HIV-Heilung
10. Februar 2021
Ein Bestandteil des angeborenen Immunsystems kann die Aktivität der HIV-Protease erkennen und eine infizierte Zelle zum Selbstmord zu veranlassen – unter Umständen.
Das angeborene Immunsystem besteht aus verschiedenen Erkennungsmolekülen, die auf ungewöhnliche Substanzen oder Vorkommnisse in einer Körperzelle reagieren. Eines davon ist das CARD8-Inflammasom. Liegt in der Zelle gleichzeitig die aktive Form der HIV-Protease vor, spaltet diese ein Stück von CARD8 ab, was zur Aktivierung und letztendlich zum „Selbstmord“ der Zelle durch Pyroptose führt.
Normalerweise ist die HIV-Protease aber inaktiv und wird erst durch Dimerisierung im neu gebildeten und bereits abgeschnürten Virion aktiviert. Der Erkennungsprozess funktioniert also in dieser Situation nicht.
Es gibt aber einige Substanzen, darunter Efavirenz und Rilpivirin (aber nicht Nevirapin), die bereits in der Zelle zu einer Dimerisierung der HIV-Protease und damit zu deren Aktivierung führen können. Dies geschieht bereits bei Konzentrationen, die am oberen Ende dessen liegen, was bei der HIV-Therapie mit diesen NNRTI erreicht wird.
Im Normalfall hat dies keine Auswirkungen, da in den meisten Zellen HIV latent vorliegt und keine HIV-Proteine und damit auch keine HIV-Protease gebildet wird. Die Autoren spekulieren, dass die Zusatzwirkung einiger NNRTI beim Therapiebeginn möglicherweise das Reservoir verkleinern könnte und für die gute Wirksamkeit NNRTI-haltiger Regimes mitverantwortlich sein könnte.
Eine Resistenz gegen NNRTI blockiert auch die Aktivierung der HIV-Protease, da dazu die Bindung des NNRTI an den pol-gag-Komplex erforderlich ist. Möglicherweise lässt sich diese „Zusatzwirkung“ einiger NNRTIs für Strategien zur Heilung einer HIV-Infektion ausnutzen.