Nicht-übertragbarkeit Unter Therapie
Gebt die gute Nachricht weiter!
Natürliche Zeugung und Geburt: Kampagnengesicht Franziska
@DAH / Phil Meinwelt
Hier kommt ein Rätsel: Was ist das? Für Fachleute ist es ein alter Hut. Für die Bevölkerung: aufregende News. Für Betroffene: ein dringendes Anliegen. Richtig, das ist die Information: Unter Therapie ist HIV nicht übertragbar.
Nur 10 Prozent der Bevölkerung kennen die gute Nachricht. Dabei sollte sie zehn Jahre nach dem berühmten EKAF-Statement längst zur Allgemeinbildung gehören. Die Deutsche AIDS-Hilfe hat darum zum Welt-Aids-Tag 2018 eine Kampagne gestartet. #wissenverdoppeln heißt das erklärte Ziel. Und zwar so lange, bis alle Bescheid wissen.
Warum das wichtig ist, liegt auf der Hand: Zum einen trägt die Schutzwirkung der HIV-Medikamente zu einem erfüllten Sexleben bei, zum Beispiel bei gemischt positiv-negativen Paaren. Bei sexuellen Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne HIV nimmt sie unnötige Ängste.
Doch es geht um noch viel mehr: Die gute Nachricht hat das Zeug, irrationale Ängste vor Menschen mit HIV auch im Alltag zu beseitigen. Sie werden oft immer noch als Gefahr wahrgenommen. Das Resultat sind oft Zurückweisung und Diskriminierung.
Das
Wissen von der Nicht-Übertragbarkeit unter Therapie bietet hier
einen wichtigen Hebel. Wenn selbst beim Sex ohne Kondom keine
Übertragung mehr möglich ist, dann ist die Vorstellung eines
Risikos im Alltag wirklich nur noch abwegig. Einem entspannten
Zusammenleben von HIV-positiven und HIV-negativen Menschen steht
nichts mehr im Wege.
Kondome gegen Spätdiagnosen
Mit Hilfe von 350.000 Kondomen informiert die Deutsche AIDS-Hilfe geflüchtete Menschen und andere Migrant_innen über das Gesundheitssystem in Deutschland sowie über HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen.
Die Aktion mit dem Titel „Your health!“ soll insbesondere das Bewusstsein dafür fördern, dass ein HIV-Test sich lohnt, weil HIV heute bei rechtzeitiger Diagnose gut behandelbar ist. Sie ist Teil der Kampagne „Kein Aids für alle – bis 2020!“.
„Dein Schutz hier und jetzt“, steht auf Englisch, Französisch, Russisch und Arabisch auf der Kondomverpackung, darunter der Hinweis auf die fünfsprachige Website your-health.tips. Dort wird unter anderem erklärt, dass Geflüchtete ein Recht auf medizinische Versorgung haben und dass das Personal im Gesundheitswesen unter Schweigepflicht steht.
Bisher mangelt es an solchen Informationen, so dass Geflüchtete oft keinen Zugang zu medizinischer Versorgung finden.
©DAH / Renata Chueire
Dank Durex und Gilead können die Kondome kostenlos an Einrichtungen für Geflüchtete und andere Migrant_ innen abgegeben werden. Die Website wurde von ViiV unterstützt.
Kondombestellung:
https://bit.ly/2FlCQlH
International transportiert bereits die US-amerikanische u=u-Kampagne diese Botschaft, die bei der Welt-Aids-Konferenz in Amsterdam im Sommer besonders gefeiert wurde.
Die Gleichung steht für undetectable = untransmittable, also nicht nachweisbar = nicht übertragbar. In Deutschland ist mittlerweile die Abkürzung n=n beliebt: nicht nachweisbar = nicht übertragbar.
#wissenverdoppeln knüpft an diese Erfolge an. Leicht verständlich, anschaulich und emotional berührend wollen wir die befreiende Botschaft unter die breite Bevölkerung bringen. Im Mittelpunkt stehen Menschen, deren Leben durch das Wissen von der Nicht-Übertragbarkeit leichter und schöner geworden ist. Sie geben der wissenschaftlichen Tatsache Gesichter und zugleich ein anschauliches Beispiel dafür, wie gut und selbstbewusst man heute bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie mit HIV leben kann.
Ein heterosexuelles und ein schwules Paar erzählen davon, wie sich Schutz durch Therapie auf ihr Sexleben auswirkt. So sagt etwa Silke aus Berlin über die HIV-Infektion ihres Freundes David: „Das ist für mich, als wäre er kurzsichtig. Beides ist nicht ansteckend.“
Fabian fürchtete, sich zu infizieren und seinen Freund André zu verlieren, als der vor drei Jahren sein positives Testergebnis bekam. „Ich hätte mehr Informationen gut gebrauchen können“, zieht er heute Bilanz.
Franziska erzählt, wie schön es für sie war, ihre drei Kinder auf natürlichem Wege zu zeugen und zur Welt zu bringen – aber auch von den Schwierigkeiten, eine aufgeklärte Geburtsklinik zu finden. „Ich bin immer wieder überrascht, wie überrascht die Leute sind“, sagt der junge schwule Präventionist Jonathan. „Weniger Angst und mehr Offenheit“ seien dann die Folge.
Die
Kampagne bietet zahlreiche Möglichkeiten und Anregungen, die gute
Nachricht weiterzuverbreiten – sei es
direkt über die
Kampagnenwebsite und Social Media, per Aufkleber oder persönlich.
„Das ist ja großartig! Wieso weiß das denn niemand?“ So lautet die häufigste Reaktion, wenn wir in der Öffentlichkeitsarbeit von der Nicht-Übertragbarkeit unter Therapie berichten. Genau dieses Erfolgserlebnis möchten wir vielen Menschen verschaffen.