3/2010 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
THERAPIESTRATEGIEN: FRISCHER WIND
Die neuen Substanzklassen der Integrase- und CCR5-Hemmer haben beide ihren Platz in den Leitlinien und in der Praxis gefunden und man hatte fast den Eindruck, dass zum ersten Mal in der Geschichte der HIV-Therapie die Ära der dauerhaften Standards anbricht. Weit gefehlt! So gut wirksam und verträglich die derzeit empfohlenen Firstline-Regimes auch sind, es gibt noch Platz für Verbesserungen. Triebfeder für die neuen Entwicklungen ist die Furcht vor den (wissenschaftlich bislang noch wenig fassbaren) Langzeitnebenwirkungen. Aber auch das allgemeine Unbehagen mit einer „NRTI-Backbone-Monokultur“ und das Bestreben der Hersteller die „Backbone-Alternativen“ weiter nach vorne zu bringen, hat dazu beigetragen.
CAVE: LANGZEITDATEN FEHLEN!
Die ersten Pilotstudien mit den Nuke-freien Regimen zeigen überwiegend eine gute virologische Wirksamkeit. Doch Vorsicht ist geboten, denn es handelt sich um Pilot-Studien mit kleinen Patientenzahlen und die Beobachtungsdauer ist relativ kurz. Nur eine einzige Studie, nämlich PROGRESS, hat 48-Wochen-Daten vorgelegt. Dabei sind Beobachtungen über viele Jahre gerade hier wünschenswert, schließlich ist die Motivation den bisherigen Standard zu verlassen in erster Linie das Vermeiden von Langzeitfolgen wie Osteoporose, kardiovaskuläre Ereignisse usw.
ANALKARZINOM: INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT
Die Zunahme von Nicht-Aids-definierenden Karzinomen ist gut dokumentiert.
Insbesondere das Risiko für Analkarzinome ist bei HIV-Patienten massiv erhöht.
Hier gilt es Prävention zu betreiben, wobei Art und Zeitpunkt der Screening-Maßnahmen umstritten sind. Im Fall eines Karzinoms ist der HIV-Schwerpunktarzt häufig der erste Ansprechpartner für den Patienten. Er führt den Patienten gemeinsam mit Onkologen, Radiologen und ggf. Chirurgen durch die Therapie. Die Grundlagen der Behandlung des Analkarzinoms gehören damit auch zumFachwissen des HIV-Arztes und zu den Themen von HIV&more
Dr. Ramona Pauli