Onlineberatung für Escorts, Callboys und Taschengeldjungs
Mann-männliche Prostitution und die Kontaktanbahnung dieser ist nicht mehr ausschließlich in Kneipen, Bars, Pornokinos oder an öffentlichen Plätzen anzutreffen. Vielmehr hat sie sich in den letzten Jahren zunehmend auch in den Bereich der virtuellen Medien ausgedehnt. Sex wird heute in den Sozialen Netzwerken ge- und verkauft. Immer mehr männliche Prostituierte bieten über SocialNetWorking ihre Dienste an und haben auf Szene-Seiten eigene Escort Profile. Die Spannbreite reicht hier vom professionellen Sexworker bis hin zum Escort, der gelegentlich anschaffen geht, bis hin zum Jugendlichen ohne professionelles Bewusstsein für seine Tätigkeit.
Beratung im Internet
Durch diese Entwicklung wurde deutlich, dass die Beratungsstellen des AKSD (Arbeitskreis der Strichereinrichtungen Deutschlands) ihre Arbeit auch im virtuellen Bereich durchführen müssen – ergänzend zur existierenden Arbeit innerhalb der realen Prostitutionsszene. Um die Strukturen und den konkreten Bedarf der Zielgruppe im Internet zu ermitteln, wurde 2004 von der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) eine Studie beim Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) in Auftrag gegeben, an der drei deutsche Strichereinrichtungen teilnahmen (München, Köln und Berlin).
Seit 2006 online
In der Studie wurde herausgearbeitet, dass es einen großen Aufklärungs-, Beratungs- und Hilfebedarf für anschaffende junge Männer im Netz gibt. Dies veranlasste die Strichereinrichtungen des AKSD in Deutschland dazu, das bestehende und bisher bewährte Angebotsspektrum und die Zugangswege zur Zielgruppe zu erweitern. Resultat dessen ist die seit 2006 online geschaltete Internetplattform www.info4escorts.de.
Austausch untereinander
Bei
Info4escorts handelt sich um ein Portal, das zahlreiche Informationen
zugänglich macht, etwa zu Themen wie Safer Work, Safer Sex und
sexuell übertragbare Infektionen. Zudem kann Kontakt zu den
einzelnen Beratungsstellen im Bundesgebiet aufgenommen werden und es
stehen hilfreiche, die Szene betreffende Links zur Verfügung. Im
Vordergrund steht allerdings der Kommunikationsaspekt des Angebotes.
Die virtuelle Beratungsstelle www.info4escorts.de
ermöglicht es der
Zielgruppe, sich untereinander auszutauschen und sich fachliche Hilfe
bei den Berater_innen zu holen. Die Kommunikationsmöglichkeiten
erstrecken sich etwa über mehrmals wöchentlich stattfindende
Gruppenchats, die von je zwei Berater_innen moderiert werden, über
Einzelchats, bei denen sich der Ratsuchende und Beratende in einem
zeitlich abgesprochenen Setting treffen, einer E-Mail-Beratung, bei
der die Klienten konkrete Fragen an die Beratenden stellen, bis zu
einem öffentlich zugänglichen und ebenso fachlich begleiteten
Forum.
Anonymität senkt Hemmschwelle
Das Internet-Projektteam besteht derzeit aus sieben Berater_innen fünf kooperierender Anlaufstellen für männliche Prostituierte in Deutschland (subway in Berlin, Café Strich-Punkt in Stuttgart, Marikas in München, LOOKS in Köln, BASIS-projekt in Hamburg), welche übergreifend arbeiten.
Das Feld der Onlineberatungsangebote steckt in Deutschland immer noch in den Kinderschuhen. Es gab und gibt kaum Vergleichswerte, welche info4escorts nutzen konnte/kann. Die Onlineberatung ist orts- und zeitunabhängig verfügbar und bietet durch ihre Anonymität und Distanz eine ideale Möglichkeit für den Erstkontakt und hilft Hemmschwellen abzubauen. Sie ist sowohl Überbrückungsmöglichkeit bzw. Vorbereitung auf ein persönliches Gespräch, als auch ein eigenständiges Beratungsinstrument.
Wünschenswert wäre es für die Zukunft, die Kapazitäten der Onlineberatung zu erhöhen und somit noch mehr Klienten erreichen zu können. Denn: Was früher dunkle Gassen waren, sind heute die neuen Medien, fernab der Reichweite traditioneller Beratungseinrichtungen. Leider fehlt es derzeit noch an finanziellen Mitteln oder einer gesicherten Finanzierung des Projektes. Diese zu akquirieren stellt eine große Aufgabe dar und erfordert, neben personellen Kapazitäten, öffentliche Aufmerksamkeit und Hilfe.