Multiresistente Gonorrhoe
12. August 2019
Bei dem heterosexuellen Mann (keine Reiseanamnese, keine antibiotische Vorbehandlung) wurde im Rahmen von GORENET (Gonokokken-Resistenz-Netzwerk) eine high-level-Resistenz gegen Azithromycin, eine Resistenz gegen Tetrazykline und eine intermediäre Empfindlichkeit auf Penicillin ohne Betalactamase-Produktion festgestellt. Bei der Partnerin wurden Gonokokken endozervikal und pharyngal in der NAAT nachgewiesen.
Bei Patienten erhielten eine Leitlinien-gerechte Therapie mit Ceftriaxon 1g IV plus 1,5g Azithromycin PO. Bei der Frau zeigte sich eine Erreger-Eradikation. Die Kontrolle des Mannes steht noch aus.
Die Resistenzentwicklung bei Neisseria (N.) gonorrhoeae ist ein globales Problem. Cephalosporine der 3. Generation, vor allem Ceftriaxon und mit Einschränkungen Cefixim, sind die letzten verbliebenen effektiven Therapieoptionen, doch auch hier werden zunehmend Resistenzen beobachtet.In den letzten zwei Jahren wurden in Australien und Großbritannien (GB) bereits mehrmals multiresistente Keime nachgewiesen, gegen die auch das letzte einsetzbare Antibiotikum versagte (MDR-NG: multidrug resistant N. gonorrhoeae).
Bei dem Fall in Deutschland fehlt, anders als bei den Fällen in GB, die Reiseanamnese. Die Ansteckung erfolgte in Deutschland. Das ist besonders besorgniserregend, da vor diesem Hintergrund davon auszugehen ist, dass es in Deutschland bereits ein eigenständiges Infek-tionsgeschehen mit HL-AziR-NG gibt und es sich bei dem hier beschriebenen Fall nicht um ein singuläres Ereignis aufgrund einer Reise-assoziierten Infektion handelt.
Um Ceftriaxon als Therapeutikum zu erhalten, sollte leitliniengerecht eine Kombinationstherapie mit Azithromycin erfolgen.Der intensive Einsatz von Azithromycin zur Behandlung von anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI), z. B. Chlamydia trachomatis oder Mycoplasma genitalium, hat jedoch in den letzten Jahren zu einer zunehmenden Resistenzentwicklung gegenüber Azithromycin bei N. gonorrhoeae und anderen STI-Erregern geführt.
Azithromycin ist derzeit das einzig verfügbare orale Antibiotikum zur Therapie der Gonorrhö. Es ist aufgrund der geschilderten Resistenzentwicklung für die Monotherapie ungeeignet. Für das ebenfalls in den Leitlinien empfohlene Cefixim besteht momentan ein Lieferengpass, der den nächsten Monaten bis voraussichtlich Ende 2019 weiter fortbestehen wird. Zu beachten ist zudem, dass Cefixim zur Behandlung einer pharyngealen Infektion ungeeignet ist und hier Ceftriaxon einzusetzen ist.