Women for Positive Action
Weltweit sind die Hälfte aller Menschen, die mit HIV und Aids leben, Frauen. In einigen Ländern im südlichen Afrika sind es sogar mehr als 60%. Nicht nur ihre psychosoziale Situation, sondern auch das Leben mit HIV und den antiretroviralen Therapien unterscheiden sich fundamental von der HIV-positiver Männer.
Engagement und Zusammenarbeit über die Grenzen von Fachrichtungen, Ländern und sogar Kontinenten hinweg sind das besondere Kennzeichen von „WFPA“. Fast dreißig Frauen – HIV-positive und nicht infizierte – unter ihnen Ärztinnen, Psychologinnen und Communityvertreterinnen aus Europa, Kanada und Lateinamerika gründeten im September 2008 diese Initiative. Ihr Ziel: Frauen, die mit HIV leben, und Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen zu unterstützen und ihr Wissen rund um Forschung, Behandlung, Beratung und das Leben mit HIV zu verbessern. Geleitet wird WFPA von zwei so genannten „Advisory Boards“ mit über zwanzig Vertreterinnen in Europa und Kanada und sechzehn in Lateinamerika, die sich einmal im Jahr gemeinsam treffen und während des Jahres in Arbeitsgruppen an verschiedenen Projekten arbeiten.
Schulungsmaterial
WFPA-Mitglieder Winnie Ssanyu-Sseruma, Ulrike Sonnenberg-Schwan, Angelina Namiba
Quelle: WFPA
Mit vielfältigen Aktivitäten sollen die Ziele erreicht werden: Ein Schwerpunkt ist die Erstellung von Schulungsmaterialien zu Schlüsselthemen in Form von umfangreichen Powerpoint-Vorträgen, die jeweils durch kleine Handbücher ergänzt werden. Schon zum Internationalen Frauentag im März 2010 konnten die drei deutschen Mitglieder des WFPA-„Advisory Boards“ – Annette Haberl, Annette Piecha und Ulrike Sonnenberg-Schwan – auf den Münchner AIDS-Tagen die ersten fertigen Schulungsmaterialien vorstellen, die auf der WFPA-Homepage auf Englisch und meist auch auf Spanisch zum Download bereitstehen. Die Themen: Kinderwunsch, Schwangerschaft, Verhütung; psychische Gesundheit/emotionales Wohlbefinden; ÄrztInnen-Patientinnen-Beziehung; HIV-Test; Klinische Studien; Religion und Spiritualität und – ganz neu – HIV und Alter. Alle Materialien sollen in weitere Sprachen übersetzt werden. Die Aktualität der wissenschaftlichen Grundlagen und die Einbeziehung von Rückmeldungen aus der aktiven Arbeit mit den Vorträgen sind den Expertinnen dabei ein wichtiges Anliegen. Ergänzt werden die Vorträge durch Artikel zu den jeweiligen Schwerpunktthemen in internationalen Fachzeitschriften. Hier lieferte zum Beispiel im Jahr 2010 ein Artikel zur mangelhaften Einbindung von Frauen in klinische Studien in der Zeitschrift AIDS wichtige Denkanstöße für die Forschung. Und natürlich sollen die Informationen nicht nur in Fachkreisen ankommen, sondern auch bei den Frauen, die mit HIV leben. Überblicksartikel werden daher in loser Folge in Communityzeitschriften veröffentlicht.
Viele Aktivitäten
Mehrere Arbeitsgruppen erarbeiten seit dem vergangenen Jahr aktuelle Behandlungsempfehlungen für Frauen mit HIV, in die auch nationale und internationale Leitlinien einfließen – keine einfache Aufgabe angesichts der großen Unterschiede in den Gesundheitssystemen und den Ressourcen der einzelnen Länder.
Auch auf der Weltaidskonferenz in Wien war WFPA mit der Unterstützung mehrerer Veranstaltungen in der „Women’s Networking Zone“ sehr aktiv und hatte damit auch den ersten Auftritt auf internationalem Parkett. Dabei entstanden wieder viele neue Ideen für weitere Aufgaben und stärkere Vernetzungen mit Frauen in Osteuropa und Zentralasien.
Kurz vor der Fertigstellung – zunächst nur in englischer Sprache – ist Direct Connection, ein einfaches „Werkzeug“, das aus Informationsbroschüren und Karten besteht und die Kommunikation zwischen Frauen mit HIV und Fachkräften im Gesundheitswesen erleichtern soll.
Aber auch in der Forschung von, mit und für Frauen sollen zukünftig durch eine Zusammenarbeit über Grenzen und Fachgebiete hinweg neue Wege beschritten werden. Für WFPA ist dabei ganz selbstverständlich: Frauen mit HIV bringen ihre Interessen und ihre Perspektiven als gleichberechtigte Mitglieder der Advisory Boards mit ein.
Alle Materialien und Artikel sind hier zu finden: www.womenforpositiveaction.org. Noch ein kleiner Tipp: Die Seite mit den Links ist eine Fundgrube für alle, die sich über Fraueninitiativen und -netzwerke im In- und Ausland informieren wollen.
Die Arbeit von WFPA wird von der Firma Abbott finanziell unterstützt.