Heilung

03. Juli 2019

Mit LASER-ART und CRISPR/Cas läßt sich HIV dauerhaft aus dem Erbgut entfernen – zumindest im Tierversuch.

In den letzten Wochen häufen sich die Meldungen rund um eine langfristige Remission der HIV-Infektion („Heilung“ darf man ja nicht mehr verwenden). Nun macht eine neue Methode Schlagzeilen. Einer amerikanischen Arbeitsgruppe ist es gelungen mittels einer speziellen Zubereitung von gängigen antiretroviralen Medikamente plus Genschere, HIV bei jeder dritten behandelten Maus komplett zu eliminieren.

Die Medikamente gegen HIV Dolutegravir, Rilpivirin, Abacavir oder Lamivudin sind bei der LASER-ART (long-acting slow-effective release ART) gekoppelt an ein lipophiles Molekül und anschließend als Nanokristall formuliert. Damit wird vor allem eine deutlich längere intrazelluläre Halbwertszeit und damit eine sehr effektive antivirale Wirkung erreicht. Ziel ist dabei, die Anzahl der HIV-infizierten Zellen so niedrig wie möglich zu halten, um der zweiten Komponente der Behandlung die Arbeit zu erleichtern. Diese zweite Komponente war eine Genschere auf der Basis von CRISPR/Cas, die HIV an seinen Enden (LTR) erkennt und herausschneidet.

Das funktionierte wie geplant bei mehr als einem Drittel der behandelten Mäuse. Bei diesen kam es nach Absetzen der LASER-ART zu keinem Wiederanstieg der Viruslast und es war kein HIV mehr in den Zellen nachweisbar. Damit ist der Beweis erbracht – so die Autoren – daß HIV dauerhaft aus Zellen bei einem lebenden Organismus entfernt werden kann.

Das ist durchaus erfreulich, aber es gibt auch einige Haken:

  • Das ganze Verfahren wurde mit somatischen Zellen durchgeführt, hat also einmaligen Charakter. HIV, das z.B. im ZNS verborgen ist, könnte also zu einer Reaktivierung der HIV-Infektion führen. Auch vor einer Re-Infektion mit HIV schützt dieses Verfahren nicht.
  • CRISPR/Cas ist dafür bekannt, dass es gelegentlich auch da schneidet, wo es nicht soll („off-target-effect“). Solche Effekte wurden zwar in dieser Studie nicht gefunden, das heißt aber nicht, dass sie nicht vorkommen. Langzeiteffekte sind bei der Lebensdauer von Mäusen (2 Jahre) vernachlässigbar – beim Menschen sieht das anders aus.
  • In kürzlich vorgestellten Studien wurde gezeigt, dass HIV gegen Genscheren auf der Basis von CRISPR/Cas sehr schnell Resistenzen entwickeln kann, indem es die Erkennungssequenzen mutiert.
  • Da CRISPR/Cas ursprünglich aus Staphylokokken stammt, haben viele Menschen Antikörper gegen dieses Enzym, die die Wirksamkeit verringern könnten.
  • Mäuse mit einem humanisiertem Immunsystem sind ein sehr artifizielles Modell, die die Situation einer HIV-Infektion beim Menschen nur ansatzweise abbilden können.

Fazit

Alles in allem handelt es sich um einen wissenschaftlich interessanten Ansatz, der in dieser Form allerdings für einen Einsatz bei Menschen noch wenig geeignet erscheint.


Meldungen

  • Infektiologie

    23. November 2024: Christoph Lübbert übernimmt neue Professur für Klinische Infektions- und Tropenmedizin weiter

  • Harnwegsinfektion

    20. November 2024: Carbapenem in den USA für unkomplizierte Harnwegsinfekte zugelassen weiter

  • Erektile Dysfunktion

    19. November 2024: Sildenafil jetzt auch als Spray weiter

  • Influenza

    04. November 2024: MF-59 adjuvantierter Influenza-Impfstoff auch für Ältere empfohlen weiter

  • Mykose

    04. November 2024: C. auris-Screening bei Aufnahme weiter

  • Newletter online

    Jeden Monat akutelle Informationen rund ums Thema HIV und sexuell übertragbare Erkrankungen.

    Für Ärzt_innen, Menschen mit HIV und alle Interessierten.

    Anmeldung hier

  • MPOX

    04. November 2024: Tecovirimat-Resistenz in USA weiter

  • Tuberkulose

    30. Oktober 2024: N-Acetylcystein kein Nutzen bei Eradikation, bessert aber Lungenfunktion weiter

  • Influenza

    28. Oktober 2024: RKI meldet wöchentlich Viruslast im Abwasser weiter

  • Robert Koch-Institut

    28. Oktober 2024: Neuer STIKO-Vorsitzender: Prof. Reinhard Berner weiter

  • MPOX

    28. Oktober 2024: Erster Fall der neuen MPOX-Variante in Deutschland weiter

  • E. coli

    28. Oktober 2024: Kolibakterien bei McDonald´s weiter

  • HIV

    22. Oktober 2024: Nierentransplantation HIV zu HIV sicher weiter

  • Leberkrebs

    21. Oktober 2024: Immun-Typen können Therapieerfolg beeinflussen weiter

  • MERS

    21. Oktober 2024: Impfstoff in Phase Ib sicher und wirksam weiter

  • Impfung

    19. Oktober 2024: Paul-Ehrlich-Institut wertet Nebenwirkungen von 100 Millionen Impfungen aus weiter

Ältere Meldungen weiter

Diese Website bietet aktuelle Informationen zu HIV/Aids sowie zur HIV/HCV-Koinfektion. Im Mittelpunkt stehen HIV-Test, Symptome und Auswirkungen der HIV-Infektion, Behandlung der HIV-Infektion, HIV-Medikamente mit Nebenwirkungen und Komplikationen, Aids, Hepatitis B und C. Ein Verzeichnis der Ärzte mit Schwerpunkt HIV ergänzt das Angebot.