DEUTSCHE AIDS-STIFTUNG UNTERSTÜTZT PROJEKT IN MOSAMBIK
DREAM: Ein Traum wird Realität
Adalberta hat die Station und die Situation im Griff, das merkt man sofort. Die resolute Krankenschwester leitet eines der ersten und ältesten DREAM-Zentren Mosambiks. Matola II, so der eher technische Namen des Zentrums für Schwangere, Mütter und Kinder, liegt in Matola, einer direkten Nachbarstadt der mosambikanischen Hauptstadt Maputo. Adalberta führt die Besucher der Deutschen AIDS-Stiftung (Jeane Baronin von Oppenheim, Vorsitzende des Kuratoriums, Dr. Ute Canaris, stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrates und Dr. Ulrich Heide, Geschäftsführender Vorstand) durch ihr kleines Reich. Ein Reich, das durch die vielen Schwangeren und die vielen Mütter mit Babys und Kleinkindern sehr lebendig, sehr quirlig ist. Dabei erklärt sie das Konzept von DREAM.
Krankenschwester Adalberta (l.) im
DREAM- Zentrum Matola II
DREAM (Drug Resource Enhancement against AIDS and Malnutrition: Arzneimittelprogramm gegen AIDS und Unterernährung) ist ein Programm der in Rom gegründeten Gemeinschaft Sant´Egidio, die im afrikanischen AIDS-Inferno einen Traum realisieren will, eine reale Gegenwelt schaffen. Der Traum lautet: In einem der ärmsten Länder Afrikas (und der Welt) mit einer der höchsten HIV-Infektionsraten (17 Prozent landesweit, in einzelnen Landesteilen über 30 Prozent) sollen HIV-infizierte Schwangere eine ebenso gute Chance haben, ihre Babys ohne das HI-Virus zur Welt zu bringen, wie in europäischen Industriestaaten, wie z.B. in Italien oder auch in Deutschland. Und dann sollen diese Mütter lebenslang medizinisch betreut werden, damit sie ihre Kinder auch großziehen können. Soweit der Traum.
Und so sieht die Wirklichkeit aus: Adalberta schlägt mit uns den Weg ein, den auch die Patientinnen nehmen. Rezeption, Standarduntersuchungen (Gewicht, Fieber), Blutabnahme (CD4-Zellen und Viruslast), Arztgespräch, Apotheke und bei Bedarf Lebensmittelausgabe, dazwischen Aufenthalt im Wartezimmer, und natürlich gibt es auch einen eigenen Bereich für die HIV-Tests mit vorheriger und nachheriger Beratung. Wir sehen das Labor, das den Patientinnen normalerweise verschlossen ist, und die aufwendige Technik, die nötig ist, um die empfindlichen und teuren Laborgeräte bei Stromausfall oder -schwankungen vor Beschädigung oder Zerstörung zu schützen.
EINE CHANCE FÜR DIE BABYS
Schwester Adalberta begrüßt Dieter Wenderlein
von der Gemeinschaft Sant´Egidio
Patientinnen und ihre Kinder suchen Hilfe im Zentrum
Überall ist Leben, Matola II platzt buchstäblich aus den Nähten. Überall ist es aber auch sauber, vor allem aber fällt auf: die Kommunikation ist entspannt und freundlich. Es wird viel geredet und es wird gelacht. Die Mitarbeiterinnen erklären was sie tun, warum sie es tun und was die Patientinnen warum tun müssen. Die antiretroviralen Medikamente müssen eingenommen werden, auch wenn es den Patientinnen nach subjektivem Befinden gut geht, wenn sie keine Schmerzen haben, sich nicht einmal schwach fühlen. Sie müssen regelmäßig, immer zur gleichen Tageszeit eingenommen werden, nur dann sind sie wirkungsvoll. Bei unregelmäßiger Einnahme können sich Resistenzen entwickeln, die Medikamente wirkungslos werden. Dies erklärt die Ärztin, dies erklärt auch die Apothekerin, die die verschiedenen Tabletten bis zum vereinbarten nächsten Besuch im Zentrum abgezählt in kleine Tütchen füllt. Jedes Tütchen erhält ein Etikett mit vier Symbolen: aufgehende Sonne, strahlende Sonne, untergehende Sonne, Mond. Unter den Symbolen ist die Zahl der Tabletten notiert, die zur jeweiligen Tageszeit eingenommen werden müssen.
REGELMÄßIGE EINNAHME
Etliche der Patientinnen können nicht lesen und schreiben, manche kennen trotzdem die Zahlen, andere müssen auch sie erst lernen. Dabei helfen die Ehrenamtlerinnen, die "Activistas". Man erkennt sie an ihren T-Shirts mit dem Aufdruck "I dream" oder an entsprechenden Sweatshirts. Sie alle sind selbst HIV-infiziert, selbst Patientinnen des Zentrums, oft schon viele Jahre. Sie berichten den neuen Patientinnen von ihren Erfahrungen, mit sichtbarem Behandlungserfolg, der beispielhaft für den Erfolg des Projektes steht. Längst hat auch die Gemeinschaft Sant´Egidio erkannt, wie wichtig die Rolle der Activistas ist und bildet sie systematisch fort. Dies ist einer der Programm-Teile von DREAM, den die Deutsche AIDS-Stiftung seit zwei Jahren mitfinanziert, auch deshalb, weil das Engagement der Gemeinschaft Sant´Egidio die Zuversicht auf eine nachhaltige Hilfe vermittelt.
LEBENSLANGE BETREUUNG
Das Wunder wirkt: Vom Sommer 2002 bis Ende 2006 hat sich die Zahl der betreuten Schwangeren allein in Matola II von 26 auf 2.217 erhöht. Bislang wurden 1.562 Kinder geboren, nur 32 von ihnen sind sicher HIV-infiziert. Nach den bisherigen Erfahrungen ist sich Adalberta sicher, dass nur zwei Prozent der im Programm geboren Kinder HIV-positiv sind. Ohne DREAM wären es bis zu 40 Prozent. Und anders als in anderen Programmen wird den Müt-tern langfristig geholfen, sie erhalten auch während der Stillzeit die notwendigen Medikamente, um eine Übertragung des Virus durch die Muttermilch zu verhindern. Bei Behandlungsbedarf, also nach dem Ausbruch der Erkrankung, werden die Mütter und die wenigen infizierten Kinder lebenslang betreut.
Der Traum zu leben - so kann er Wirklichkeit werden. Die Betreuung einer Schwangeren und ihres Babys von der HIV-Diagnose bis sechs Monate nach der Entbindung kostet übrigens zwischen 600 und 700 Euro.
Dr. Ulrich Heide, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen AIDS-Stiftung
Kontakt: Deutsche AIDS-Stiftung · www.aids-stiftung.de
Spendenkonto 400 - BFS Köln - Bankleitzahl 370 205 00
Stichwort: Mosambik
Medienpreis der Deutschen AIDS-Stiftung 2005/2006
In diesem Jahr vergibt die Deutsche AIDS-Stiftung wieder ihren Medienpreis an Journalisten, die in besonderer Weise über HIV/AIDS berichten und damit zu einem solidarischen Verhalten gegenüber Betroffenen beitragen. Medienschaffende und Künstler konnten sich bis zum 31. Januar 2007 für den mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Preis bewerben. Zugelassen waren fachliche, wissenschaftliche, interpretatorische sowie künstlerische Beiträge aus Print, TV, Hörfunk und Neuen Medien, die im Zeitraum vom 1. Januar 2005 bis zum 31. Dezember 2006 in deutscher Sprache veröffentlicht worden sind. Eine unabhängige Jury trifft die Auswahl.
Seit 1987 lobt die Deutsche AIDS-Stiftung einen Medienpreis aus. Die Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG begleitet und unterstützt die Stiftung bei der Vorbereitung und Durchführung des Medienpreises. Insbesondere stellt sie das Preisgeld zur Verfügung, das für bis zu drei herausragende Beiträge vergeben wird. Die Preisverleihung findet in der Eröffnungsveranstaltung des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses am 27. Juni 2007 in Frankfurt am Main statt.
Die Deutsche AIDS-Stiftung veranstaltet auf dem Kongress außerdem einen Workshop zum Thema "Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen - Die Hilfen der Deutschen AIDS-Stiftung". Er findet statt am Samstag, 30. Juni 2007, 11.00 - 12.30 Uhr, im Raum Spektrum 1, Ebene C2.
Der Workshop soll einen Überblick über die Hilfen der Stiftung vermitteln und gleichzeitig aus der Historie der Stiftungsarbeit heraus Ansätze künftiger Hilfen entwickeln. Auf dem Podium diskutieren Dr. Ulrich Heide, Geschäftsführender Vorstand Deutsche AIDS-Stiftung, Ulrike Hallenbach, Fachbeirat Deutsche AIDS-Stiftung und Christian Thomes, Zuhause im Kiez gGmbH, die Moderation übernimmt Stiftungsgründer Rainer Jarchow.