erkrankung werden drei klinische Stadien unterschieden. Im Primärstadium (Stadium der Inokulation) imponiert ein oftmals komplett symptomloses, kurzzeitig bestehendes Ulkus, das bei intra-analer Lokalisation fast nie erkannt wird. Im Sekundärstadium kommt es zu einer Invasion von Chlamydia trachomatis in die Submukosa, wo eine akute ödematöse Entzündung entsteht. Durch den Befall der Lymphbahnen entwickelt sich eine Lymphadenopathie, aus der fluktuierende Abszesse resultieren können, die für die Erkrankung charakteristische Bubo-Formation. In dieser Phase der Erkrankung bestehen dann auch häufig systemische Beschwerden. Im Tertiär- oder Spätstadium können durch die auftretende Fibosierung irreversible Komplikationen wie Strikturen der Urethra und des Analkanals bis hin zum Megakolon entstehen. Durch persistierende lymphatische Ödeme kommt es schließlich zur Destruktion der Lymphbahnen mit bei genitalem Befall daraus resultierender Elephantiasis.9
Abb. 2 Klinisches Bild eines schweren Lymphogranuloma venereum. In der hochauflösenden Anoskopie bestehen putride, tiefreichende Ulzerationen des gesamten Rektums.
Das LGV manifestiert
sich bei HIV-positiven MSM durch ungeschützten rezeptiven
Analverkehr fast ausschließlich anorektal (Abb. 2). In der Regel
wird die Diagnose erst im Sekundärstadium gestellt, das im Gegensatz
zu einer analen Infektion mit Chlamydia trachomatis der Serovare D
bis K durch schwere Proktitiden mit blutig-eitrigem Ausfluss,
Tenesmen, analen Schmerzen und Konstipation gekennzeichnet ist.
Aufgrund der retroperitonealen Lokalisation der drainierenden
Lymphknoten wird die Lymphadenopathie in der rein klinischen
Untersuchung bei analem LGV übersehen. In dieser Phase der
Erkrankung wird das LGV nicht selten als chronisch entzündliche
Darmerkrankung fehldiagnostiziert und entsprechend behandelt.10
Um die Diagnose eines LGV sicherzustellen, sollte nach positiver NAT eine Identifizierung des Genotyps durch spezifische PCRs erfolgen. Diese Untersuchung wird jedoch aktuell noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland getragen und wird zudem nur von Speziallaboren angeboten.
Die Therapie des LGV erfolgt nach der European IUSTI/WHO Guideline zum Management des LGV von 2013 mit Doxycyclin 100 mg zweimal täglich oral für 21 Tage (Therapie der ersten Wahl) oder alternativ mit Erythromycin 500 mg viermal täglich oral für 21 Tage.11
8 White JA. Manifestations and management of lymphogranuloma venereum. Curr Opin Infect Dis. 2009;22:57-66.
9 van der Ham R, de Vries HJ. Lymphogranuloma venereum, where do we stand?: clinical recommendations. Drugs Today (Barc). 2009;45:39-43.
10 Soni S, Srirajaskanthan R, Lucas SB, Alexander S, Wong T, White JA. Lymphogranuloma venereum proctitis masquerading as inflammatory bowel disease in 12 homosexual men. Aliment Pharmacol Ther. 2010;32:59-65.
11 De Vries HJ, Zingoni A, Kreuter A, Moi H, White JA. 2013 European guideline on the management of lymphogranuloma venereum. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2014 Mar 24. doi: 10.1111/jdv.12461. [Epub ahead of print].