HIV Heilung
11. Dezember 2023
Das schwierigste Hindernis auf dem Weg zur Heilung von HIV ist das
latente Reservoir, also die Viren, die in unser Erbmaterial eingebaut
sind und – solange sie „stumm“ sind – vom Immunsystem nicht erkannt und
damit auch nicht eliminiert werden können.
Doch immer wieder ergeben sich neue Ansätze aus der
Grundlagenforschung, wie man dieses Problem angehen könnte. So hat man
bei der Aufklärung des genauen Wirkmechanismus von NNRTI (Substanzen wie
Efavirenz (Sustiva®), Rilpivirin (Edurant®) oder Doravirin (Pifeltro®))
herausgefunden, dass sie neben ihrer Wirkung auf die Reverse
Transkriptase auch eine (schwache) Wirkung auf die HIV-Protease haben.
In höherer Konzentration führen diese Substanzen dazu, dass die
HIV-Protease zu früh aktiviert wird. Dadurch werden Bruchstücke des
HIV-Polyproteins von zelleigenen Sensoren erkannt und die Zelle begeht
„Selbstmord“ (Apoptose), bevor neue Viren gebildet werden können. Somit
kann der Vermehrungszyklus von HIV wirksam unterbrochen werden.
Allerdings reichen die Konzentrationen, die bei den therapeutischen
Dosierungen der gängigen NNRTI erreicht werden, nicht aus, um diesen
Effekt wirklich wirksam werden zu lassen. Deshalb nahmen Forscher des
Pharma-Herstellers Merck&Co (in Deutschland MSD), die bisherigen
NNRTI als Ausgangsstoffe, um eine neue Klasse von HIV-Hemmstoffen zu
entwickeln, die sie TACK (Targeted Activator of Cell Kill, etwa
„zielgerichteter Aktivator des Zelltods“) nennen.
Bis jetzt wurden alle Untersuchungen nur an Zellkulturen
vorgenommen, aber die Forscher spekulieren bereits, ob man diese
Substanzen entweder alleine geben könnte und darauf hoffen, dass
HIV-infizierte Zellen nach und nach aktiviert werden und durch TACK
abgetötet werden, so dass das Reservoir im Laufe der Zeit immer kleiner
würde bis nach einiger Zeit keine vermehrungsfähigen Viren mehr im
Körper sein sollten. Alternativ könnte man auch durch
Kombinationspartner infizierte Zellen künstlich aktivieren und damit
diesen Prozess beschleunigen. Ob dies tatsächlich so funktioniert,
müssen zunächst Tierversuche und später eventuell Studien am Menschen
zeigen.
Diese Arbeit zeigt sehr schön, wie wichtig die Grundlagenforschung
ist und dass selbst vermeintlich „alte“ Substanzen immer noch
Überraschungen bereiten können.