1/2010 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
Die Zahl der über 65-jährigen HIV-Positiven wird sich in den nächsten 10 Jahren verzehnfachen und 2015 werden 50% der HIV-Infizierten über 50 Jahre alt sein. Haben diese Patienten ein höheres Risiko für Erkrankungen, die im fortgeschrittenen Lebensalter häufiger vorkommen? Und wenn ja, ist HIV selbst, die antiretrovirale Therapie oder eine Häufung herkömmlicher Risikofaktoren bei HIV-Patienten der Grund? Diese Fragen beschäftigen derzeit die Wissenschaftler. Auf der CROI gab es eine Flut von Arbeiten zu diesem Thema, wobei meist retrospektive Kohortenanalysen und prospektive Grundlagenarbeiten präsentiert wurden. Dabei zeigte sich, dass HIV bzw. die Therapie das Risiko für Osteoporose, Herz-Kreislauferkrankungen, bestimmte Krebsarten usw. erhöht, die klassischen Risikofaktoren jedoch eine weitaus bedeutendere Rolle spielen.
NICHT-INFEKTIÖSE BEGLEITERKRANKUNGEN
Die Europäische Aids-Gesellschaft hat das Thema des erhöhten Risikos von HIV- Positiven für bestimmte nicht-infektiöse Begleiterkrankungen aufgegriffen und bereits Leitlinien zum Screening und zur Therapie dieser Erkrankungen verfasst. Die Empfehlungen sind an die europäischen Leitlinien für die jeweilige Erkrankung angelehnt. Für Deutschland sind allerdings primär die deutschen Leitlinien relevant. Aus diesem Grund werden in diesem und im nächsten HIV&more die deutschen Leitlinien für die in den EACS-Empfehlungen genannten Erkrankungen kurz dargestellt gefolgt von einer Übersicht zu den Besonderheiten bei HIV- Infizierten.
HIV UND HIRN
Bei den nicht-infektiösen Begleiterkrankungen werden auch neurokognitive Einschränkungen erwähnt. Hier gilt es ganz besonders nach HIV-assoziierten Faktoren zu suchen, denn wie neuere Untersuchungen belegen, leiden bis zu 15% der HIV-Patienten an einer HIV-assoziierten Demenz und bis zu 60% an subklinischen Funktionsstörungen. Das wichtige Thema wird nicht nur hier im aktuellen Heft behandelt, bei www.hivandmore.de wird in Kürze ein umfangreicher Diasatz sowie interaktive Kasuistiken dazu erscheinen.
Dr. Ramona Pauli