Heilung ist Forschungspriorität
Heilung steht wieder ganz oben auf der Agenda im Kampf gegen HIV/AIDS. Das betonten Peter Piot von UNAIDS und Anthony Fauci vom amerikanischen NIH. Wie es funktionieren könnte, erklärte Robert Siliciano von der Johns Hopkins Universität in Baltimore.
Über Heilung zu sprechen ist kein Tabu mehr. Auf dem Kongress wurde so viel über Heilung gesprochen wie nie zuvor. "Aber man sollte vorsichtig mit dem Thema umgehen", warnte Anthony Fauci in einer Session über Zukunftsvisionen. Der Leiter des National Health Institute ging gleich mit gutem Beispiel voran. Er erklärte zunächst den Unterschied zwischen "funktioneller Heilung", d.h. komplette Suppression der Virusreplikation, und "kompletter Heilung", d.h. Eradikation, und betonte, dass zeitliche Prognosen derzeit nicht möglich sind.
Gezielte Aktivierung des HIV-Reservoirs
Robert Siliciano zeigte in einer Plenary Session einen Weg, wie man HIV möglicherweise aus dem Körper eliminieren kann. Als erstes müssen alle latenten Reservoire von HIV identifiziert werden. Dann müssen die HIV-infizierten langlebigen Zellen gezielt aktiviert und eradiziert werden. Eine unspezifische Aktivierung aller langlebigen T-Zellen des Immunsystems sei viel zu gefährlich. Siliciano strahlte bei seinem Vortrag viel Hoffnung aus, denn "wir haben neuen Labormethoden zur Untersuchung von langlebigen Zellen und suchen schon nach Substanzen zur Aktivierung".
Selbst Mega-HAART kein Weg
Eine Eradikation mit konventinoneller HAART ist dagegen nicht möglich. Dafür gibt es mehrere Hinweise - abgesehen von dem Scheitern entsprechender klinischer Versuche. Zum einen weisen die Viren bei einzelnen Blips unter Therapie keine Resistenzmutationen auf, zum anderen konnte man auch unter einer intensivierten HAART in hochsensiblen Tests immer wieder HIV im Blut nachweisen. Diese Viren stammen den Untersuchungen von Siliciano zufolge nicht aus CD4-Zellen, sondern aus Klonen in den latenten Reservoirs. Die Viren zeigten keine Veränderungen in der Sequenz.