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Ausgabe 1 - März 2008
Editorial
SEX UNTER DER NACHWEISGRENZE »
RISIKO MUSS KOMMUNIZIERT WERDEN »
INDIVIDUELLE BERATUNG IN DER PRAXIS »
ZEIT ZUM LERNEN »
KONGRESS
Münchner Aids-Tage zu Gast in Berlin
PräventionsBotschaften - Menschen Rechte -
TherapieFortschritte
Die Münchner AIDS-Tage - diesmal zu Gast in Berlin - sind ein Fortbildungskongress
nicht nur für Ärzte, sondern u.a. auch für Psychotherapeuten, Sozialwissenschaftler,
Kranken- schwestern, Epidemiologen, Virologen, Entwicklungshelfer und Juristen. Ebenso breit sind die
Themen, was bereits am diesjährigen Motto zu erkennen ist.
Interview mit Annemarie Madison
Pionierin im Kampf gegen Stigma und Ausgrenzung
Auf den 12. Münchner AIDS-Tagen zu Gast in Berlin wird erneut der Annemarie- Madison-Preis
verliehen. Der Preis ist nach Annemarie Madison benannt, die zu Beginn der Epidemie in San Francisco an
Aids erkrankte Menschen pflegte und dabei Maßstäbe setzte im Umgang mit den Kranken und der
Krankheit.
15th CROI 2008 in Boston/USA
Mehr Niederlagen als Siege
Das Motto der diesjährigen CROI lautete nach Aussagen von John Mellors, Pittsburgh, "Triumphs
and Failures". Große Siege im Sinn von wissenschaftlichen Sensationen waren allerdings nicht
erkennbar - zumindest nicht in der klinischen Forschung. Niederlagen brauchte man dagegen nicht mit der
Lupe zu suchen. Doch auch daraus kann manviel lernen.
Fachtagung HIV und Schwangerschaft
Erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit in Deutschland
Die Fachtagung HIV und Schwangerschaft fand am 24./25. Januar 2008 zum achten Mal statt. Eingeladen
nach Schlangenbad hatte auch in diesem Jahr das HIVCENTER in Frankfurt. Die Schirmherrschaft war von DAIG,
DAGNÄ, Kompetenznetz HIV/AIDS und der DAIG-Sektion AAWs übernommen worden. Unterstützt
wurde die Veranstaltung wie in den Vorjahren durch die Firmen Boehringer Ingelheim und GlaxoSmithKline.
AKTUELL
Pietro Vernazza, St. Gallen:
Schweizer Papier
Weshalb veröffentlicht die Eidgenössische Kommission für AIDS-Fragen ein Papier über
das vernachlässigbare Risiko einer HIV-Transmission unter HAART?
Reaktionen auf das Schweizer Papier
UNAIDS & WHO KORRIGIEREN DIE SCHWEIZER » DEUTSCHE STELLUNGNAHME »
KOMMENTAR DES EIDGENÖSSISCHEN BUNDESAMTES FÜR GESUNDHEIT »
Bernd Salzberger, Regensburg:
Risiko der HIV-Übertragung
Die Schweizer Autoren leiten die Aussage "HIV-infizierte Menschen ohne andere STD sind unter
wirksamer antiretroviraler Therapie sexuell nicht infektiös" aus Studien zur sexuellen
HIV-Transmission bei diskordanten Paaren und zum Nachweis von HIV in genitalen Flüssigkeiten ab. Bei
kritischer Durchsicht der Literatur ist das benannte Risiko (ca. 1:100.000 pro Kontakt) durchaus
plausibel. Es sind zwar sehr kleine Studien, auf die sich die Schätzung stützt, und es bleiben
offene Fragen (z.B. keine Daten zu gleichgeschlechtlichem Sex). Aber sei es drum, 1:100.000 - das scheint
ein individuell wirklich kleines Risiko zu sein.
FORTBILDUNG
Johannes Bogner, München:
Raltegravir in der klinischen Anwendung
Raltegravir ist der erste Vertreter der neuen Klasse der Integrasehemmer. Die Substanz zeigt keine
Kreuzresistenz mit den herkömmlichen Substanzklassen und war in Studien bei vorbehandelten wie
therapienaiven Patienten gut wirksam. Unabhängig davon hat Raltegravir Eigenschaften, die für
einen besonderen Stellenwert des Integraseinhibitors sorgen werden, nämlich die gute Verträglichkeit
und die große therapeutische Breite sowie der rasche Abfall der Viruslast. Dies macht Raltegravir für
den frühen Einsatz attraktiv. Derzeit ist das Medikament allerdings nur zum Einsatz bei
vorbehandelten Patienten zugelassen.
Georg Behrens, Hannover:
Chronische Immunaktivierung. Risikofaktor für CD4-Zellverlust, Aids und
andere Erkrankungen?
Die chronische Immunaktivierung ist ein wichtiges Kennzeichen der progressiven HIV-Erkrankung.
Bisher wurde als Ursache für die Immunaktivierung HIV selbst angenommen. Neure Untersuchungen zeigen,
dass in der frühen Phase der Infektion die Translokation mikrobieller Produkte eine wichtige Rolle
spielt. Die Ursachen der Immunaktivierung bei chronischer HIV-Infektion sind weniger klar. Die
Surrogatmarker der Aktivierung, z.B. proinflammatorische Zytokine und D-Dimere, scheinen jedoch ein guter
Prädiktor für die Erkrankungsprogredienz zu sein.
Gerd Fätkenheuer, Köln:
START-Studie
In der START-Studie soll zum ersten Mal mit einer kontrollierten, randomisierten Untersuchung der
Frage nachgegangen werden, ob ein frühzeitiger Einsatz der antiretroviralen Therapie der jetzigen
Praxis einer späteren Einleitung der ART hinsichtlich klinischer Ereignisse überlegen ist. Die
Studie wird von der INSIGHT-Gruppe durchgeführt werden, die Finanzierung erfolgt hauptsächlich
durch die amerikanischen National Health Institutes (NIH).
Ramona Pauli-Volkert, München:
Atripla® - Symbol für Normalität
Ende 2007 hat die europäische Arzneimittelbehörde EMEA die erste fixe Dreifachkombination
bestehend aus den Substanzen Efavirenz, Emtricitabin und Tenofovir (Atripla®) zugelassen. Damit kann
die HIV-Infektion erstmals mit 1x1 Tablette täglich behandelt werden.
Nils Postel, München:
Hürdenlauf - Wie in Europa Medikamente zugelassen werden
Am Ende einer jeden Medikamentenentwicklung steht ein aufwändiges Verfahren, ohne das kein
Wirkstoff je einen Patienten erreicht: die Zulassung zur Vermarktung. Für die Länder der Europäischen
Union erfolgt die Arzneimittelzulassung für bestimmte Indikationsgebiete, wie beispielsweise
HIV-Infektion, mittlerweile zentralisiert durch die europäische Arzneimittelagentur EMEA (European
Medicines Agency) mit Sitz in London. Nach einer durchschnittlichen Entwicklungsphase von zehn Jahren und
einer Investition von mehreren hundert Millionen US-Dollar (für ein einziges tatsächlich
zugelassenes Arzneimittel) reichen die forschenden Pharmafirmen die in zahlreichen Studienphasen
gewonnenen Daten mit dem Antrag auf Marktzulassung bei der EMEA ein.
Christian Hoffmann, Hamburg:
Opportunistische Infektionen - Teil 2
Obwohl die Inzidenz der zerebralen Toxoplasmose im HAART-Zeitalter auf etwa ein Viertel zurückgegangen
ist, bleibt sie hierzulande die wichtigste neurologische AIDS-Erkrankung. Ursache ist die Reaktivierung
einer latenten Infektion mit Toxoplasma gondii, einem intrazellulären Parasiten. Die Prävalenz
des Erregers variiert erheblich - während T. gondii in den USA eher selten ist, bestehen in
Mitteleuropa Durchseuchungsraten von 50 bis zu 90%. Toxoplasmen haben eine Affinität zum ZNS -
extrazerebrale Manifestationen sind selten. Oberhalb von 200 CD4-Zellen/µl ist eine zerebrale
Toxoplasmose eine Rarität, unter 100 CD4-Zellen/µl ist dagegen immer mit ihr zu rechnen. Es
erkranken heute zum großen Teil Patienten, bei denen die HIV-Infektion nicht bekannt und/oder nicht
antiretroviral behandelt wurde. Ein Immunrekonstitutionssyndrom ist sehr selten.
MITTEILUNGEN
Robert Koch-Institut
Seit November 2007 wird am Robert Koch-Institut eine drei Jahre dauernde bundesweite Studie zu
HIV-Neuinfektionen durchgeführt. Basierend auf der niedrigen Titerhöhe HIV-spezifischer Antikörper
in der Anfangsphase von HIV-Infektionen kann mit Hilfe des Immunoassays BED-CEIA zwischen frischen
(inzidenten) und länger bestehenden (chronischen) Infektionen unterschieden werden. Das Hauptziel der
Studie ist die bundesweite Erfassung und Charakterisierung inzidenter Erkrankungsfälle. Damit soll
ein Beitrag zu zielgerichteten Präventionsmaßnahmen bei aktuell infektionsgefährdeten
Personengruppen geleistet werden. Die Studie wird vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert.
3A: Neue Seiten bei 3A
Die DAGNÄ-Arbeitsgruppe Aerztinnen und Aids (3A) hat seit Januar 2008 einen neuen
Internetauftritt, der jetzt auch die 3A-Map umfasst. Dort werden die HIV-Behandlerinnen in Deutschland mit
ihrem jeweiligen Kurzportrait vorgestellt.
Deutsche AIDS-Stiftung
Neben der Hilfe für Menschen mit HIV und AIDS sowie der Förderung von Projekten in
Deutschland und im südlichen Afrika engagiert sich die Deutsche AIDS-Stiftung auch für die
AIDS-Impfstoffforschung. Seit dem Jahr 2000 kooperiert die Stiftung mit der Internationalen
AIDS-Impfstoffinitiative IAVI und setzt sich in Deutschland durch Lobbyarbeit für ein stärkeres
finanzielles Engagement der Bundesregierung im Bereich der Impfstoffforschung und -entwicklung ein. Im Frühjahr
2004 beauftragte IAVI die Universitätskliniken Hamburg und Bonn mit der klinischen Erprobung eines
AIDS-Impfstoff-Kandidaten auf der Basis von Parvoviren als Vektor. Diesen ersten klinischen Test eines
AIDS-Impfstoffes in Deutschland förderte die Deutsche AIDS-Stiftung mit 100.000 Euro; die Ergebnisse
konnten keine Impfantwort zeigen.
DAGNÄ
Das Jahr vor dem Start des Gesundheitsfonds hat der HIV-Versorgung in Deutschland eine nie da
gewesene Verunsicherung beschert. Dies resultiert aus der Fülle der Neuerungen und Änderungen,
die in diesem Jahr zum ersten Mal greifen, so beispielsweise EBM 2008, HIV-Verträge und Bundesrahmenvertrag
HIV.
DAIG
Primäre Aufgaben der DAIG (Deutsche AIDS-Gesellschaft) sind nicht nur die Erstellung der
Leitlinien in diesem Gebiet und die Ausrichtung des nationalen Fachkongresses. Zu den Aufgaben der DAIG
gehören auch die Förderung der Wissenschaft und der Dialog mit Politikern und
Betroffenen.
Meldungen
Veranstaltungen
5. Würzburger Infektiologisches Symposium » AREVIR-GenaFor-Meeting» Expertentagung
zur Erstellung der Leitlinien für HIV bei Drogenkonsumenten
Weitere Meldungen
TherapieSpektrum HIV schmückt sich mit fremden Federn » Update der amerikanischen DHHS-Leitlinien
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