Ausgabe 3 - September 2008

Editorial

KOMMENTAR ZUM HIV• REPORT SONDERAUSGABE GESUNDHEITSPOLITIK »
VERUNGLIMPFUNG DER NIEDERGELASSENEN HIV-ÄRZTE »
DEUTSCHE AIDS-HILFE DISTANZIERT SICH »
 

KONGRESS

XVII International Aids Conference, Mexico City 3.-8. August 2008

Therapie und Prävention müssen heiraten

Die 17. Weltaids-Konferenz in mexico City hat klar gezeigt, dass die HIV-Pandemie mit Medikamenten allein nicht zu stoppen ist. die Bemühungen um den Weltweiten Zugang zur Therapie müssen mit Präventionsmaßnahmen kombiniert werden. Zudem muss die Prävention besser auf die Risikogruppen zugeschnitten werden, insbesondere auf Männer, die Sex mit Männern haben. Diese Gruppe ist nämlich auch in den Ländern der dritten Welt überproportional häufig betroffen.  

Antiretrovirale Substanzen und Strategien

Zu Abacavir wurden im Hinblick auf die virologische Wirksamkeit und den kardiovaskulären Effekt widersprüchliche Studienergebnisse vorgestellt. Efavirenz war bei Patienten mit fortgeschrittenem Immundefekt besser als Lopinavir/r und Raltegravir zeigte auch bei therapienaiven Patienten eine anhaltend gute Wirkung. 

9. Interdisziplinärer Kongress für Suchtmedizin
Leitlinien für HIV-Therapie bei Drogenabhängigen verabschiedet

Auf der Münchner suchtmedizinischen Tagung wurden in diesem Jahr in einer Konsensuskonferenz die Leitlinien zur antiretroviralen Therapie bei intravenös Drogenabhängigen (IVDA) verabschiedet. Ziel der gemeinsamen Aktion von DGS, DAGNÄ und DAIG war es, die antiretrovirale Behandlung von HIV-infizierten IVDA zu verbessern.  

17. Internationaler HIV Resistenzworkshop in Sitges
Resistenz gegen neue Substanzklassen: Neue Erkenntnisse

Der 17. Internationale HIV Resistenzworkshop fand dieses Jahr vom 11. bis 13. Juni in Sitges statt. Die insgesamt 178 Beiträge befassten sich nicht nur mit HIV, sondern auch mit der Resistenz gegen antivirale Medikamente bei Hepatitis B und Hepatitis C. 

AKTUELL

Martin Stürmer und Peter Gute Frankfurt:
HIV-Transmission

Die Empfehlungen der Schweizer EKAF berufen sich unter anderem auf das Fehlen eines dokumentierten Falles einer HIV-Transmission unter der Nachweisgrenze. In Frankfurt wurde ein solcher Fall beobachtet und mittlerweile auch publiziert.  

FORTBILDUNG

R. Kaiser, M. Obermeier, A. Thielen, H. Walter in Kooperation mit HIV-Grade e.V.:
Empfehlung zur Bestimmung des HIV-1-Korezeptor-Gebrauchs

Die neuen Medikamente aus der Gruppe der CCR5-Antagonisten haben ihre Wirksamkeit bei therapie-naiven und vorbehandelten Patienten gezeigt, bei denen keine CXCR4-tropen (X4-) Viren nachgewiesen wurden. Um den Einsatz von CCR5-Antagonisten im klinischen Alltag zu ermöglichen, sind Methoden zur Feststellung des HIV-1-Korezeptorgebrauchs unerlässlich, die ein schnelles und sicheres Screening für CXCR4-trope (X4-) Viren im Plasma der Betroffenen gewährleisten. 

Martin Obermeier, Berlin:
Tropismustest bei nicht nachweisbarer Viruslast

Nicht nur ein Therapieversagen, sondern auch unerwünschte Nebenwirkungen können häufig zu dem Wunsch nach einer Umstellung der antiretroviralen Therapie (ART) führen. Hierbei handelt es sich aber meistens um Patienten, die bei einer suffizienten ART eine nicht nachweisbare Viruslast besitzen. 

Johannes Bogner, München:
Etravirin: ein NNRTI der 2. Generation

Nicht nukleosidische Inhibitoren (NNRTI) in Kombination mit zwei Nukleosiden (NRTI) sind bewährte und erfolgreiche Firstline-Regime und auch als Folgeoption bei zuvor mit Proteaseinhibitoren behandelten Patienten einsetzbar. Zu den Nachteilen der NNRTI gehört allerdings die niedrige Resistenzbarriere. Die Einführung des neuen NNRTI Etravirin mit einer höheren Resistenzbarriere bedeutet daher für viele vorbehandelte Patienten eine deutliche Verbesserung ihrer Therapieoptionen. 

Eva Wolf und Hans Jäger, München:
Die ältere Patientin, der ältere Patient

Nach einem Jahr Vorbereitung startet die Untersuchung 50/2010 im III. Quartal 2008. Vierzig Schwerpunktpraxen und Ambulanzen werden über 2 Jahre (bis 2010) Daten zur Gesundheit von HIV/AIDS-Patienten, die über 50 Jahre alt sind, sammeln. In 6-Monatsabständen werden 250 HIV-Patienten mit zwei HIV-negativen Kontrollgruppen, die jeweils die gleiche Größe haben, verglichen (Gesamt n = 750). Pro Zentrum sollen maximal 30, mindestens aber 15 Patienten in die Untersuchung eingeschleust werden. 

Christian Hoffmann, Hamburg:
Opportunistische Infektionen - Teil 4

Infektionen durch den Hefepilz Cryptococcus neoformans sind gefürchtet, wenn auch in Europa relativ selten. In den USA, Afrika und in Südostasien sind sie sehr viel häufiger und gehören weltweit zu den wichtigsten AIDS-definierenden Erkrankungen. Unbehandelt verläuft die Kryptokokkose letal. Die Therapie ist kompliziert, langwierig und nur stationär zu empfehlen. Rezidive waren in der prä-HAART-Ära häufiger (mindestens 15%) als heute. Die Prognose hat sich deutlich verbessert - allerdings bei gleich bleibender Frühmortalität. 

MITTEILUNGEN

Robert Koch-Institut - Ulrich Marcus, Berlin
Syphilis in Deutschland im Jahr 2007

Nach der Einführung einer Labormeldepflicht für Syphilis-Diagnosen durch das Infektionsschutzgesetz (IfSG) im Jahre 2001 stieg die Zahl der gemeldeten Infektionen zunächst von 1.697 im Jahre 2001 auf 3.352 im Jahre 2004 an. Seit 2004 haben sich die Meldezahlen bundesweit auf einem Niveau zwischen 3.000 und 3.500 pro Jahr stabilisiert. Im Jahr 2007 wurden 3.258 Syphilis-Fälle gemeldet. Hinter den bundesweit relativ stabilen Zahlen verbergen sich jedoch zeitlich gegeneinander versetzte regionale Schwankungen. 

Deutsche AIDS-Hilfe
HIV/Aids - Ethische Perspektiven

Vom 19. bis zum 21. Juni 2008 kamen auf Einladung der Deutschen AIDS-Hilfe und der Goethe-Universität über 230 Teilnehmer und gut 40 Referenten zusammen, um auf einer Fachkonferenz ethische Perspektiven von HIV/AIDS gemeinsam zu diskutieren. Angestoßen wurde diese Konferenz von der Deutschen AIDS-Hilfe, die sich in der alltäglichen Arbeit seit jeher mit einer Vielzahl ethischer Fragen konfrontiert sieht, etwa der Frage, an welchen Werten sich die HIV-Prävention orientieren soll oder welche Forderungen an den Einzelnen und die Gesellschaft gestellt werden können bzw. sollen?  

Deutsche AIDS-Stiftung
Armut von aidskranken Menschen in Deutschland nimmt zu

Menschen mit HIV und AIDS leiden nicht nur unter den gesundheitlichen Auswirkungen der Infektion, sie sind auch besonders häufig von Armut betroffen. Da sie sich oft in jungem Alter infizieren, können sie keine finanziellen Rücklagen bilden oder ausreichende Rentenansprüche erwerben. 

DAIG

DAIG aktiv in der Nachwuchsförderung

Die DAIG-Mitglieder haben die Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem HIV-Bereich zu einem Schwerpunktthema der Fachgesellschaft erklärt. Dazu gehört vor allem die Schaffung von Postdoc-Stellen, Gastarztaufenthalten und Hospitationsmöglichkeiten im In- und Ausland. 

Die drei Preisträger stehen fest

KAAD steht für die Klinische Arbeitsgemeinschaft AIDS Deutschland. Sie ist ein Zusammenschluss von Ärzten, die Mitglied der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) sind und sich in der klinischen Forschung zu HIV und AIDS engagieren.  

DAIG
Drei Länder, ein Kongress: Der SÖDAK 2009

Der bisherige DÖAK wird 2009 erstmalig gemeinsam mit der Schweiz ausgerichtet. Der 1. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische AIDS-Kongress heißt SÖDAK und wird vom 24. bis 27. Juni 2009 in St. Gallen stattfinden. Veranstalter sind die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG), die Österreichische AIDS-Gesellschaft (ÖAG) und die Schweizerische HIV-Kohortenstudie (SHCS). Kongresspräsident ist Prof. Dr. Pietro Vernazza vom Kantonsspital St. Gallen. Österreich und Deutschland werden jeweils durch die Vizepräsidentinnen Prof. Dr. Elisabeth Puchhammer-Stöckl von der Universität Wien und Dr. Annette Haberl vom Universitätsklinikum Frankfurt vertreten.  

3A
Sind HIV-positive Frauen in Deutschland gut behandelt?

Daten von 1.557 HIV-positiven Frauen konnte die Arbeitsgruppe Aerztinnen und Aids (3A) von Juni 2007 bis März 2008 im Rahmen ihrer 3A-Analyse standardisiert erfassen. Insgesamt 1.191 (77%) Patientinnen erhielten im Beobachtungszeitraum eine antiretrovirale Therapie. Ihre Daten stehen im Mittelpunkt der aktuellen Auswertung. Die Präsentation der Ergebnisse soll auf dem 9. International Congress on Drug Therapy in HIV Infection im November 2008 in Glasgow stattfinden. 

DAGNÄ

Aus Aachen nach New York für die DAGNÄ unterwegs

Auf Einladung des Bundesministeriums für Gesundheit und der Frau Ministerin Ulla Schmidt konnte Dr. Heribert Knechten, Aachen, in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der DAGNÄ Anfang Juni 2008 erneut an einem Spezialmeeting der UN zu HIV/AIDS teilnehmen. Diese alle zwei Jahre stattfindenden Bestandsaufnahmen sollen die Fortschritte dokumentieren auf dem Weg zum "Millennium Development Goal" von 2010 und 2015. Als Delegierte reisten neben den Vertretern des Ministeriums für Gesundheit und des auswärtigen Amtes eine Reihe von Bundestagsabgeordneten mit sowie Vertreter der Zivilorganisationen - von der Aids-Hilfe bis zu kirchlichen Diensten -, die zum Teil in beratender Funktion tätig waren, aber auch an vielen Stellen direkt Input leisten konnten. 

Verhandlungen am laufenden Band

Im Jahr vor Start des Gesundheitsfonds bemüht sich die DAGNÄ vehement für die neue Weichenstellung ab 2009 gerüstet zu sein, um die HIV-Versorgung in Deutschland zu sichern. Hierzu laufen parallel verschiedenste Aktivitäten, regional und bundesweit. 

Kompetenznetz HIV/AIDS
Weitere Förderung nach Umstrukturierung

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat dem Kompetenznetz HIV/AIDS (KompNet) grünes Licht für eine dritte Förderperiode bis 2010 gegeben. Konkret bedeutet dies, dass der nationale Forschungsverbund nochmals mit jährlich über 1,2 Millionen Euro gefördert wird. Die Grundlage dieser Förderung stellt das Gutachten des international besetzten wissenschaftlichen Beirats des KompNets dar.  

JOURNAL-CLUB

Christian Hoffmann, Hamburg
Herausragende Arbeiten der letzten Monate

Alzheimer-Risikofaktor ApoE4 begünstigt HIV-Progression »
Aciclovir bleibt ohne präventiven Effekt »
HIV und der Darm - Zwei wichtige Teile mehr im großen Puzzle » 

Meldungen

USA hebt Einreiseverbot für HIV-Infizierte auf » Ende von HIV.Net in Sicht » Kohortenmanager des Kompetenznetz HIV/AIDS » Freiburg: Praxis in der Uniklinik » Hamburg: Neues zum ICH » MSD: Neue Junior Produkt Managerin » BMS: Medical Adviser » Combivir® hat jetzt Bruchrille » Forschung an Tenofovir » Pressemeldungen » Erratum » 

Meldungen

  • Harnwegsinfektion

    20. November 2024: Carbapenem in den USA für unkomplizierte Harnwegsinfekte zugelassen weiter

  • Erektile Dysfunktion

    19. November 2024: Sildenafil jetzt auch als Spray weiter

  • Influenza

    04. November 2024: MF-59 adjuvantierter Influenza-Impfstoff auch für Ältere empfohlen weiter

  • Could not find template blocks/infocenter-ad.htm
  • Mykose

    04. November 2024: C. auris-Screening bei Aufnahme weiter

  • MPOX

    04. November 2024: Tecovirimat-Resistenz in USA weiter

  • Newletter online

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  • Tuberkulose

    30. Oktober 2024: N-Acetylcystein kein Nutzen bei Eradikation, bessert aber Lungenfunktion weiter

  • Influenza

    28. Oktober 2024: RKI meldet wöchentlich Viruslast im Abwasser weiter

  • Robert Koch-Institut

    28. Oktober 2024: Neuer STIKO-Vorsitzender: Prof. Reinhard Berner weiter

  • MPOX

    28. Oktober 2024: Erster Fall der neuen MPOX-Variante in Deutschland weiter

  • E. coli

    28. Oktober 2024: Kolibakterien bei McDonald´s weiter

  • HIV

    22. Oktober 2024: Nierentransplantation HIV zu HIV sicher weiter

  • Leberkrebs

    21. Oktober 2024: Immun-Typen können Therapieerfolg beeinflussen weiter

  • MERS

    21. Oktober 2024: Impfstoff in Phase Ib sicher und wirksam weiter

  • Impfung

    19. Oktober 2024: Paul-Ehrlich-Institut wertet Nebenwirkungen von 100 Millionen Impfungen aus weiter

  • Virologie

    16. Oktober 2024: Neues Hochsicherheitslabor für die Marburger Virologie weiter

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