LIFEBOAT DEUTSCHLAND
"Rettungsboote" für Kinder von Frauen mit HIV

HIV-positive Mütter brauchen viel Unterstützung. Insbesondere brauchen sie Information und Mut, um sich gegen Unkenntnis und Vorurteile zu wehren. Lifeboat hilft den Müttern, indem es ihnen die Erfahrungen anderer Frauen zugänglich macht.


In Scheckkartengröße:
Info-Flyer für das Projekt Lifeboat

In Zukunft müssen Gynäkologinnen und Gynäkologen schwangeren Frauen einen HIV-Test anbieten. Mit dieser Vorgabe aus den Mutterschaftsrichtlinien sollen noch mehr vertikale HIV-Transmissionen verhindert werden. In Deutschland könnte die Quote für solche Mutter-Kind-Übertragungen deutlich unter zwei Prozent liegen. Doch der Test, für manche Frauenärztinnen und Gynäkologen simple Routine, kann für die betroffenen Frauen weit reichende Konsequenzen haben.

So wie für Dagmar. Die heute 42-Jährige war vor 15 Jahren schwanger. Sie freute sich auf das Baby und ein neues Leben mit ihrem Freund als Familie. Aber dann stellte der Frauenarzt völlig überraschend die HIV-Infektion fest. Dagmar brach die Schwangerschaft auf Anraten ihres Arztes ab. "Ich wusste ja damals nicht, wie lange ich noch leben würde und mich um ein krankes Kind kümmern könnte", sagt sie bitter. "Niemand hat mir gesagt, dass mein Baby gesund zur Welt kommen könnte. Und was ich dafür hätte tun können."

Dagmar ist nie wieder schwanger geworden. Der Schock über die Infektion, das Trauma des ungewollten Abbruchs, das Scheitern ihrer Beziehung - "das alles hat Lebensenergie gefressen", beschreibt Dagmar ihre Verfassung für viele Jahre. Erst vor kurzem hat sie wieder den Mut für eine neue Partnerschaft gefunden. Die neuen Energien will sie nutzen, um anderen Frauen ihre leidvollen Erlebnisse zu ersparen.

ANDEREN MUT MACHEN

Deshalb engagiert sich Dagmar zusammen mit rund 20 weiteren Frauen für das Projekt Lifeboat. Das internationale Multimedia-Projekt wurde von der Filmemacherin Manuela Maiguashca in Amsterdam gegründet und will aufklären. Und zwar rund um alle Fragen zu Kinderwunsch, Schwangerschaft und Mutterschaft mit HIV. Denn auch heute, 15 Jahre nach Dagmars unerwartetem Positiv-Test, wissen nicht alle, die es wissen müssten: Frauen mit HIV können fast immer gesunde Kinder bekommen.

Damit Schwangere und ihre Ärztinnen und Ärzte künftig besser für die empfohlenen HIV-Tests gerüstet sind, will Dagmar zusammen mit der deutschen Projekt-Gruppe Lifeboat, also Rettungsboote, bauen. Die Boote werden etwa bierdeckelgroß, glänzend und silbrig sein. Denn es handelt sich bei ihnen um DVDs, genauer gesagt um Multimedia-DVDs.

DEUTSCHES NETZWERK

Für die deutschen Lifeboats haben sich nicht nur Frauen wie Dagmar zusammen gefunden. Als Organisationen sorgen das bundesweite Netzwerk Frauen und Aids, die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder im Umfeld von HIV und Aids, die Sektion AAWS der Deutschen AIDS-Gesellschaft, die Kölner Videoproduktion Carasana sowie die Stiftung Sexualität und Gesundheit für die Qualität der Beiträge. Finanziert wird das aufwändige Konzept sowohl aus öffentlichen wie auch aus privaten Mitteln. Unterstützungsbereitschaft haben bisher das Bundesministerium für Gesundheit, die Deutsche Aids-Stiftung und die Pharma-Firma Pfizer signalisiert.

"Auf der DVD werden ganz unterschiedliche Spots und Filme sein", erläutert Tina Bruns von der Bundesarbeitsgemeinschaft "Kinder im Umfeld von HIV". "Kurzfilme mit betroffenen Müttern, die mit ihren eigenen Erfahrungen Mut machen, und Informationen, die für Sozialarbeit und ärztliche Begleitung wichtig sind." Ein gutes Dutzend Beiträge hat Bruns zusammen mit der Lifeboat-Gruppe bereits entwickelt. "Auch bei der Umsetzung werden wir sehr genau darauf achten, was für die betroffenen Frauen wichtig ist", erläutert Björn Kempa, dessen Firma Carasana den "audiovisueller Wegweiser für positive Mutterschaft" produzieren wird.

Spendenkonto: Gemeinnützige Stiftung

Sexualität und Gesundheit - GSSG

Stichwort Lifeboat

Dresdner Bank,
BLZ 370 800 40; Konto 0 33 30 60 60 0

Für die DVD als Medium hat sich die Gruppe entschieden, weil die Silberscheiben so überaus vielseitig eingesetzt werden können. Mit ihr lassen sich Kurzfilme im heimischen DVD-Gerät ebenso abspielen wie beim Infostand in der Fußgängerzone am Welt-Aids-Tag oder auf dem Flat-Screen im Wartezimmer. Im Laptop oder Computer kann die DVD mit direkten Links auf Beratungsstellen und zu stets aktuellen Informationen im World-Wide-Web verweisen. Dagmar selbst wird auf der DVD nicht zu sehen sein. Sie hat sich für eine Mitarbeit hinter den Kulissen in der Redaktionsgruppe entschieden. Ihr Ziel: "Alle schwangeren Frauen mit HIV sollten gut informiert sein, damit sie das Richtige für ihr Kind tun können!"

von Harriet Langanke
E-Mail: info@projekt-lifeboat.de
Mehr unter: www.projekt-lifeboat.de


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