Hiv & Schwangerschaft
15. Fachtagung in Schlangenbad
Am 30./31. Januar 2015 hat das HIVCENTER des Frankfurter Universitätsklinikums wieder die Fachtagung HIV und Schwangerschaft ausgerichtet. Seit inzwischen 15 Jahren treffen sich Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland immer am letzten Januarwochenende in Schlangenbad/Taunus, um gemeinsam den aktuellen Stand der Dinge rund um das Thema HIV, Kinderwunsch und Schwangerschaft zu diskutieren. Aus einem anfangs rein deutschen Meeting ist dabei im Laufe der Jahre eine wissenschaftliche Veranstaltung mit internationaler Beteiligung geworden. So kamen in diesem Jahr acht der insgesamt 22 Referenten aus dem Ausland.
Leitlinien und Wirklichkeit
Ein Schwerpunktthema war die Diskrepanz zwischen leitliniengerechter Therapie HIV-positiver Schwangerer und den oft schwierigen Bedingungen im klinischen Alltag (z.B. Late Presenter). Auch Fehlbildungsrisiken der ART-exponierten Kinder und mögliche Langzeittoxizitäten der eingesetzten HIV-Medikamente beschäftigten die Teilnehmer in Schlangenbad. Paige Williams (Harvard) präsentierte dazu Ergebnisse einer U.S. Studie. Laurent Mandelbrot (Paris) stellte vor dem Hintergrund möglicher mitochondrialer Toxizität eine aktuelle französische Studie zur PI-Monotherapie bei Schwangeren vor.
HIV-Schwangerschaftsregister liefert wichtige Daten
Komplikationen
in der Schwangerschaft und das Outcome der Kinder sind die
wichtigsten Parameter, die im deutschen HIV-Schwangerschaftsregister
seit Januar 2012 gesammelt und analysiert werden. Eine aktuelle
Auswertung ergab, dass fast die Hälfte der Frauen erst im Rahmen der
Schwangerschaftsvorsorge erstmalig von ihrer HIV-Infektion erfährt.
Dieses Ergebnis unterstreicht einmal mehr die Bedeutung des HIV-Tests
in der Schwangerschaft. Die überwiegende Mehrheit der HIV-positiven
Schwangeren in Deutschland ist gut
behandelt
und hat entsprechend zum Zeitpunkt der Entbindung eine vollständig
supprimierte HI-Viruslast. Alle bei den exponierten Kindern
dokumentierten Fehlbildungen wurden nicht in Zusammenhang mit den
eingesetzten HIV-Medikamenten gebracht.
Aufklärung gegen Diskriminierung
Gleich zwei Filme hatten in Schlangenbad Premiere: Das Filmprojekt „Positiv schwanger“ präsentierte sich mit einem ersten Beitrag und „Lifeboat“ zeigte einen neuen Animationsfilm. Beide Projekte wollen durch filmisch aufgearbei-tete Information zum Abbau von Diskriminierung HIV-positiver Frauen und ihrer Familien beitragen.
Rund 120 Teilnehmer hatte die Fachtagung HIV und Schwangerschaft in diesem Jahr, darunter HIV-Schwerpunktärzten, Gynäkologen/Geburtshelfer, Pädiater, Virologen, Epidemiologen, Vertreter psychosozialer Disziplinen und Repräsentanten der Communities. Eine Dokumentation der Tagung ist in Vorbereitung und kann über das HIVCENTER des Frankfurter Universitätsklinikums bezogen werden. Die nächste Tagung in Schlangenbad findet am 29./30. Januar 2016 statt.
Die Veranstaltung wurde unterstützt durch Abbvie, Bristol-Myers Squibb, Gilead, Hexal, Janssen, MSD und ViiV.
Vor
dem Parkhotel in Schlangenbad: Gruppenbild in der Mittagspause |
Schlangenbad
2015: Shema Tariq (London), Paige Williams (Harvard), Annemiek de
Ruiter
(London),
Annette Haberl (Tagungsleitung, Frankfurt) & Laurent Mandelbrot
(Paris) |