2/2009 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
PARADIGMENWECHSEL IN DER PRÄVENTION
Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) hat es sich nicht leicht gemacht. Lange wurde diskutiert und abgewogen, so lange, dass man schon kaum noch an eine Stellungnahme glaubte. Aber das Warten hat sich gelohnt. Herausgekommen ist ein Papier, das offen und ehrlich den aktuellen Stand des Wissens wiedergibt, Risiken benennt, Empfehlungen gibt und das alles verständlich auf hohem Niveau. Die Stellungnahme ist weit mehr als „Ergänzungen zu den bisherigen Safer Sex-Botschaften“, wie es bescheiden im Text heißt. Es ist ein Paradigmenwechsel in der Prävention, denn es werden differenzierte Empfehlungen je nach Situation gegeben, die in einer festen Partnerschaft unter „EKAF-Bedingungen“ und nach vorheriger Risikoabwägung durch beide Partner auch den Verzicht auf das Kondom einschließen. Im Gegensatz dazu hält die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) an der Empfehlung eines Kondoms auch in dieser Situation fest.
NEUE NACHWEISGRENZE, NEUE PROBLEME
Wie niedrig sollte die HIV-Viruslast unter Therapie sein? Bislang konnte man diese Frage ohne Zögern beantworten, nämlich <50 Kopien/ml. Das war die Nachweisgrenze in den wegweisenden internationalen Studien sowie in der täglichen Praxis. Seit der Einführung eines neuen Testverfahrens ist die Nachweisgrenze in vielen deutschen Laboren auf <20 Kopien gesunken. Dies hat zu einer großen Verunsicherung bei den Patienten geführt, deren Viruslast jetzt nicht mehr unter der Nachweisgrenze liegt. Auch die Ärzte sind verunsichert. Liegt ein Blip vor, ein Adhärenzproblem oder ein beginnendes Therapieversagen? Hier gilt es wachsam zu sein, die Ursache stellt sich in der Regel im weiteren Verlauf heraus.
Dr. Ramona Pauli