Affenpocken
23. Mai 2022
Mittlerweile sind drei Fälle von Affenpocken bei MSM in Deutschland beschrieben.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten und nur bei engem Kontakt möglich, kann aber durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf der Affenpocken-Infizierten auftreten, vermutlich auch im Rahmen von sexuellen Handlungen.
Klinisch äußern sich Affenpocken vor allem durch Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen sowie durch Hauteffloreszenzen, welche simultan die Stadien Macula, Papula, Vesicula und Pustula durchlaufen und letztlich verkrusten und abfallen. Folgen einer überstandenen Infektion sind Narbenbildung und selten auch Erblindung. Die Krankheit verläuft i.d.R. milder als die klassischen Pocken (Variola-Virusinfektion), aber gerade bei sehr jungen und/oder immungeschwächten Patientinnen und Patienten sind gerade in Endemiegebieten auch schwere Verläufe und Todesfälle möglich.
Der Virusnachweis erfolgt aus Exsudat, Bläschenflüssigkeit, Pustelinhalt, Krusten oder auch Tupfern von Hautläsionen und anderem klinischen Material während der akuten Krankheitsphase mittels PCR (Differenzierung auf Speziesebene). Die Virusanzucht oder der Nachweis von Viruspartikeln und Einschlusskörperchen ist elektronenmikroskopisch bzw. histologisch möglich. Ein Nachweis von Affenpockenvirus-spezifischen Antikörpern ist nicht ohne weiteres möglich, da die humanpathogenen Orthopockenviren immunologisch stark kreuzreaktiv sind. Der serologische Befund kann jedoch bei fehlendem Direktnachweis hilfreich sein.
Das Affenpockenvirus gehört in Deutschland zur Risikogruppe 3; Umgang mit vermehrungsfähigem Virus ist nur in Laboren ab der Biologischen Schutzstufe 3 möglich, z.B. im Konsiliarlabor für Pockenviren des RKI.
Die Behandlung erfolgt symptomatisch. Eine mögliche Therapieoption, v. a. für immungeschwächte Patientinnen und Patienten, ist Tecovirimat. Der Wirkstoff hemmt die Aktivität des peripheren Membranproteins von Orthopoxviren (VP37), das diese für die Bildung der Virushülle und Virusfreisetzung aus der Wirtszelle benötigen. Unter dem Namen Tpoxx® ist der Wirkstoff bereits seit 2018 in den USA zugelassen, in Europa heißt das Fertigarzneimittel »Tecovirimat SIGA« tragen. Es ist nicht im Handel erhältlich. Eine Schutzimpfung ist derzeit nicht verfügbar.