Mikrobiom
20. März 2024
Eva Sittig Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Führende Forschende unter CAU (Christian-Albrechts-Universität)-Beteiligung schlagen neue Sprache für Biologie und Medizin zur Beschreibung von Wirts-Mikroben-Interaktionen vor, die sich vom Paradigma krankmachender Mikroorganismen verabschiedet.
Mikroben als Krankheitserreger: Historische Entwicklung prägte Wissenschaft und Medizin
Die
neue Sicht auf das Leben als funktionelle Symbiose von Mikroorganismen
und vielzelligen Wirtsorganismen musste sich gegen massive Widerstände
durchsetzen. Das liegt auch an der über lange Zeiträume primär
pathologischen Sicht auf Mikroorganismen. Sie galten in der
Vergangenheit fast ausschließlich als Krankheitserreger, die Medizin und
Gesellschaft zum Wohle der menschlichen Gesundheit bekämpfen mussten.
Diese Perspektive beeinflusste auch die lebenswissenschaftliche
Forschung, die zum Beispiel das Immunsystem vor allem als
Abwehrmechanismus des Körpers gegenüber Krankheitserregern definierte.
Obwohl sich das Metaorganismus-Prinzip in der Gegenwart weitgehend
wissenschaftlich durchgesetzt hat, sind viele biologische und
lebenswissenschaftliche Begriffe bis heute von dieser pathologischen
Sichtweise und nicht von der tatsächlichen Funktion der Mikroben als
lebensnotwendige Partner eines funktionierenden Gesamtorganismus
geprägt.
Eine Gruppe international angesehener
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter Professor Martin
Blaser von der Rutgers University, Professorin Margaret McFall-Ngai vom
California Institute of Technology und SFB 1182-Vorstandsmitglied und
Kiel Life Science-Sprecher Professor Thomas Bosch von der CAU schlägt
daher eine neuartige Terminologie für die Biologie und Medizin vor: Sie
soll den Paradigmenwechsel hin zu einer Wahrnehmung der Mikroorganismen
als vor allem neutral oder nützlich in einer geänderten biologischen und
medizinischen Sprache vollziehen. Ihr „Neues Lexikon für das Zeitalter
der Mikrobiomforschung“, das eine Vielzahl von grundlegenden
lebenswissenschaftlichen Begriffen neu definiert und auch in der
akademischen Lehre und öffentlichen Wissenschaftskommunikation genutzt
werden soll, veröffentlichten sie in der wissenschaftlichen
Fachzeitschrift Philosophical Transactions of the Royal Society B:
Biological Sciences.
Originalpublikation: Thomas
C.G. Bosch, Martin J. Blaser, Edward Ruby and Margaret McFall-Ngai
(2024): A new lexicon in the age of microbiome research. Philosophical
Transactions B
First published: 18. March 2024 https://doi.org/10.1098/rstb.2023.0060
Weitere Informationen:
https://www.bosch.zoologie.uni-kiel.de
https://www.metaorganism-research.com