Neue DAGNÄ-Arbeitsgruppe präsentiert erste Ergebnisse
Am 11. Mai fand in Frankfurt a.M. das dritte Treffen der DAGNÄ-Arbeitsgruppe Ärztinnen und Aids, 3A, statt. Die Gruppe, die erst auf dem DAGNÄ-Workshop im September 2006 gegründet wurde, versteht sich als Interessensvertretung für Ärztinnen, die in Praxis oder Klinik in der HIV-Versorgung tätig sind. Auf der Frankfurter Tagung wurden jetzt erste Arbeitsergebnisse präsentiert und wichtige Eckpunkte für die weitere frauenspezifische Forschung der Gruppe festgelegt.
Abb. 1: 3A-Behandlerinnenprofil: Verteilung nach Bundesländern
Die Arbeitsgruppe Ärztinnen und Aids hat im ersten Quartal 2007 eine Mitgliederbefragung zur Erstellung eines Profils durchgeführt. 33 Ärztinnen haben sich an dieser Aktion beteiligt (Abb. 1), davon 55% aus dem niedergelassenen Bereich und 45% aus der Klinik. Das Durchschnittsalter der Ärztinnen lag bei 43 Jahren.
KOMPETENT UND UNTERREPRÄSENTIERT
70% der Befragten haben bislang eine Facharztausbildung abgeschlossen, am häufigsten für Innere Medizin und Allgemeinmedizin. 73% der Ärztinnen haben promoviert. Die durchschnittliche Erfahrung in der Versorgung von HIV-Patienten liegt bei 11 Jahren. Vortragserfahrung auf regionaler Ebene ist bei rund 80% der HIV-Behandlerinnen vorhanden, mehr als die Hälfte kann auch Erfahrung bei nationalen Veranstaltungen vorweisen und etwa ein Drittel der Frauen hat bereits vor internationalem Publikum referiert. Publikationserfahrung liegt bei 76% der befragten Ärztinnen vor. Die Interessenschwerpunkte umfassen dabei das gesamte Spektrum der HIV-Behandlung und beschränken sich nicht auf frauenspezifische Themen. Trotz dieser erfreulichen Ergebnisse ist der Frauenanteil an wissenschaftlichen Veranstaltungen im HIV-Bereich hierzulande gering, so dass die Erfahrung der Behandlerinnen nicht ausreichend dargestellt werden kann. Zudem scheinen Frauen andere Themen angeboten zu bekommen als ihre männlichen Kollegen.
Bestätigt wird das durch den 3A-Monitor, ein Auswertungssystem, mit dem seit Januar 2007 der Anteil von Frauen und Männern bei wissenschaftlichen Veranstaltungen in Deutschland dokumentiert wird. Der 3A-Monitor soll Veranstalter und HIV-Behandlerinnen gleichermaßen motivieren, den Frauenanteil zu erhöhen. Um diesen Ansatz konstruktiv noch zu verstärken, wurde das 3A-Speakers Bureau gegründet. Über diese Einrichtung, die 3A-Mitgliedern auch bei der Präsentation ihrer wissenschaftlichen Arbeit unterstützen soll, können kompetente Referentinnen angefragt werden.
FRAUENSPEZIFISCHE FORSCHUNG
Die Arbeitsgruppe Ärztinnen und Aids möchte die Versorgungsrealität von HIV-positiven Frauen in Deutschland darstellen. Ziel ist die Qualitätssicherung und -verbesserung bei der Behandlung der Patientinnen. Für das Jahr 2007 sind zwei sich ergänzende Datenerhebungen durch die Behandlerinnen geplant, und zwar zum Gesamtkollektiv ihrer HIV-Patientinnen (Herkunft, Alter, Infektionsrisiko, CDC-Stadium, antiretrovirale Therapie) und zur HIV-Therapie der einzelnen Patientinnen.
Abb. 2: Testphase Datenerhebung: Herkunft der HIV-Patientinnen
Für beide Untersuchungen wurden standardisierte Fragebögen erarbeitet, die im ersten Quartal 2007 an vier Zentren getestet wurden. Die Auswertung konnte bereits interessante Trends aufzeigen. So stammten nur 57,5% der Patientinnen aus Deutschland. 32,5% waren afrikanischer Herkunft, 5% stammten jeweils aus Asien und Osteuropa (Abb. 2). 90% der Frauen wurden zum Zeitpunkt der Erhebung antiretroviral behandelt, die Hälfte davon hatte bereits mehr als zwei Vortherapien. Bei über 80% der behandelten Frauen lag die Viruslast unter der Nachweisgrenze. Die häufigsten beschriebenen Nebenwirkungen waren mit jeweils 32% Lipodystrophie und Zyklusstörungen.
Als jüngstes Projekt wurde auf dem 3A-Treffen in Frankfurt eine Untersuchung zum möglichen Einsatz der HPV-Impfung bei HIV-positiven Frauen beschlossen. Ein Erfassungsbogen zum HPV-Status liegt als Entwurf bereits vor und soll so bald wie möglich in einer Pilotphase eingesetzt werden.
Dr. Annette E. Haberl, Frankfurt
Nächstes 3A-Treffen auf dem DÖAK
Eine Zwischenauswertung der Datenerhebungen HIV-positiver Patientinnen wird auf dem DAGNÄ-Workshop am 7./8. September 2007 in Köln vorgestellt werden. Das nächste 3A-Arbeitstreffen findet am 28. Juni 2007 um 19.15 Uhr auf dem DÖAK in Frankfurt a.M. statt. Alle in der HIV-Versorgung tätigen Ärztinnen sind herzlich dazu eingeladen. Mehr Informationen zur DAGNÄ-Arbeitsgruppe 3A über www.dagnae.de/3A oder per Email an 3A@dagnae.de.