Vitamin D-Mangel
In den bisherigen fünf publizierten Arbeiten zum Vitamin D-Mangel bei HIV liegt die Prävalenz bei 5% - 74%. Auch die aktuell vorgestellten Arbeiten gehen sehr unterschiedliche Zahlen an. In der amerikanischen SUN-Studie haben rund 75% der 627 HIV-Patienten einen Vitamin D-Mangel, in der italienischen ICONA-Kohorte (n=856) sind es 54% und der Schweizer Kohorte (n=211) 42% (Frühjahr) bzw. 14% (Herbst). Diese großen Unterschiede gehen zum Teil auf methodische Probleme zurück, denn der Vitamin D-Spiegel ist stark von der UV-Einwirkung (d.h. in unseren Breitengraden primär jahreszeitliche Schwankungen) abhängig. Hinzu kommen Variationen nach Hautfarbe (Schwarze haben geringere Spiegel), Nierenfunktion usw..
Ein einheitliches Bild liefern die Analysen jedoch im Hinblick auf den Einfluss von NNRTI. In allen drei Kohorten war die Gabe eines NNRTI – am häufigsten war Efavirenz – mit einem niedrigen Vitamin D-Spiegel assoziiert.
Einfluss von Tenofovir
Weitere Analysen der Swiss Cohort Study beschäftigten sich mit der Rolle von Tenofovir. Die mit diesem NRTI assoziierte tubuläre Protein- und Hyperphosphaturie führte häufig zu einem erhöhten Knochenumsatz mit Aktivierung der Osteoklasten, wobei auch eine verminderte glomeruläre Filtrationsrate, Vitamin D-Mangel und Hyperparathyreoidsmus einen negativen Einfluss hatten. Unter Tenofovir kam es allerdings zu einem kompensatorischen Anstieg von aktiviertem Vitamin D, was dem Knochenabbau entgegen wirkt. Daraus schließen die Autoren, dass ein Vitamin D-Mangel insbesondere beim Einsatz von Tenofovir korrigiert werden sollte.