Interview
mit Dr. med. Knud Schewe, Hamburg
Neue Projekte 2013
Das Jahr 2013 hat begonnen. Welche neuen Projekte gibt es?
Schewe: In diesem Jahr wird es einige neue Projekte geben. Am spannendsten sind vielleicht die von dagnä und DAIG gemeinsam ausgerichteten Post Conference-Webinare. Das sind Internet-basierte interaktive Konferenzberichterstattungs-Seminare.
Wie funktioniert so ein Webinar?
Schewe: Die dagnä informiert über die Termine der Webinare. Interessenten können sich bei der dagnä Geschäftstelle anmelden und erhalten einen link sowie einen Zugangscode, mit dem sie sich in das Webinar einloggen können. Eine spezielle Software ist nicht erforderlich. Das heißt man sieht die Slides, den Referenten und kann auch Fragen stellen. Pro Kongress sind fünf Webinare geplant.
An wen richten sich die Webinare?
Schewe: Zunächst an DAIG- und dagnä-Mitglieder, aber auch an Aids-Hilfen und alle Interessierte.
Wer erstellt die Inhalte?
Schewe: Die wissenschaftliche Leitung haben Prof. Georg Behrens aus Hannover und ich. Wir sprechen verschiedene Experten an, die an den Kongressen teilnehmen, und vereinbaren im Vorfeld bereits die Themen. Die Webinar-Gruppe CROI 2013 besteht aus Gaby Knecht, Tim Kümmerle, Martin Hartmann, Markus Bickel, Christoph Boesecke.
Wie werden die Webinare finanziert?
Schewe: Das Projekt wird durch unrestricted grants der Pharmaindustrie gefördert. Alle Firmen, die HIV-Medikamente herstellen, sind beteiligt.
Bisher wurden die Kongresse in Qualitätszirkeln oder Industrie-Symposien „verdaut“. Welchen Vorteil haben die Webinare?
Schewe: Es gibt einige Vorteile. Man kann sich zu Hause am PC fortbilden und hat doch die Möglichkeit Fragen zu stellen. Wir haben sehr kompetente Autoren und die Inhalte sind unabhängig von jeglicher Einflussnahme der Industrie.
Ein weiteres Projekt ist das neue Zertifikat Schwerpunktarzt HIV-Medizin. Was ist hier geplant?
Schewe: Das Zertifikat ist wie das Webinar ein gemeinsames Projekt von DAIG und dagnä. Es soll sowohl die strukturelle Qualität als auch die fachliche Qualifikation zur Versorgung von HIV-Patienten dokumentieren.
Wer kann das Zertifikat erwerben?
Schewe: Das Zertifikat kann jeder Arzt erwerben, wenn er die Voraussetzungen erfüllt. Das heißt konkret:
• Nachweis einer mindestens zweijährigen praktischen Tätigkeit in der umfassenden klinischen Versorgung HIV-Infizierter verschiedener klinischer Stadien.
• Selbstständige Behandlung von 50 HIV-Patienten/Quartal über 2 Jahre (Bescheinigung der KV).
• Teilnahme an HIV-QS Vereinbarung oder -gleichwertig- Bescheinigung der KV
• Ausnahmeregelung für strukturschwache Gebiete und Behandler besonderer Patientengruppen (Gynäkologie, Pädiatrie, Dermatologie).
• Nachweis HIV spezifischer Fortbildung (30 Punkte in 12 Mon., davon 15 Kat.C).
• Praktische Befähigungsnachweis über Online-Prüfung.
Was kostet das Zertifikat und wie lange ist es gültig?
Schewe: Für Mitglieder von DAIG und dagnä ist es kostenlos, für Nicht-Mitglieder beträgt die Gebühr € 100,-. Es ist fünf Jahre gültig.
Welchen Nutzen bringt das Zertifikat?
Schewe: Es ist gut in der Außendarstellung, denn durch das Zertifikat dokumentiert Erwerber gegenüber Patienten seine fachliche Qualifikation. Durch die Dokumentation der Umsetzung von Qualitätsstandards können wir zudem langfristig gegenüber Krankenkassen, GBA, Politik, die Kosten für erhöhten Behandlungsaufwand bei HIV-Patienten rechtfertigen.
Gibt es weitere Projekte?
Schewe: Ja, zum Beispiel wird es ein Update des dagnä HIV-QM Lotsen geben. Das QEP Manual ist von der KBV weiterentwickelt worden. Dies macht eine Überarbeitung des dagnä HIV-QM Lotsen durch die Kerngruppe erforderlich.
Welche berufpolitischen Themen bringt uns das Jahr 2013?
Schewe: Hier sind wir sehr stark engagiert. Die KBV plant derzeit eine EBM Reform, die eine Unterscheidung von typischen hausärztlichen und abweichenden Leistungen vorsieht. Abweichende Leistungen sind z.B. Substitution, Schmerztherapie, Diabetes und nicht zuletzt die HIV-Behandlung. Werden in einem Behandlungsfall abweichende Leistungen (z.B. die HIV-Ziffern) zum Ansatz gebracht, so soll nach aktuellem Planungsstand nur 50% Versichertenpauschale und keine Chronikerziffern erstattet werden. Dies kann für hausärztlich niedergelassene HIV-Schwerpunktärzte empfindliche Umsatzeinbußen nach sich ziehen. Ein weiteres Thema ist die ambulante spezialärztliche Versorgung, zu der wir mit den entsprechenden Stellen im Dialog stehen.