4/2008 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
NACHTRAG ZUM WeltAidsTag
Aids in der westlichen Welt galt bislang in erster Linie als Erkrankung von MSM, in Afrika und Asien dagegen als Erkrankung der Heterosexuellen. Dem ist nicht so. Weltweit sind MSM überproportional häufig von der HIV-Pandemie betroffen. Ein Grund für diese falsche Wahrnehmung mag sein, dass MSM in vielen Entwicklungsländern gesellschaftlich geächtet sind und in einigen Ländern sogar strafrechtlich verfolgt werden. Dies muss geändert werden. Internationale und nationale Organisationen müssen mit Nachdruck für die Rechte von MSM kämpfen und diese Gruppe stärker bei ihren Präventionsbemühungen berücksichtigen. Der Marsch gegen Homophobie in Mexico City anlässlich der WeltAids-Konferenz war ein guter Anfang.
NEIN ZUR HIV-DIAGNOSE AUF DEM ÜBERWEISUNGSSCHEIN!
Auch in Deutschland ist nicht alles zum Besten bestellt. Auch hierzulande sind HIV-Infizierte immer noch stigmatisiert. Besonders schlimm ist es, wenn Ärzte auf die Diagnose HIV mit Angst und Ablehnung reagieren. Leider ist das keine Seltenheit. Jeder HIV-Behandler kennt solche Fälle. Solange dies noch so ist, kann man weder vom HIV-Behandler noch vom Patienten erwarten, dem Vermerk der HIV-Diagnose auf dem Überweisungsschein für eine nicht HIV- assoziierte Weiter-/Mitbehandlung zuzustimmen. Dies hätte für den weiterbehandelnden Arzt auch keine Konsequenzen. Er muss ohnehin die üblichen Schutzmaßnahmen ergreifen und darüber hinausgehende Maßnahmen gibt es nicht. Im Gegenteil, die Verpflichtung zur Offenlegung der Diagnose hätte sogar negative Konsequenzen. Gerade die Ärzte, die auf die Offenlegung pochen, würden sich dadurch in Sicherheit wiegen und bei ihren Schutzmaßnahmen zwischen infizierten und scheinbar nicht-infizierten Patienten unterscheiden. Und wie viele Menschen wissen nicht, dass sie HIV-positiv sind...
VORSICHT: VIRUSLASTMESSUNG KANN UNZUVERLÄSSIG SEIN
Viruslast unter der Nachweisgrenze - normalerweise eine erfreuliche Nachricht. Doch was, wenn das Ergebnis trügt? 1-2% der Patienten haben offenbar eine Mutation, die das korrekte Messen der Viruslast mit dem Cobas Taqman unmöglich macht. Der Hersteller des Testverfahrens arbeitet schon mit Hochdruck an der Lösung des Problems. Bis dahin sollte man jedoch ein kritisches Auge auf die Ergebnisse dieses Tests haben, insbesondere wenn die Messung Konsequenzen hat, z.B. bei der Beratung zur Infektiosität beim "Sex unter der Nachweisgrenze".
Dr. Ramona Pauli-Volkert