DAIG in Berlin
Primäre Aufgaben der DAIG (Deutsche AIDS-Gesellschaft) sind nicht nur die Erstellung der Leitlinien in diesem Gebiet und die Ausrichtung des nationalen Fachkongresses. Zu den Aufgaben der DAIG gehören auch die Förderung der Wissenschaft und der Dialog mit Politikern und Betroffenen.
Prof. Rockstroh Präsident der Deutschen AIDS-Gesellschaft
Thema des parlamentarischen Abends in Berlin war "Dualität von Prävention und Forschung". In seinem Grußwort zu Beginn der Veranstaltung wies der Präsident der DAIG Prof. Jürgen Rockstroh, Bonn, darauf hin, dass in Deutschland in den vergangenen Jahren viel geleistet wurde. Die Prävalenz von HIV/Aids ist in Deutschland geringer als in einigen europäischen Nachbarländern. Dennoch bleibt viel zu tun. Die Zahl der Neuinfektionen steigt und neue Präventionsstrategien werden gebraucht. "Angesichts der Tatsache, dass 50% der europäischen HIV-Betroffenen ihre Diagnose nicht kennen, kommt der Testung große Bedeutung zu", erklärte Rockstroh. Eine ungezielte Ausweitung des Tests sei jedoch wie die amerikanischen Erfahrungen nicht empfehlenswert. Sinnvoller seien gezielte Strategien für Hochrisiko-Gruppen.
WISSENSCHAFT BRAUCHT STAATLICHE FÖRDERUNG
Als Fachgesellschaft liegt der DAIG nach Worten Rockstroh insbesondere die Förderung der Wissenschaft am Herzen. Wissenschaftlich ist Deutschland "gut aufgestellt". Die deutschen Grundlagenforscher finden internationale Anerkennung. Prof. Frank Kirchhoff, Ulm, war kürzlich sogar zu einem Plenarvortrag auf der 15th CROI in Boston geladen, was als eine der höchsten inoffiziellen wissenschaftlichen Auszeichnungen gilt. In der klinischen Forschung bemühen sich mehrere deutsche Gruppen um internationale Kooperationen, wie sie in den USA und Frankreich bereits seit Jahren erfolgreich laufen. Einige Projekte sind bereits angelaufen. Die finanziellen Mittel dazu kommen jedoch im Wesentlichen aus europäischen Töpfen. "Deutschland ist bereit, Geld für globale Funds zu geben, aber nicht zur Finanzierung konkreter Projekte von deutschen Wissenschaftlern", bemängelte Rockstroh.
KOMPETENZNETZ HIV/AIDS
Ein staatlich gefördertes Projekt ist das Kompetenznetz HIV/Aids, dessen Aktivitäten sein Sprecher Prof. Norbert Brockmeyer, Bochum, vorstellte. Das Kompetenznetz ist mittlerweile in seiner dritten Förderungsperiode. Es wird bis 2010 jährlich mit 1,2 Millionen Euro gefördert. Dazu machte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) allerdings einige Auflagen, nämlich
- Mehr wissenschaftliche Veröffentlichungen
- Konsequentes Durchgreifen bei unzureichender Datendokumentation
- Streichung von Fördermitteln für die gut 20 Einzelprojekte des Kompetenznetzes.
Frau Maya Czajka, Deutsche AIDS-Hilfe
Aus diesen Gründen wurde die Patientenkohorte des Kompetenznetzes verkleinert von über 14.000 auf rund 8.000 Patienten. Von ursprünglich 44 Zentren können in Zukunft nur noch 10 Kliniken und 16 HIV-Schwerpunktpraxen gefördert werden. Gleichzeitig wurde die Leitung neu strukturiert und gewählt. Zum Steering Comittee gehören jetzt neben Prof. N. Brockmeyer (Sprecher), Prof. H. Wolf, Erlangen (Scientific Comittee), Dr. H. Jäger, München (Eingabezentren/Praxen), S. Schwarze, München (Patientenvertretung). Ein Vertreter für die Eingabezentren/Kliniken) fehlt noch. Ferner wurden vier Scientific Boards gegründet: Klinische Forschung (Prof. G. Arendt, Düsseldorf), Grundlagenforschung (Prof. H. Wolf, Erlangen), Sozialwissenschaften/Public Health (Prof. M. Dannecker, Berlin) und Gender/Kinder (Dr. A. Haberl, Frankfurt).
BETROFFENE ZU BETEILIGTEN MACHEN
Den abschließenden Vortrag des Abends hielt Maya Czajka, Berlin, vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe. Czajka betonte die Bedeutung der Beteiligung der Betroffenen nicht nur im gesellschaftlichen Dialog, sondern auch in der Forschung und Präventionsarbeit. Aus aktuellem Anlass ging Czajka ganz besonders auf das Statement der Eidgenössischen Kommission für Aidsfragen (EKAF) ein und diskutierte die Konsequenzen des Papiers für die Betroffenen sowie für die Präventionsarbeit. RV