Wurminfektionen +
Tiermedikament Emodepsid beim Menschen hochwirksam
31. Mai 2023
Ein neuer Arzneimittelkandidat zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung parasitärer Wurminfektionen. Forschende des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH) testeten die Wirksamkeit und Sicherheit von Emodepsid gegen die drei wichtigsten durch den Boden übertragenen Helminthen auf der Insel Pemba in Tansania. Emodepsid ist der erste vielversprechende Wirkstoff zur Bekämpfung parasitärer Wurminfektionen seit mehreren Jahrzehnten. Das Swiss TPH wird nun gemeinsam mit Bayer an der weiteren Entwicklung des Medikaments arbeiten.
Bodenübertragene Helmintheninfektionen werden durch verschiedene Arten von parasitären Würmern verursacht, zu denen Peitschenwürmer, Hakenwürmer und Spulwürmer gehören. Mehr als 1,5 Milliarden Menschen weltweit sind mit mindestens einem bodenübertragenen Helminthen infiziert, der Grossteil der infizierten Bevölkerung lebt in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
Für die Behandlung von bodenübertragenen Helmintheninfektionen stehen sichere Medikamente zur Verfügung, deren Wirksamkeit jedoch sehr unterschiedlich ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt derzeit Behandlungen mit Albendazol und Mebendazol. Bei der Behandlung des Peitschenwurms Trichuris trichiura ist die Gabe von einer Dosis dieser Medikamente jedoch nur bei 17 % der infizierten Personen erfolgreich, wie diese Studie des Swiss TPH zeigt. Ausserdem werden aufgrund der zunehmenden Medikamentenresistenz dringend neue Behandlungsalternativen benötigt.
Alle behandelten Personen geheilt
Für diesen ungedeckten Bedarf nach Anthelminthika haben Forschende am Swiss TPH nun Emodepsid im Rahmen einer Phase-IIa-Studie erstmals an Menschen eingesetzt, die mit bodenübertragenen Helminthen infiziert sind.
Emodepsid zeigte hohe Heilungsraten für alle drei bodenübertragenen Helminthen. Mit der niedrigsten getesteten Dosis (5 mg Emodepsid) konnten 83 % der mit dem Peitschenwurm infizierten Personen erfolgreich geheilt werden. Eine auf 15 mg erhöhte Gabe von Emodepsid bewirkte bei allen Personen eine vollständige Heilung.
Zwei bis drei Wochen nach der Behandlung waren genesen:
In der Hakenwurm-Gruppe
- Unter 5 mg Emodepsid – 32 Prozent der Patient:innen
- Unter 30 mg Emodepsid – 95 Prozent der Patient:innen
- Unter 400 mg Albendazol – 70 Prozent der Patient:innen
- Unter Placebo – 14 Prozent der Patient:innen
In der Peitschenwurm-Gruppe
- Unter 5 mg Emodepsid – 83 Prozent der Patient:innen
- Unter 15 mg Emodepsid – 100 Prozent der Patient:innen
- Unter 400 mg Albendazol – 17 Prozent der Patient:innen
- Unter Placebo – 10 Prozent der Patient:innen
Als Nebenwirkungen traten innerhalb der ersten 48 Stunden nach der
Behandlung Kopfschmerzen, Sehstörungen und Schwindel auf. Schwere
Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.