FACHTAGUNG HIV UND SCHWANGERSCHAFT:
Erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit in Deutschland

Die Fachtagung HIV und Schwangerschaft fand am 24./25. Januar 2008 zum achten Mal statt. Eingeladen nach Schlangenbad hatte auch in diesem Jahr das HIVCENTER in Frankfurt. Die Schirmherrschaft war von DAIG, DAGNÄ, Kompetenznetz HIV/AIDS und der DAIG-Sektion AAWs übernommen worden. Unterstützt wurde die Veranstaltung wie in den Vorjahren durch die Firmen Boehringer Ingelheim und GlaxoSmithKline.

Die etwa 100 Teilnehmer der Tagung - HIV-Behandler, Gynäkologen, Pädiater und Vertreter aus psychosozialen Disziplinen und Politik - nutzten die einzigartige interdisziplinäre Plattform zum angeregten wissenschaftlichen Austausch rund um das komplexe Thema HIV und Schwangerschaft. In diesem Jahr lagen die Themenschwerpunkte bei der Effektivität und Verträglichkeit der HIV-Therapie in der Schwangerschaft, dem Kinderwunsch HIV-betroffener Paare und dem deutschen PMTCT-Engagement in Hochprävalenzländern. Dabei zeigte sich auf allen Ebenen die Bereitschaft zur fachübergreifenden Zusammenarbeit.

LANGFRISTIG HIV-EXPONIERTE KINDER BEOBACHTEN

Der Einsatz der meisten HIV-Medikamente in der Schwangerschaft gilt für Mutter und Kind als sicher. Dennoch müssen eventuelle Langzeitnebenwirkungen beim Kind erkannt und entsprechend dokumentiert werden. Deutschland wird sich daher an einer großen internationalen Studie (MITOC) beteiligen, die die exponierten Kinder mehrere Jahre nachbeobachten wird. Kurzfristigere Effekte der HAART in der Schwangerschaft sollen zukünftig im Schwangeren- und Kindermodul des Kompetenznetzes HIV/AIDS erfasst werden. In den interdisziplinären Fallbesprechungen in Schlangenbad waren Nebenwirkungen von HIV-Medikamenten ebenfalls das vorherrschende Thema. Es zeigte sich aber auch, dass es in Einzelfällen notwendig sein kann, neuere Substanzen, für die wenige oder keine Erfahrungen beim Einsatz in der Schwangerschaft vorliegen, einzusetzen.

HIV-INFEKTION UND KINDERWUNSCH

HIV-betroffene Paare mit Kinderwunsch fühlen sich in Deutschland mit ihren Problemen oft allein gelassen. Nur wenige reproduktionsmedizinische Zentren bieten ihre Dienstleistungen auch für HIV-Betroffene an. Darüber hinaus müssen alle im Zusammenhang mit der Reproduktionsmedizin anfallenden Kosten von den Patienten selbst übernommen werden. Abhilfe könnte hier in Zukunft der Einsatz einer PREP mit anschließendem ungeschützten Verkehr bieten. Hierzu liegen allerdings noch keine ausreichenden Daten vor. Bislang ist der Weg ins benachbarte Ausland oft die einzig erfolgversprechende Lösung für HIV-betroffene Paare mit Kinderwunsch.

HOHE KINDERSTERBLICHKEIT IN HOCHPRÄVALENZLÄNDERN

Eine schriftliche Dokumentation mit allen Beiträgen der Fachtagung HIV und Schwangerschaft kann über das HIVCENTER in Frankfurt angefordert werden.

www.hivcenter.de
oder per E-Mail: annette.haberl@hivcenter.de

Insgesamt 1.000 Kinder werden in den Hochprävalenzländern jeden Tag bei der Geburt mit HIV infiziert. Weltweit erhalten nur 11% aller HIV-positiven Mütter eine Transmissionsprophylaxe. Am schlechtesten sehen die Zahlen in den Ländern aus, in denen die Sterblichkeit der HIV-infizierten Kinder am höchsten liegt, weil auch für sie keine Medikamente für eine frühzeitige Therapie zur Verfügung stehen. Gründe genug, deutsches Engagement in diesen Ländern auf den Weg zu bringen bzw. weiterzuführen. Die Deutsche AIDS Gesellschaft wird dazu im März 2008 ein Statusseminar veranstalten.

PROJEKT LIFEBOAT

In Schlangenbad wurden die ersten deutschen Filmbeiträge des Projektes Lifeboat vorgestellt. Lifeboat, ein BMG-gefördertes Projekt, setzt sich für die gesellschaftliche Akzeptanz HIV-positiver Elternschaft ein. Die Beiträge sollen für Interessierte in Kürze als DVD zur Verfügung stehen.

Luftholen in der Mittagspause: Teilnehmer der Fachtagung HIV und Schwangerschaft

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