4/2013 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
HEPATITIS C – WANN WARTEN, WANN BEHANDELN?
2014 beginnt die Interferon-freie Ära der Hepatitis C-Therapie. Die Erwartungen sind groß: Heilungsraten über 90% bei guter Verträglichkeit und kurzer Therapiedauer. Viele Patienten haben darauf gewartet und nun soll es endlich los gehen. Doch manchmal lohnt es sich, nicht gleich mit der ersten Welle zu schwimmen. Lieber noch mal genau hinsehen. Nicht in allen Studien waren schwer zu behandelnde Patienten in relevanter Zahl eingeschlossen und nicht bei allen Patientengruppen lag die SVR-Rate über 90%. Angesichts der Dynamik der Entwicklung kann es sich lohnen zu warten.
NEUE EUROPÄISCHE LEITLINIEN
Die EACS hat dem internationalen Druck für einen frühen Therapiestart nicht nachgegeben. Der Nutzen für den behandelten Patienten ist derzeit wissenschaftlich nicht belegt. Bravo EACS! In Osteuropa, wo noch viele Menschen unbehandelt sind, hätte die Empfehlung zum frühen Therapiestart vermutlich ohnehin nichts bewirkt. Dort fehlt es am politischen Willen, der Vierfach-Epidemie von IV-Drogengebrauch, HIV, HCV und Tuberkulose entgegen zu treten. Die Betroffenen werden nach wie vor marginalisiert und polizeilich drangsaliert.
GEFÄNGNIS
Blickt man von Osteuropa oder Afrika auf die medizinische Versorgung in deutschen Gefängnissen, scheint alles gut. Doch es kommt auf den Blickwinkel an. Verglichen mit anderen europäischen Ländern ist Deutschland eher Schlusslicht. Besondere Probleme bereiten Drogen und Infektionen. Das Festhalten der deutschen Politik am Abstinenz-Paradigma im Justizvollzug verschärft die Situation in der Haft wie auch beiden Übergängen von Freiheit zu Haft und umgekehrt. Dabei ist das Prinzip „Harm Reduction“ mittlerweile international anerkannt und bewährt. Danke an die Arbeitsgemeinschaft Aids & Haft in Bayern, die sich aktiv für eine Änderung der bestehenden Strukturen einsetzt!
ART OHNE NUKE UND PI ?
Manchmal steht man mit dem Rücken zur Wand. Der Resistenztest zeigt, eine „klassische“ Therapie ist nicht machbar. Dann muss man auf ungewöhnliche Kombinationen zurückgreifen. Wissenschaftliche Daten zu solchen Kombinationen sind nur schwer zu finden. Danke an Christian Hoffmann für diese Zusammenstellung!
Dr. Ramona Pauli