PrEP (PräExpositionsProphylaxe) - Fragen und Antworten
Das HIV-Medikament Truvada® und einige der Generika (Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil 200/245 mg) sind in Deutschland zur PrEP (PräExpositionsProphylaxe) zugelassen. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen dazu.
Kurze Zusammenfassung
PrEP bedeutet Schutz vor Ansteckung mit HIV durch Einnahme von Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil 200/245 vor und nach dem Sex.
Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil 200/245 schützt zu 90% vor HIV, wenn die Tabletten zuverlässig eingenommen werden.
Die Verträglichkeit von Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil 200/245 ist im allgemeinen sehr gut.
Das Medikament muss von einem Arzt verschrieben werden. Es sind Voruntersuchungen und Kontrollen während der Einnahme nötig.
PrEP schützt nicht vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen wie Tripper, Syphilis usw..
HIV-PrEP
Was ist PrEP?
PrEP ist die Abkürzung für „Präexpositionsprophylaxe“ – das bedeutet, dass die Ansteckung mit HIV durch die prophylaktische Einnahme eines HIV-Medikamentes (Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil 200/245 oder Truvada®) in einem gewissen Zeitraum vor und nach dem Sex verhindert werden kann. Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil 200/245 ist eine Tablette mit zwei unterschiedlichen Wirkstoffen (Tenofovir und Emtricitabin), die bereits lange in der HIV-Therapie eingesetzt wurde. Das Medikament kann die Vermehrung der HI-Viren im Blut verhindern und so vor einer Infektion schützen. In Schwerpunktpraxen kann man sich zur HIV PrEP beraten lassen, alle notwendigen Begleituntersuchungen durchführen und die PrEP rezeptiert bekommen.
Was ist der Unterschied von PrEP und PEP?
Nicht zu verwechseln ist PrEP mit PEP (Postexpositionsprophylaxe). Bei der PEP nimmt man so früh wie möglich (bis spätestens 72 Stunden) nach einem HIV-Risikokontakt Tabletten ein, um eine HIV-Infektion noch zu verhindern. Die PEP besteht wie die normale HIV-Therapie aus meist drei Wirkstoffen und wird vier Wochen lang täglich eingenommen.
Ist PrEP etwas für mich?
Wer ein hohes Risiko für eine HIV-Infektion hat, z.B. häufig ungeschützten Verkehr, sollte die PrEP in Betracht ziehen.
Voraussetzungen für eine wirksame und sichere PrEP sind:
- absolut zuverlässige Einnahme von Tabletten und
- regelmäßige HIV-Tests und Blutuntersuchungen der Nierenfunktion
Wer dies nicht sicher einhalten kann, sollte keine PrEP nehmen.
Wie funktioniert die PrEP?
Bei einer Infektion dringen HI-Viren in Zellen ein, vermehren sich dort und überschwemmen den Körper mit Viren. Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil 200/245 bzw. Truvada® verhindert die Vermehrung der eingedrungenen Viren und damit die Infektion. Man bleibt HIV-negativ.
Wie nimmt man die PrEP ein?
Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil bzw.Truvada® ist in Deutschland zur PrEP nur für die tägliche Einnahme zugelassen. In Frankreich umfasst die Zulassung auch die Einnahme bei Bedarf (auch intermittierende PrEP genannt).
In einer Studie (IPERGAY) wurde die sogenannte intermittierende PrEP untersucht. Bei dieser anlassbezogenen PrEP nimmt man zwei Tabletten spätestens zwei Stunden vor dem Sex ein, gefolgt von jeweils einer Tablette am ersten und zweiten Tag nach dem Risikokontakt. In der Studie war die Wirksamkeit der PrEP bei Bedarf ähnlich gut wie bei täglicher Einnahme. Dies gilt jedoch wissenschaftlich als noch nicht zweifelsfrei erwiesen.
Wann beginnt der Schutz bei PrEP?
Der Schutz setzt nicht sofort nach Einnahme der ersten Tablette ein. Man geht davon aus, dass der Schutz bei initialer Einnahme von zwei Tabletten frühestens 2 Stunden vor dem Sex beginnt. In der Regel wird die Einnahme von sieben Tagen vor dem ersten ungeschützen Sex empfohlen. Will man die PrEP beenden sollte man mindestens 2 Tage nach dem letzten Sex weiter einnehmen.
Welche Nebenwirkungen hat die PrEP?
Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil bzw. Truvada® ist so gut verträglich, dass die meisten Menschen keinerlei Nebenwirkungen verspüren. In seltenen Fällen kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Appetitverlust kommen.
Bei einigen wenigen Menschen kann Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil bzw.Truvada® die Nierenfunktion beeinträchtigen. Deshalb sollte vor und jährlich während der PrEP die Nierenfunktion untersucht werden. Sollte es zu einer Einschränkung der Nierenfunktion kommen, normalisiert sich diese nach Absetzen des Medikaments. Bei bereits eingeschränkter Nierenfunktion sollte Truvada® nicht eingenommen werden.
Was sollte vor der Einnahme der PrEP abgeklärt werden?
In Schwerpunktpraxen werden neben der Beratung zur PrEP auch die notwendigen Begleituntersuchungen durchgeführt:
- Vor der PrEP muss eine chronische Hepatitis B ausgeschlossen werden. Truvada® wirkt auch gegen das Hepatitis-B-Virus. Wenn man dann bei Vorliegen einer chronischen Hepatitis B eine PrEP absetzt, kann es zum Wiederaufflammen der Hepatitis kommen. In der Beratung zu HIV und Prävention von sexuell übertragbaren Erkrankungen gehört generell eine Untersuchung auf Hepatitis A, B und C und falls noch nicht erfolgt, eine Impfung gegen Hepatitis A und B (bei sexuellen Risikokontakten, MSM, HIV-positiven).
- Wenn Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil bzw.Truvada® nicht regelmäßig eingenommen wird oder es trotzdem zu einer HIV-Infektion kommt, kann das Virus gegen das Medikament resistent (unempfindlich) werden. Daher ist es wichtig, vor Beginn der PrEP sowie im weiteren Verlauf alle 3 Monate einen HIV-Test durchzuführen.
- Da Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil bzw.Truvada® bei eingeschränkter Nierenfunktion nicht eingenommen werden sollte, werden vor der Verordnung die Nierenwerte im Blut untersucht.
Warum muss man vor und während der PrEP HIV-Tests machen?
Wenn Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil bzw. Truvada® nicht regelmäßig eingenommen wird oder es trotz Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil bzw.Truvada® zu einer HIV-Infektion kommt, kann das HI-Virus gegen Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil bzw.Truvada® resistent (unempfindlich) werden. In diesem Fall kann Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil bzw.Truvada® nicht mehr eingesetzt werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, vor Beginn der PrEP sowie im weiteren Verlauf mindestens alle 3 Monate einen HIV-Test durchzuführen.
Wie gut schützt mich die PrEP?
Das Risiko einer HIV-Infektion wird durch die tägliche Einnahme einer Tablette Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil bzw. Truvada® sowie durch die genaue Einnahme einer anlassbezogenen PrEP um circa 90% reduziert. Voraussetzung für den Schutz ist die absolut regelmäßige Einnahme. Werden Tabletten vor oder auch nach dem Sex weggelassen, ist die Schutzwirkung geringer.
Woher bekomme ich die PrEP und was sind die Kosten?
Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil bzw. Truvada® ist ein verschreibungspflichtiges Medikament, d.h. es muss vom Arzt verordnet werden. HIV-Schwerpunktärzt*innen sind mit dem Thema PrEP bestens vertraut, beraten, machen die nötigen Begleituntersuchungen und können die PrEP verschreiben.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die PrEP übernehmen ebenso wie die meisten privaten Krankenversicherungen.
Eine laufend aktualisierte Liste von teilnehmenden Apotheken finden sie hier https://www.koelsche-blister.de/index.php/prep/teilnehmende-apotheken.
Für wen eignet sich die PrEP?
Mit der PrEP können sich Menschen vor einer Ansteckung mit HIV durch die Einnahme antiretroviraler Medikamente schützen. Studien haben eine deutliche Senkung der HIV-Neuinfektionen gezeigt. Die PrEP ist eine Möglichkeit für Menschen mit hohem HIV-Risiko, denen es schwerfällt, Kondome zu benutzen. Sie schützt nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Syphilis, Tripper, Hepatitis B/C oder Chlamydien.
Für wen eignet sich die PrEP nicht?
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die PrEP ist, die Medikamente zuverlässig einzunehmen und regelmäßige HIV-Tests durchzuführen. Wer dies nicht sicher einhalten kann, sollte keine PrEP einnehmen.
Für Menschen mit chronischer Hepatitis B ist die PrEP mit Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil bzw. Truvada® nicht geeignet.
Patienten mit einer Niereninsuffizienz sollten Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil bzw. Truvada® aufgrund einer möglichen Verschlechterung der Nierenfunktion nicht einnehmen. In jedem Fall empfiehlt es sich, vor der Einnahme einer PrEP einen erfahrenen Arzt aufzusuchen.