Hendrik Streeck, Essen
BRAHMS-Studie
Anfangs hatten die Forscher am Essener Institut für HIV-Forschung nur eine Frage: Finden wir in Deutschland genügend Männer, die einen Impfstoff gegen HIV testen würden? Eine Machbarkeitsstudie sollte erste Daten zu Infektionsrisiken und Safer-Sex-Strategien liefern. Auf der Suche nach Kooperationspartnern stellten die Essener jedoch bald fest, dass auch viele Kollegen neue Daten benötigten. Immer mehr HIV-Schwerpunktpraxen und wissenschaftliche Einrichtungen sprangen auf – „inzwischen ist BRAHMS die größte Studie zu sexuell übertragbaren Krankheiten, die in Deutschland je gelaufen ist“, sagt Institutsleiter Hendrik Streeck: „Wir untersuchen systematisch, welche Geschlechtskrankheiten unter schwulen Männern in Deutschland wie oft vorkommen und auf welchen Wegen sie übertragen werden.“
Beteiligt an BRAHMS sind zehn medizinische Einrichtungen in Hamburg, Berlin, Bochum, Essen, Köln, Frankfurt (Main) und München. Federführend ist das Institut für HIV-Forschung am Universitätsklinikum Essen.
1.000 Teilnehmer
Seit
Mai werden rund 1.000 Studienteilnehmer ein Jahr lang alle drei
Monate zum Gesundheitscheck gebeten. Beteiligt sind Kliniken,
Arztpraxen und schwule Checkpoints in sieben deutschen Städten. Im
Labor fahnden die Essener
Forscher nach 13 Viren, Bakterien und
Einzellern, die beim Sex übertragen werden können.
Das wichtigste Studienziel aller Beteiligten: ein besserer Durchblick! Bisher gibt es kein Gesamtbild der sexuell übertragbaren Krankheiten in Deutschland, sondern nur Einzeldaten. Man weiß zwar, dass andere Geschlechtskrankheiten eine Ansteckung mit HIV begünstigen – aber wie genau, ist unklar.
Die zweite wichtigste Frage: Wie gut funktioniert die PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) im Alltag? Dies wurde in der PRIDE-Studie geprüft. Und bei PrEP-Nutzern, die an BRAHMS teilnehmen, wird auch der Medikamentenspiegel im Blut gemessen.
Nicht zuletzt soll BRAHMS – wie ursprünglich geplant – eine Impfstoffstudie vorbereiten. Ende 2022 soll ein vielversprechendes Präparat erstmals an Patienten getestet werden.
Deshalb sucht BRAHMS unter den Teilnehmern nach Freiwilligen, die ab 2022 einen HIV-Impfstoff testen möchten. BRAHMS läuft bis April 2019, Interessenten können sich noch melden. www.hiv-forschung.de/brahms