Übertragungswege
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HIV ist im Vergleich zu anderen Viren relativ schwer übertragbar. Das Risiko einer Übertragung ist abhängig von der Anzahl der Viren im Blut und in den Genitalsekreten. Je mehr Viren umso hoher das Ansteckungsrisiko.
Ansteckend sind allein Blut, Sperma und Vaginalflüssigkeit. Am häufigsten wird HIV in Deutschland durch Geschlechtsverkehr übertragen und - auf Grund verbesserter Prävention - nur noch in Einzelfällen durch intravenösen Drogenkonsum oder berufliche Exposition.
Schweiß, Tränenflüssigkeit, Speichel, Urin und Kot sind nicht infektiös. HIV ist im alltäglichen zwischenmenschlichen Umgang (gleiches Besteck, Küssen, Hände schütteln, gleiche Toilette usw.) nicht übertragbar. Auf unverletzter Haut sind selbst Blut, Sperma und Vaginalsekret nicht ansteckend.
Geschlechtsverkehr
Das Retrovirus HIV
HIV (humanes Immundefizienzvirus) ist ein Retrovirus und gehört zur Familie der Lentiviren. "Retro" (lat. zurück, rückwärts) deshalb, weil diese Viren ihre Erbinformation in RNA (Ribonukleinsäure) gespeichert haben und nicht - wie andere Viren oder Organismen - in DNA (Desoxyribonukleinsäure). Bevor die RNA-basierte virale Erbinformation in die Zellen eines Wirtsorganismus integriert werden kann, muss sie mithilfe eines spezialisierten Enzyms, der Reversen Transkriptase, in DNA "zurückgeschrieben" werden.
Vaginalverkehr ist für beide Partner infektiös. Für die Frau besteht ein höheres Risiko als für den Mann, da die HIV-Konzentration im Sperma von unbehandelten Männern erheblich höher ist als im Vaginalsekret bei unbehandelten Frauen. Auch Analverkehr ist für beide Partner infektiös. Im Durchschnitt bei weniger als 1% der Sexualkontakte mit (unbehandelten) HIV-Infizierten zu einer Ansteckung. Durch ungünstige Faktoren kann allerdings aus diesem statistisch niedrigen Risiko ein hohes Risiko werden, etwa bei hoher Viruslast in der akuten Phase der Infektion oder bei einer Syphilis bei einem der Partner.
Oralverkehr
Oralverkehr kann in bestimmten Fällen infektiös sein, insbesondere wenn Sperma in den Mund gelangt. Das Prostatasekret (auch Vortropfen oder Lusttropfen) enthält zwar in niedriger Konzentration Viren, die Infektionsdosis ist aber nicht ausreichend. Ist es zu einer Ejakulation in den Mund gekommen, sollte das Sperma nicht geschluckt, sondern sofort ausgespuckt werden. Dann mit viel Zahnpasta den Mund und Rachenraum wiederholt spülen. Zahnpasta enthält Substanzen, die die fetthaltige Virushülle effektiv zerstört - ohne Hülle ist HIV nicht mehr infektiös. Beim vaginalen Oralverkehr hängt das Infektionsrisiko von der Sekretionsmenge ab; es ist gering bis sehr gering.
Infektionswahrscheinlichkeit
Das Risiko einer HIV-Infektion bei einem sexuellen Kontakt hängt von vielen Faktoren ab. Ungeschützter Analverkehr ist am risikoreichsten. Es folgen Vaginalverkehr - für die Frau höher als für den Mann - und Oralverkehr mit Ejakulation. Das statistisch höchste Risiko birgt das gemeinsame Benutzen von Injektionsnadeln, da infektiöses Blut direkt in den Blutkreislauf gespritzt wird.
Erfolgreich behandelte HIV-Infizierte sind nicht infektiös, wenn die Viruskonzentration im Blut ("Viruslast") seit mehr als sechs Monaten unter der Nachweisgrenze (<50 Viruskopien/ml Blutplasma) ist, die regelmäßige Einnahme der antiretroviralen Medikamente sichergestellt ist und keine sexuell übertragbaren Erkrankungen vorliegen.
Generell gilt: Die Infektionswahrscheinlichkeit hängt entscheidend von der Höhe der Viruskonzentration des Patienten ab. Übertragungswahrscheinlichkeiten lassen sich nur bei Kenntnis des Individualfalles durch einen mit der HIV-Infektion vertrauten Arzt genauer einschätzen. Informationen zur Post-Expositionsprophylaxe finden Sie unter HIV-PEP.
Die wichtigste Grundregel für Safer Sex: Potentitell infektiöse Körperflüssigkeiten wie Sperma und Blut sollten nicht auf Schleimhäute oder direkt in die Blutbahn gelangen.