DAH
Die glorreichen Sieben gegen Vorurteile
Leuchtende Farben und klare Ansagen gegen Diskriminierung: Die Welt-Aids-Tags-Kampagne „Leben mit HIV. Anders als du denkst?“ geht in diesem Jahr in die zweite Runde. Wegen des großen Erfolges im letzten Jahr haben die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die Deutsche AIDS-Stiftung (DAS) und die Deutsche Aidshilfe (DAH) einen neuen Jahrgang kreiert.
Das Prinzip bleibt das gleiche: Menschen mit HIV berichten von ihrem Leben und erzählen, wie sie auf Stigmatisierung und Ausgrenzung reagieren. Sie sollen andere Menschen dazu anregen, ihre Vorstellungen vom Leben mit HIV auf den Prüfstand zu stellen und Vorurteile zu korrigieren. Neu sind die Kampagnengesichter: sieben an der Zahl, 12 mit denen, die schon im letzten Jahr dabei waren – so viele und so vielfältig wie nie zuvor.
Hildegards Hausärztin lernte gerne dazu
Da
berichtet etwa Hildegard, Postbotin im bayerischen Fürstenzell, wie
sie in der Dorfgemeinschaft „den
Deckel vom Topf“ nimmt,
wenn die Gerüchteküche brodelt: Sie redet mit den Leuten. Ihr
Friseur lernte so, dass er keine Angst haben müsste, wenn er sie mal
ins Ohr schneiden würde (was er aber natürlich nicht soll). Auch
ihre Hausärztin profitierte schon von Hildegards Wissen: Sie war
sehr offen, stellte viele Fragen. Mit der Kampagne betreibt Hildegard
nun Aufklärung im großen Stil. Ihr Claim: „HIV-positiv: Jetzt
zeig ich’s euch!“
Ob nun mit Blick auf die Persönlichkeit, die Region, die verschiedenen Lebensbereiche: Die Kampagne dekliniert das Alltagsleben mit HIV so umfassend durch wie nie zuvor. So berichtet etwa auch Drag Queen Barbie Breakout von ihrem Umgang mit Tratsch. Die klare Botschaft der nicht-binären Make-up-Artistin aus Berlin: „Diskriminierung kannst du dir abschminken.“
Kuscheln und Kampfsport gegen Berührungsängste
Und so geht das weiter: Kristina aus der Ukraine, Sexualtherapeutin und Veranstalterin von Kuschelevents ruft der Welt zu: „Ich lebe mit HIV. Komm kuscheln!“ Kampfsportler Denis aus Leipzig zeigt sich mit grünem Gürtel und der klaren Ansage: „Berührungsängste? Nicht mit mir, Sportsfreund!“ Abbas kennt Diskriminierung wegen HIV und in Form von Rassismus. Der Münchner Koch sagt: „Vorurteile: Da spiele ich nicht mit.“ Und Sozialarbeiter Thomas aus Essen erzählt, wie er Ignoranten beim Dating erst versucht aufzuklären und sie sich schließlich, wenn nötig, vom Halse hält: „Diskriminierung online? Block dich doch selbst!“ Last but not least berichtet Wärmepumpenspezialist Giovanni aus Berlin, wie entspannt seine italienische Familie auf seine HIV-Diagnose reagiert hat: „Mamma Mia wegen HIV? Nicht mit meiner Mutter!“
Selbstbewusst mitten im Leben
„In dieser Kampagne zeigen sich Menschen mit HIV mitten im Leben“, sagt Stefan Miller, frisch gewähltes Mitglied im Vorstand der Deutschen Aidshilfe und selbst HIV-positiv. „Sie demonstrieren einen selbstbewussten Umgang mit Abwertung, Benachteiligung und Berührungsängsten – alles leider immer wieder Teil ihres Alltags. Die Botschaft lautet: Diskriminierung muss sich niemand gefallen lassen.“
„Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, jeder Form von Ablehnung entgegenzuwirken, damit Menschen mit HIV ohne Stigmatisierung leben können“, bekräftigt Dr. Johannes Nießen, Kommissarischer Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Dr. Kristel Degener, Vorstandsmitglied der Deutschen AIDS-Stiftung, fügt hinzu: „Alle Menschen mit HIV haben ein Recht auf ein solidarisches und respektvolles Miteinander. Wir alle können dazu beitragen.“
Die Kampagne „Leben mit HIV. Anders als du denkst?“ startete Anfang November und läuft bis Mitte Dezember. Alle Geschichten und Kampagnenmaterial gibt es auf www.welt-aids-tag.de.
Ausgezeichnete Arbeit!
Hans-Peter-Hauschild-Preis für die AIDS-Hilfe Emsland
Beim
Empfang zu ihrem 40-jährigen Bestehen verlieh die Deutsche Aidshilfe
den Hans-Peter-Hauschild-Preis
an die AIDS-Hilfe Emsland und
Munich Kyiv Queer. Peter Stuhlmüller erhielt die
Ehrenmitgliedschaft.
„40 Jahre Deutsche Aidshilfe. Mehr als du denkst.“ Unter diesem Motto feierte die DAH im Oktober im Berliner Heimathafen ihren 40. Geburtstag.
Das Motto und der Abend sollten zum Ausdruck bringen: Die Deutsche Aidshilfe war schon immer mehr, als ihr Name versprach und ist in den letzten vier Jahrzehnten über sich hinausgewachsen. Was einst mit Sterbebegleitung und einem Infotelefon begann, mündete kürzlich beispielsweise in eine Ausbildung für „Lebenswelt-orientierte Sexualberatung“.
Hans-Peter-Hauschild-Preis für Munich Kyiv Queer
Das
Engagement in gesellschaftlichen und politischen Fragen ist seit
jeher fester Bestandteil von Aidshilfearbeit. So sieht es das Konzept
der „Strukturellen Prävention“ vor, dass die Bedeutung der
gesellschaftlichen
Verhältnisse für die individuelle
Gesundheit betont. Dementsprechend verlieh die Deutsche Aidshilfe an
ihrem 40. Geburtstag ihren Hans-Peter-Hauschild-Preis für
Strukturelle Prävention nach einer Covid-Pause gleich doppelt.
Die AIDS-Hilfe Emsland wurde für ihre Haftarbeit, insbesondere das Projekt „Gesundheit in Haft“ gewürdigt, welche die kleine Aidshilfe seit über 30 Jahren kontinuierlich in vier niedersächsischen Haftanstalten leistet. Das Projekt bietet Inhaftierten in einem langfristigen Programm die Möglichkeit, sich zu Gesundheitsthemen zu informieren und auszutauschen – es geht um Drogenkonsum, Sexualität, Schutz vor Infektionen, aber auch persönliche und psychische Probleme können Thema sein. So können die Teilnehmer*innen Stabilität und Resilienz auch für die Zeit nach der Haft entwickeln. Über die Jahre wurde so mit den Strafgefangenen und dem Justizsystem ein Vertrauensverhältnis aufgebaut – unverzichtbar für die Prävention und die Versorgung der Inhaftierten.
Munich Kyiv Queer wurde für den bereits über zehn Jahre währenden Einsatz für queere Menschen in der Ukraine ausgezeichnet. Die Kontaktgruppe und Hilfsorganisation versteht sich als Schnittstelle zwischen den Szenen in München und Kyiv sowie anderen ukrainischen Städten. Sie unterstützt verschiedene Organisationen vor Ort, auch bei der HIV-Prävention. Durch die gute Vernetzung gelang es Munich Kyiv Queer nach Beginn des russischen Angriffskrieges, queeren Menschen in der Ukraine schnell passgenaue Hilfe zukommen lassen.
Ehrenmitgliedschaft für Peter Stuhlmüller
DAH-Ehrenmitgliedschaft für Peter Stuhlmüller
Die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Aidshilfe erhielt Peter Stuhlmüller. 35 Jahre arbeitete er in der Bundesgeschäftsstelle in Berlin. Als Geschäftsführer und Projektkoordinator war er Hauptansprechpartner der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und damit Garant für eine verlässliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die Arbeit der Deutschen Aidshilfe in der heutigen Form hat er so mit ermöglicht. Für Vorstand, Belegschaft und Verband war er nicht weniger als ein Fels in der Brandung.
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