Die Unerfüllten Bedürfnisse von PLHIV - Lebensqualität: Die Vierte 90
28. August 2020
Im Zuge des virtuellen AIDS Kongresses 2020 vom 06. bis 10. Juli wurden neue Daten zur Positive Perspectives Studie vorgestellt. Die Positive Perspectives Studie ist eine der größten Studien über patientenberichtete Behandlungsergebnisse. Die Auswertung der Studie umfasste 2.112 PLHIV (Menschen, die mit HIV leben) in insgesamt 24 Ländern und untersuchte den Zusammenhang von Polypharmazie und der Lebensqualität von PLHIV.1,*, †
Der Großteil der Studienpopulation berichtete virologisch supprimiert zu sein (74%), jünger (<50 Jahre, 71%) männlich (68%) und vor 2017 diagnostiziert worden zu sein (77%).1
Polypharmazie und ihre Auswirkungen auf HIV-positive Menschen
Im Zuge der Umfrage berichteten HIV-Patienten und -Patientinnen, die mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen, von einem signifikant schlechteren Gesundheitszustand im Vergleich zu Patienten und Patientinnen ohne Polypharmazie – unabhängig von bestehenden Komorbiditäten (p<0,05, n = 2112).1
Abbildung 1: Unterschiede in Wohlbefinden, Viruslast und Behandlungszufriedenheit in Abhängigkeit von Polypharmazie. Adaptiert nach Okoli et al. Prev Chronic Dis. 2020.1
Nehmen Patienten mehrere Medikamente gleichzeitig ein, ist die Wahrscheinlichkeit signifikant höher Bedenken im Hinblick auf Risiken von Arzneimittelwechselwirkungen und Nebenwirkungen zu haben - je nach Zeitpunkt des Beginns der ART (aOR=1,32; 95% KI: 1,02, 1,71 bzw. aOR= 131; 95% KI: 1,02, 1,68).1 **
Sorgen über Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Langzeiteffekte der ART
Außerdem berichteten PLHIV über Nebenwirkungen, Arzneimittelwechselwirkungen und Bedenken hinsichtlich der Langzeiteffekte einer ART. Insgesamt gaben 2 von 5 der Befragten an unter Nebenwirkungen zu leiden (44%, n=936/2112). Fast die Hälfte der Befragten machten sich Sorgen wegen der Arzneimittelwechselwirkungen (49%, n=1024/2112) und zwei Drittel der Patienten und Patientinnen sorgten sich um die Langzweiteffekte ihrer Therapie (67%, n=1406/2112).1
In den neu publizierten Daten geben zudem ein Drittel der Befragten an, sich unwohl dabei zu fühlen mit ihrem Arzt über ihre Sorgen wie Langzeiteffekte oder Nebenwirkungen zu sprechen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer kontinuierlichen Neubewertung der Therapie auf der Grundlage der individuellen Risiken von Komorbiditäten sowie Begleiterkrankungen und -Medikation, bei der aber auch auf die Bedürfnisse der Patienten/Patientinnen eingegangen werden sollte.1,2
Umstellung auf eine ART mit weniger Wirkstoffen
Patienten und Patientinnen wurden außerdem bezüglich möglicher Umstellungsoptionen befragt. Dabei waren insgesamt 73% der Befragten (n=1554/2112) bereit auf ein Behandlungsschema mit weniger Wirkstoffen umzustellen, mit der Voraussetzung, dass ihre Viruslast supprimiert blieb. Unter allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen, die ihre HIV Medikation umgestellt hatten, war einer der drei wichtigsten genannten Gründe für die Umstellung die Reduzierung der Wirkstoffe (27%, n=418/1550).1
* Die “Positive Perspectives”-Studie wurde nach der Veröffentlichung der ersten Teilstudie von 2.112 Teilnehmern in 24 Ländern auf 2.389 Teilnehmer in 25 Ländern ausgedehnt.1
†Polypharmazie wurde definiert als die Einnahme von 5 oder mehr Medikamenten pro Tag bei Vorliegen einer HIV- oder Nicht-HIV-Infektion oder die gegenwärtige Einnahme von Medikamenten für 5 oder mehr Erkrankungen, einschließlich HIV. Alle Unterschiede zwischen Personen, die von Polypharmazie berichteten, im Vergleich zu solchen, die nicht von Polypharmazie berichteten, waren signifikant bei P<0,05.1
** Zeitpunkt der ART-Initiation: ≥ 2 Jahre seit Diagnose vs. ≤ 2 Jahre seit Diagnose.1
Referenzen:
Okoli C et al. Putting the Heart back into HAART: Greater HCP-Patient Engangement is associated with better health outcomes among persons living with HIV (PLHIV) on treatment. Presented at: 23rd International AIDS Conference; July 6-10, 2020; Virtual. Slides PED0808.
Mit freundlicher Unterstützung von ViiV Healthcare.