14. European AIDS Conference, 16.-19. Oktober in Brüssel/Belgien
14. EUROPEAN AIDS CONFERENCE, 16.-19. OKTOBER IN BRÜSSEL/BELGIENBrennpunkt Osteuropa

Die 14. European AIDS Conference war gleichzeitig das 25jährige Jubiläum der European AIDS Clinical Society (EACS). Mehr als 3.000 Teilnehmer hatten sich für diesen europäischen AIDS-Kongress in Brüssel registriert. Der politische Fokus der europäischen Aidsgesellschaft EACS lag auf Osteuropa, Zentraleuropa und Russland – der einzigen Region weltweit, in der sich die HIV-Epidemie nach wie vor drastisch ausbreitet.

Michel Kazatchkine, Nathan Clumeck und Manuel Battegay auf der  EröffnungsveranstaltungMichel Kazatchkine, Nathan Clumeck und Manuel Battegay auf der Eröffnungsveranstaltung
Foto: Andrea Warpakowski

Die Eröffnungsveranstaltung des Kongresses stand ganz im Zeichen der Politik: Gleich zu Beginn verlasen der EACS-Präsident Prof. Manuel Battegay, Basel/Schweiz, und der EACS-Schatzmeister Prof. Nathan Clumeck, Brüssel/Belgien, ein Statement der EACS, dass die Regierung der Russischen Föderation auffordert, das umstrittene Gesetz gegen „die Propaganda für nicht-traditionelle  sexuelle Beziehungen unter Minderjährigen“ wieder abzuschaffen. Die EACS verurteilt das Gesetz, da es neben der Einschränkung von Menschenrechten dazu beiträgt, die dort bereits bestehenden Hürden beim Zugang zur HIV-Prävention, -Diagnostik und -Behandlung weiter zu erhöhen (http://www.eacsociety.org/Portals/0/EACS%20Statement.pdf).

i.v.-Drogen, HIV, HCV und TB

Der UN-Sekretär Prof. Michel Kazatchkine warnte in seiner „Keynote Presentation“ vor einer „vierfachen“ Epidemie in Osteuropa: i.v.-Drogenkonsum, HIV, Tuberkulose und Hepatitis C. In dieser Region wachse die Epidemie weiter, ohne dass die Regierungen wirkliche Anstrengungen unternähmen, sie einzudämmen, klagte Kazatchkine. In den letzten zehn Jahren nahm die Zahl der HIV-Infizierten in Osteuropa um 140% zu und diese Region ist die einzige weltweit, in der die Zahl der AIDS-Toten nach wie vor zunimmt. Nur 30% der HIV-Infizierten, die eine Therapie benötigen, werden behandelt, legt man den früheren Therapiebeginn der WHO-Empfehlung (<500 CD4-Zellen/μl) zugrunde, sind es sogar nur 15%.

HIV-Diagnosen pro 100.000 Einwohner bei i.v.-Drogenkonsumenten im  Jahr 2011 in Europa (WHO-Region)HIV-Diagnosen pro 100.000 Einwohner bei i.v.-Drogenkonsumenten im Jahr 2011 in Europa (WHO-Region)

Kazatchkine nannte erschreckend hohe Zahlen für HIV und Hepatitis unter i.v.-Drogenkonsumenten: So sind in Aserbaidschan 70% und in einigen osteuropäischen Ländern 50% der i.v.-Drogenkonsumenten HIV-positiv; die HCV- Prävalenz unter den Drogengebrauchern liegt dort zwischen 60 und 80%. Besonders erschreckend sei, dass  es in diesen Ländern keinen Zugang zu Therapien und keine Harm-Reduction-Programme gibt und die Opioid-Substitution stark eingeschränkt ist, so Kazatchkine. Dabei könne ein gemeinsames Programm für Nadel-Austausch, Opioid-Substitution und HIV-Therapie die Epidemie eindämmen, auch wenn es nur den Bedarf von 10% aller Betroffenen abdecken würde. Erschwerend kommt laut Kazatchkine hinzu, dass diese Region die weltweit höchste Tuberkulose-Rate hat und 20% der TB-Neudiagnosen durch multiresistente Erreger verursacht sind.

Kazatchkine forderte die Europäische Union auf, in den am meisten betroffenen EU-Staaten, insbesondere in den baltischen Staaten und in Süd-Ost-Europa, rasch zu handeln. So hat der  Global Fund nach dem Beitritt Rumäniens in die EU die Gelder für HIV-Prävention und Harm-Reduction gestoppt mit der Folge, dass die HIV-Inzidenz unter den i.v.-Drogenkonsumenten um das 20fache gestiegen ist.



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