Am Sonntag, 8. Februar begann die 16. CROI in Montreal. Erwartet wurden viele interessante Daten, z.B. die Ergebnisse
der Interleukin-2 Studien SILCAAT und ESPRIT, zur Korrelation von Viruslast im Sperma und im Blut, zu Mikrobiziden, zum
Therapiebeginn, zum kardiovaskulären Risiko und vieles mehr. HIV&more berichtet.
Schlaglichter von der 16. CROI
PPT Slides: Ausgewählt und kommentiert von Prof. Matthias Stoll, Hannover
21% der Patienten, die von einem gut funktionierendem Regime auf eine
Lopinavir/r-Monotherapie umgestellt wurden, entwickelten innerhalb von 24 Wochen ein virologisches Versagen. Alle diese
Patienten hatten einen CD4-Nadir <200/µl.
Eine große Studie an über 4000 afrikanischen Frauen bestätigt, dass hormonale Kontrazeptiva
den Verlauf der HIV-Infektion nicht negativ beeinflussen.
Die HIV-Infektion selbst ist ein unabhängiger, kardiovaskulärer Risikofaktor vergleichbar
mit Rauchen und Diabetes mellitus. Das ergab der Vergleich der Intima-Media-Dicke von zwei großen Kollektiven mit und ohne HIV.
Bei stark vorbehandelten Patienten mit stabilem Regime war der Wechsel von Enfuvirtid auf
Raltegravir virologisch sicher. CD4-Zahl und Nebenwirkungen waren vergleichbar.
Zum kardiovaskulären Risiko unter Abacavir wurden zahlreiche Studien präsentiert mit
widersprüchlichem Ergebnis. Ursache des uneinheitlichen Bildes könnten die verschiedenen Populationen in den Studien
sein. Die Empfehlung, bei Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko mit Abacavir vorsichtig zu sein, ändert sich nicht.
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In SLAM-C erreichten die Hälfte der Patienten eine HCV-Elimination, wenn sie 12 Wochen
nach Therapiebeginn einen Abfall der HCV-RNA von >=2log hatten und insgesamt 72 Wochen behandelt wurden. Patienten
mit einer kompletten EVR (HCV-RNA <600 IU/ml) hatten sogar eine 62%ige Chance.
Anders als bei HCV-Monoinfektion scheint die HCV-Viruslast bei HIV/HV-Koinfektion mit
einer erhöhten Mortalität einher zu gehen. In einer Auswertung der EuroSIDA-Kohort hatten hochvirämische Koinfizierte
eine doppelt so hohe Sterblichkeit wie avirämische Patienten.
Interleukin-2 zusätzlich zur HAART führte in den Studien ESPRIT und SILCAAT wie erwartet
zu einem stärkeren Anstieg der CD4-Zellen als die HAART allein. Doch es zeigte sich kein klinischer Nutzen. Die
Mortalität und AIDS-definierende Ereignisse waren in beiden Gruppen vergleichbar.
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Die biomedizinische Prävention mit Tenofovir allein oder in Kombination mit Emtricitabin
oral oder als topisches Gel könnte die Prävention bereits in wenigen Jahren revolutionieren. Die ersten Ergebnisse einer
ganzen Reihe von klinischen Studien werden Ende des Jahres erwartet.
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Bisher ging man davon aus, dass das Nukleosid Telbivudin keine Aktivität gegen HIV hat.
Nun wurde bei einem HIV/HBV-koinfizierten Patienten unter Telbivudin ein Abfall der Viruslast bis unter die
Nachweisgrenze beobachtet.
GS-9350 ist ein neuer Inhibitor von CYP3A, der Proteasehemmer boosten kann. Im Gegensatz
zum bisherigen Standard Ritonavir ist GS-9350 wasserlöslich und Lipid-neutral und hat keine antivirale Aktivität.
In zwei Studien wurde parallel die Viruslast in Blut und Sperma untersucht. Dabei zeigte
sich, dass bei rund 5% der Patienten ohne Viren im Blut HIV im Sperma nachgewiesen wurde. Die Viruslast im Sperma
schwankte erheblich und erreichte bei einem Patienten sogar 16.000 Kopien/ml.
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Nach vielen negativen Studien hat nun endlich ein Mikrobizid einen präventiven Effekt
gezeigt. Das PRO2000-Gel verminderte das Risiko der HIV-Transmission um 30%.
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Der Wechsel von Lopinavir/r auf Raltegravir bei Patienten mit einer Viruslast unter der
Nachweisgrenze hat in der randomisierten SWITCHMRK-Studie häufiger zum virologischen Versagen geführt als die
Fortführung des ursprünglichen Regimes.
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Die diesjährige CROI eröffnete mit zwei Vorträgen zu den wichtigsten Themen im HIV-Bereich:
Heilung und Afrika. Robert Siliciano, Baltimore, stellt den aktuellen Stand des Wissens zu den latenten Reservoiren dar.
Glenda Grey und James McIntyre von der Universität Witwaterstrand in Johannesburg, gaben einen Überblick über die
Geschichte von HIV in Soweto. Der musikalische Rahmen wurde von Oliver "Tuku" Mtukudzi aus Simbawe gestaltet. Der
Musiker ist einer der wenigen afrikanischen Künstler, die HIV thematisieren und zwar sowohl in seinen Liedern als auch
mit dem öffentlichen Bekenntnis, dass sein Bruder an AIDS verstorben ist.
Prof. Pietro Vernazza, St. Gallen
HIV im Sperma trotz erfolgreicher HAART. Erklärungen und Konsequenzen.
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Priv.-Doz. Keikawus Arastéh, Berlin
SWITCHMRK: Wechsel von Lopinavir/r auf Raltegravir. Ergebnisse und Hintergründe.
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Prof. Gerd Fätkenheuer, Köln
Kein Benefit von Interleukin-2. Finale Ergebnisse von ESPRIT und SILCAAT.
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