Sexuelle Übertragung wahrscheinlich
In den USA wurde eine sexuelle Übertragung des Zika-Virus bei einem schwulen Paar bekannt. Wie wahrscheinlich ist das?
Prof. Dr. August Stich, Missionsklinik Würzburg
Prof. Stich: Eine sexuelle Übertragung scheint in dem berichteten Fall vorzuliegen. Generell ist es nicht ungewöhnlich, dass Viren auch auf diesem Weg übertragen werden. Das jüngste Beispiel hier ist Ebola. Für die Ausbreitung von Zika spielt die sexuelle Übertragung allerdings keine wesentliche Rolle. Das Virus ist auch nur wenige Tage im Blut oder anderen Körperflüssigkeiten, chronische Infektionen sind nicht bekannt.
Wie kann man sich vor der Infektion schützen?
Prof. Stich: Zika wird durch tagaktive Moskitos übertragen, vor denen man sich in begrenztem Maße schützen kann. Was die Möglichkeit einer sexuellen Übertragung angeht, raten wir nach heutigem Kenntnisstand ab dem Verlassen des Risikogebietes vier Wochen lang zu Abstinenz oder der Benutzung eines Kondoms.
Auch dann, wenn der Partner keine Beschwerden hat?
Prof.
Stich: Die Zika-Infektion hat
eine große Bandbreite an klinischen Erscheinungen, von gar keinen
Beschwerden
bis hin zu schweren Erkrankungen und ganz selten
sogar tödlichen Verläufen. Die allermeisten Patienten spüren nur,
dass sie eine fieberhafte Erkrankung durchmachen, haben leichte Kopf-
und Gliederschmerzen sowie einen Hautausschlag, manchmal auch eine
Augenreizung.
Wer ist besonders gefährdet?
Prof. Stich: Frauen in der ersten Hälfte der Schwangerschaft sind besonders gefährdet. Zika steht im Verdacht, schwere Hirnschäden in Form einer Mikrozephalie auszulösen. Bislang ist das nicht bewiesen, aber aufgrund des aktuellen Wissenstandes rät man schwangeren Frauen nicht in Endemiegebiete zu reisen und beim Sex mit Reiserückkehrern vier Wochen lang ein Kondom zu benutzen.
Wie gefährdet sind Patienten mit Immunschwäche?
Prof. Stich: Eine Immunschwäche, hohes Alter oder eine schwere Grunderkrankung prädisponieren für einen schwereren Verlauf der Zika-Infektion – genauso wie bei anderen Viruserkrankungen, z.B. der Grippe. Die allermeisten Patienten haben aber nur eine flüchtige, milde Erkrankung. Bei gut eingestellten HIV-Patienten ohne fortgeschrittenen Immundefekt erwarte ich keine schweren Verläufe.
Die Symptome der Zika-Infektion sind sehr unspezifisch. Wie kann man die Erkrankung von anderen Virusinfektionen unterscheiden?
Prof. Stich: Als Differentialdiagnosen kommen viele fieberhafte Tropenerkrankungen in Betracht, insbesondere Malaria, Typhus, Dengue und Chikungunya. Sichere Unterscheidungsmerkmale gibt es nicht, die Zika-Infektion führt allerdings häufiger zu Hautausschlägen.
Wie kann man die Diagnose sichern?
Prof. Stich: Im Blut kann man das Virus direkt nachweisen, allerdings nur wenige Tage nach Beginn der Erkrankung. Eine weitere Möglichkeit ist der Nachweis von Antikörper bereits ab Ende der ersten Krankheitswoche. Spezialisiert auf die Diagnostik importierter Virusinfektionen ist in Deutschland das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.
Wann sollte man Blut zur Diagnosesicherung einsenden?
Prof. Stich: Eine Blutuntersuchung ist nicht notwendig bei Reiserückkehrern ohne Krankheitszeichen und bei länger zurückliegenden Aufenthalten. Anders ist es bei Reisenden, die eben erst aus einem Verbreitungsgebiet des Zika-Virus zurückgekehrt sind und Symptome aufweisen. Zur Behandlung einer Zika-Infektion steht allerdings keine spezifische Therapie zur Verfügung. Wir gehen symptomorientiert vor: Fiebersenkung, Flüssigkeit, Ruhe. In der Regel klingt die Krankheit von alleine innerhalb von 7 Tagen ab.
Hinterlässt Zika eine bleibende Immunität?
Prof. Stich: Die Infektion scheint nach all dem, was wir derzeit wissen, eine Immunität zu hinterlassen. Ein Impfstoff existiert allerdings noch nicht.