Ausgabe 1 - März 2009
KONGRESS
16th CROI 2009, Montreal
Auf der diesjährigen CROI gab es nur wenige Aufsehen erregende neue Therapiestudien, dafür umso mehr spannende Daten aus anderen Bereichen. Die Highlights waren über den ganzen Kongress verstreut von der Plenarsitzung bis hin zur Posterdiskussion. Die Stimmung war entspannt, die Forscher gelassen. Selbst so brisante Themen wie latente Reservoire und HIV im Sperma wurden in aller Ruhe diskutiert.
9. HIV und Schwangerschaft
Das HIVCENTER im Klinikum der JW Goethe Universität Frankfurt hat auch in diesem Jahr wieder zur Fachtagung HIV und Schwangerschaft eingeladen. Am 30. und 31. Januar trafen sich HIV-Behandler, Gynäkologen, Hebammen, Pädiater, Vertreter psychosozialer Disziplinen und der Community zum wissenschaftlichen Austausch in Schlangenbad. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft von DAIG, DAGNÄ, AAWS und dem Kompetenznetz HIV/AIDS.
FORTBILDUNG
Jörg Gölz, Berlin:
Heilende Aspekte der Sucht
Abstinenz als einziges Ziel der Suchttherapie ist medizinisch nicht begründet, sondern der Medizin von der Gesellschaft aufgezwungen. Abstinenz ist die Lebensmaxime einer Welt, die allein an der Funktionsfähigkeit des Einzelnen im industriellen Arbeitsprozess orientiert ist bzw. einer Gesellschaft, die religiöse Erleuchtung heroisiert, und in der Askese den einzigen Weg dahin sieht. Beides sind medizinisch fragwürdige Ideale.
Markus Backmund, München:
Grundlagen der Substitution bei Heroinabhängigen
Die Substitutionsbehandlung ist Therapie der ersten Wahl bei Opioidabhängigkeit. Sie ermöglicht die Diagnose und erfolgreiche, zuverlässige Therapie schwerer zusätzlicher Erkrankungen. Gleichzeitig gibt die Struktur der Substitution den Abhängigen Halt und ist ein optimales Setting für die psychotherapeutische und psychosoziale Betreuung
Milo Huber, Zürich:
HIV bei Drogenabhängigen
Intravenöser Drogenkonsum (IVDU) mit Tausch oder gemeinsamem Gebrauch von Spritzenutensilien ist nach wie vor eine häufige Art von HIV Transmission in Europa. Etwa 30% der Patienten in der Schweizerischen HIV Kohortenstudie (SHCS) haben sich auf diesem Weg infiziert. Diese Patienten werden als IVDU bezeichnet, unabhängig von den aktuellen Drogen-Konsumgewohnheiten.
Hartwig Klinker, Würzburg:
Interaktionen ART - Substitution - Drogen
Die gleichzeitige Einnahme/Gabe einer HAART und einer Opioid-Agonisten-Therapie (OAT) bei drogensüchtigen HIV-Infizierten stellt besondere Anforderungen an den Patienten und den Behandler. Neben der Therapieadhärenz und der hohen Prävalenz von chronischen Lebererkrankungen spielen pharmakologische Wechselwirkungen zwischen den eingesetzten Medikamenten eine wichtige Rolle.
Leitlinien zur antiretroviralen Therapie bei intravenös Drogenabhängigen
Im Juli letzten Jahres wurden auf dem interdisziplinären Suchtkongress in München die gemeinsamen Leitlinien der DAIG, DAGNÄ und DGS zur antiretroviralen Therapie bei Drogenabhängigen (IVDU)* verabschiedet. Vorausgegangen war eine Expertentagung, auf der der aktuelle Stand des Wissens und die Literatur zu den einzelnen Fragestellungen präsentiert wurde.
Jens Reimer, Bernd Schulte, Heino Stöver:
Versorgung in Haftanstalten
Über die Situation in deutschen Haftanstalten bezüglich der medizinischen Behandlung von intravenösem Drogenkonsum und assoziierten Infektionserkrankungen liegen wenig systematisch gewonnene Daten vor. Relevanz hat dieses Thema jedoch vor dem Hintergrund eines großen Anteils intravenös Drogenabhängiger an der Gesamtzahl der Gefangenen.
Raphaela Basdekis-Jozsa, Wolfgang Berner, Peer Briken, Hamburg:
Sexsucht
In der Beratung und Behandlung HIV-infizierter Patientinnen und Patienten hat sexuelles Risikoverhalten eine besondere Bedeutung. Dabei ist es für den Behandler wichtig, Übergänge zwischen riskanten Verhaltensweisen und dem Beginn bzw. dem Bestehen eines süchtigen, d.h. exzessiven sexuellen Verhaltens frühzeitig zu erkennen, um mögliche gesundheitliche Schäden zu begrenzen und andererseits eine geeignete Therapie einzuleiten.
Frank G. Mathers, Köln:
Praktische Ansätze zur Tabak- entwöhnung bei HIV-Patienten
Die Lebenserwartung von HIV-Patienten ist heute nahezu normal. Der Schritt zur Tabakentwöhnung ist daher eine der wichtigsten Entscheidungen, mit denen ein HIV-Infizierter seine Morbidität und Mortalität noch weiter günstig beeinflussen kann. Entgegen weit verbreiteter Vorurteile können Ärzte schon mit minimaler klinischer Intervention einen entscheidenden Beitrag zum therapeutischen Erfolg leisten. Zwar gibt es bisher noch keine speziell auf HIV+ Patienten zugeschnittenen Entzugsprogramme, aber wirksame allgemeine Strategien zur Bekämpfung der Tabakabhängigkeit können ebenso sinnvoll eingesetzt werden. Am effektivsten ist dabei eine Kombination aus medikamentöser Therapie und verhaltensbasierten Elementen.
Matthias Bastigkeit, Geschendorf:
Neue Drogen ein Überblick
"Das Bessere ist der Feind des Guten" - nach diesem Motto leben auch einige "probierfreudige" Drogenkonsumenten. Der Trip in die Welt der Träume soll immer länger, heftiger und cooler sein. Die "Neuen Drogen" sind Substanzen, aber nicht immer neu. Oft sind es bewährte chemische oder biologische Substanzen, die in der Szene wieder "in" sind oder neue Konsumformen verhelfen Oldies zu neuem Glanz.
JES-Netzwerk:
Selbsthilfe und Interessenvertretung von DrogengebraucherInnen
JES (Junkies, Ehemalige, Substituierte) - das bundesweite Drogenselbsthilfenetzwerk begeht in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Grund genug um die Ideen, Haltungen, Ziele und Strukturen dieses einzigartigen Zusammenschlusses von aktiven Drogengebrauchern, Substituierten und ehemaligen Konsumenten näher zu betrachten.
Christian Hoffmann, Hamburg:
Opportunistische Infektionen Teil 6
Obgleich im eigentlichen Sinn weder eine echte opportunistische Infektion noch eine klassische AIDS-Erkrankung, ist der HIV-assoziierte Multizentrische Morbus Castleman (MCD) auch heute noch eine höchst problematische Krankheit. Sie stellt die Behandler vor große diagnostische und therapeutische Herausforderungen. Die meist in Schüben schwer kranken Patienten durchleben nicht selten über lange Monate und manchmal sogar Jahre hinweg diagnostische Irrwege, und zwar auch, weil oft weder Kliniker noch Pathologen diese Entität kennen.
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Bericht von Ramona Pauli, München:
DAGNÄ-Geschäftsstelle zieht nach Berlin
Auf einer mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung der DAGNÄ wurde darüber abgestimmt, ob die Geschäftsstelle des Vereins weiterhin in Aachen bleibt oder nach Berlin verlegt wird. Die Abstimmung war vom Vorstand angesetzt worden, der sich nicht über den Standort einigen konnte. Nach intensiver Diskussion fiel die Entscheidung für Berlin. Doch einen Sieger gibt es nicht, das Vertrauen der Mitglieder in die Führung des Vereins ist angeschlagen.
MITTEILUNGEN
Deutsche AIDS-Hilfe
Gemeinsam Eintreten für ein Bleiberecht für HIV-positive Flüchtlinge und eine bessere Versorgung
Anlässlich des internationalen Tags der Menschenrechte am 10. Dezember 2008 hat die Deutsche AIDS-Hilfe eine Postkartenkampagne an Bundesinnenminister Schäuble gestartet, um auf die schwierigen Lebensbedingungen von Flüchtlingen mit HIV und anderen chronischen Erkrankungen aufmerksam zu machen und ein Bleiberecht für diese zu fordern. In Kooperation mit HIV-positiven Migrantinnen und Migranten, der bundesweiten Arbeitsgruppe "Aids und Migration/Aids&Mobility" und dem Verein "Positive Aktion - MigrantInnen gegen AIDS" wurde diese Aktion entwickelt und umgesetzt.
Robert Koch-Institut
HIV bei Migranten in Deutschland
Wenn über HIV und Migration in Deutschland oder der Europäischen Union geredet und geschrieben wird, stehen meist Migranten aus den sog. Hochprävalenzregionen, d.h. aus Subsahara-Afrika, Teilen Südostasiens und der Karibik im Vordergrund. Insbesondere in den ehemaligen Kolonialmächten Großbritannien, Frankreich und Belgien, aber auch in skandinavischen Ländern, stellen Migranten aus diesen Regionen in der Tat einen weit überproportionalen Anteil der HIV-Infektionen. Angesichts der Globalisierung der HIV-Pandemie wäre es jedoch kurzsichtig, den Aspekt Migration nur unter dem Gesichtspunkt der Einwanderung aus Hochprävalenzregionen nach Europa zu betrachten. Nicht nur, aber gerade auch in Deutschland stellen Menschen aus anderen europäischen Ländern einen viel höheren Anteil an Personen mit Migrationshintergrund als die vergleichsweise kleine Gruppe von Menschen aus Subsahara-Afrika.
Deutsche AIDS-Stiftung
HIV-infizierte Frauen häufiger in Not
Während der Anteil der von HIV und AIDS betroffenen Frauen in Deutschland mit rund 18 Prozent bedeutend niedriger ist als der Anteil der Männer mit rund 82 Prozent, ist der Prozentsatz der Frauen unter den Antragsteller/innen bei der Deutschen AIDS-Stiftung überproportional hoch: Das Verhältnis beträgt hier 37 Prozent zu 63 Prozent.
DAIG
Die DAIG zeichnet hervorragende Wissenschaftler aus: Jetzt bewerben!
Im Rahmen des Deutsch-Österreichisch-Schweizerischen AIDS-Kongresses in St. Gallen wird der DAIG-Präsident Jürgen Rockstroh in diesem Jahr gleich mehrere Forschungspreise verleihen. Wissenschaftler, die in jüngster Zeit einen herausragenden Beitrag zur HIV/AIDS-Forschung geleistet haben, sind jetzt aufgefordert, sich um eine Auszeichnung ihrer Arbeit zu bewerben.
3A
Neue Herausforderungen in der Frauenforschung - 3A erweitert Vorstand
Die Arbeitsgruppe Aerztinnen und AIDS (3A) hat auf ihrer Mitgliederversammlung im November 2008 turnusgemäß einen neuen Vorstand gewählt. Aufgrund der inzwischen zahlreichen laufenden und anstehenden Projekte hat 3A den Vorstand von drei auf fünf Mitglieder erweitert. Der neue Vorstand: Annette Haberl, Ivanka Krznaric, Tessa Lennemann, Katja Römer und Susanne Usadel.
MELDUNGEN 70
HIV-Behandlerinnen fordern mehr Einfluss » MSD:
Neuer Medical Manager » AREVIR-GenaFor-Meeting » Vorbereitungen
für den SÖDAK auf der Zielgeraden »
HIV-Streiflicht: Shakespeare lässt grüßen! »