3/2016 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
Lange ersehnt, endlich da... und doch in weiter Ferne
So könnte man die Ankunft der PrEP in Deutschland beschreiben. Truvada®, das in den USA und Kanada längst zum Armentarium der HIV-Prävention gehört, ist nun endlich auch in Europa zugelassen worden. Die Zulassung erfolgte mit konkreten Auflagen zur Pharmakovigilanz. Das bedeutet: Truvada® ist nur dann in der Indikation PrEP verkehrsfähig und anwendbar, wenn neben der Fachinformation auch mit der nationalen Zulassungsbehörde abgestimmte Schulungsmaterialien für Verordner und Anwender zur Verfügung stehen. Und diese sind eben noch nicht erhältlich.
Doch nicht nur die Geburt der PrEP gestaltet sich schwierig. Schon bei der Befruchtung gab es Probleme. Der Vater wollte endlich das Kondom loswerden, die Mutter willigte aber nur zögerlich ein, die PrEP auszutragen. Endlich im Februar diesen Jahres war es soweit. Die Schwangerschaft wurde bei den Behörden angezeigt und nach nur sieben Monaten wurde der kleine Europäer geboren – allerdings mit den oben genannten Auflagen. Wann die deutschen Windeln für das ungeliebte Kind geliefert werden, steht noch in den Sternen. Damit bis dahin nichts in die Hose geht, hat die DAIG vorläufige Empfehlungen erarbeitet, an denen man sich orientieren kann.
Bis
das Kind dann frei laufen kann, muss es noch weitere Hürden
überwinden.
Eine davon: Der Preis. Rund 800 Euro pro Monat ist
für die allermeisten Deutschen unerschwinglich. Eine Erstattung
durch die Krankenkassen ist sehr unwahrscheinlich ebenso wie die
kostenfreie Ausgabe über Projekte. Die Hoffnung ruht hier auf den
Generika-Herstellern, denn das Patent für Tenofovir Disoproxil läuft
im nächsten Jahr aus. Ob die das Kind aus dem Brunnen ziehen werden,
ist ungewiss. Bislang zumindest war die Preisdifferenz zwischen
Originalpräparat und Generikum in Deutschland kein Quantensprung.
Aber bekanntermaßen stirbt die Hoffnung zuletzt.
Dr. Ramona Pauli