Antibiotika
12. Januar 2024
Zosurabalpin greift als erstes Antibiotikum den Lipopolysaccharid-Transporter der Bakterienmembran an und wirkt gegen Carbapenem-resistente Acinetobacter baumannii (CRAB).
Zosurabalpin ist der erste Verteter der neuen Antibiotika-Klasse der „gebundenen makrozyklischen Peptide“. Es hemmt den Lipopolysaccharid-Transport in vitro durch Wildtyp-LptB2FGC zu LptA in der Bakterienwand und hat damit einen zytotoxischen Effekt. Die Substanz hat keine wesentlichen Wechselwirkungen mit dem Cytochrom-P450-System weder als Inhibitor noch als Induktor.
In Phase-1-Studien zeigte Zosurabalpin im Mausmodell eine robuste Wirksamkeit gegen CRAB-Stämme, einschließlich Sepsis, Oberschenkel- und Lungeninfektion.
Zosuralpin wird vom Unternehmen Roche in Kooperation mit der amerikanischen Harvard Universität entwickelt.
Kommentar Prof. Johannes Bogner, München:
In der Presse wird Zosurabalpin als Durchbruch gegen den Problemkeim Acinetobacter baumannii gefeiert, der uns in der Klinik viele Probleme bereitet, da er häufig gegen alle oder fast alle Antibiotika Resistenzen aufweist.
Willkommen ist die Tatsache, dass es sich bei Zosurabalpin um einen neuen Wirkmechanismus der antibakteriellen Aktivität handelt. Schon etwas länger wurde kein neuer molekularer Wirkmechanismus mehr in die Klinik zur Anwendung gebracht. Ein potenzielles Problem könnte die Größe dieses aus mehreren Ringstrukturen aufgebauten Moleküls darstellen. Auch der antibakterielle Wirkmechanismus ist prinzipiell nicht davor gefeit, Nebenwirkungen ans Säugetierzellen hervorzurufen. Darauf deuten zumindest erste Toxizitätsversuche am Mausmodell hin. Die aktuell durchgeführten Phase-1-Studien sind noch recht weit entfernt von den klinischen Prüfungen zu Dosierung, Wirkung und Verträglichkeit am Menschen. Es ist also keineswegs garantiert, dass dieses neue Antibiotikum bis zu Anwendung am Menschen kommt. Gern möchte ich allen Entwicklern und Klinischen Forschern die Daumen drücken, dass in Phase-2- und Phase-3-Studien die gewünschten Wirkungen bei erträglicher Toxizität gezeigt werden können.
Selbst wenn die Phase 3 Prüfungen zu einer Zulassung führen, wird es sich um ein Medikament handeln, das einen sehr begrenzten Anwendungsbereich in der klinischen Medizin haben wird. Und eine kleine Sorge stellen auch dann die möglichen neuen Resistenzentwicklungen gegen das neue Antibiotikum dar: A. baumannii ist ein Meister der Resistenzentwicklung.