AidsARCHIVE
Geschichte bewahren
Gründungsimpuls für den Arbeitskreis Aids-Geschichte ins Museum (AKAIM) war unser Unbehagen, dass aus den Aids-Bewegungen bisher wenig bewahrt wird und vieles, was wissenschaftliche und historische Bedeutung hat, schon verloren gegangen ist. Die Aidskrise, der Kampf für ein positives Leben, die Selbsthilfe und der Aids-Aktivismus haben nicht nur die direkt Beteiligten verändert, sondern sind ein wichtiger Teil der jüngeren Geschichte.
Webseite vermittelt
©
Quelle: rs.cms.hu-berlin
Als
erstes Projekt haben wir die ehrenamtlich betreute Webseite
aidsarchive.net
entwickelt. Sie soll zwischen Archiven, Museen, Bibliotheken und
Menschen, Organisationen und Gruppen vermitteln, die Bewahrenswertes
zur Geschichte von Aids und positivem Leben der letzten drei
Jahrzehnte haben. Wir bieten Hilfestellungen, um einen sinnvollen Ort
für Materialien positiven Lebens und
Aktivismus, die nicht
(mehr) privat aufbewahrt werden können oder sollen, zu finden.
Flugblätter, Tagebücher, Briefe und andere Spuren und
Materialisierungen von über 30 Jahren Aids-Geschichte sollen nicht
im Altpapier landen, sondern bewahrt werden und der Forschung oder
der interessierten Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Dieses
Projekt wird gefördert durch die Deutsche Aidshilfe. Ein
Informationsflyer über aidsarchive.net
ist auf Webseite aidshilfe.de/shop/aidsarchi-venet
abrufbar bzw. kann dort kostenlos bestellt werden.
Gesprochene Geschichte
Als weiteres Projekt wurde vom Arbeitskreis Aids-Geschichte ins Museum ein Oral-History-Archiv initiiert. Die Idee wurde von uns zusammen mit zwei Forschungsprojekten am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin weiterentwickelt. Die Sammlung von Interviews mit Zeitzeug*innen zur Geschichte und Gegenwart des individuellen, gesellschaftlichen und politischen Umgangs mit HIV und Aids ermöglichen eine lebendige und multi-perspektivische Erinnerung und ist dadurch mehr als eine Ergänzung zu Materialien in Archiven und Museen.
Das
European HIV/AIDS Archive
eröffnet einen Raum, Erinnerungen an das Leben mit HIV, das
zivilgesellschaftliche Engagement und Aids-Politiken in Europa zu
bewahren, Geschichten zu teilen und aus der Vielstimmigkeit zu
lernen. Die Sammlung beinhaltet Video- und Audiointerviews mit
Menschen, die mit HIV leben, Aktivist*innen, Mitarbeiter*innen von
Hilfsorganisationen, Politiker*innen, Beschäftigten des
Gesundheitswesens und Künstler*innen zu Themen wie Sexarbeit,
Drogen,
Migration, Gefängnis, LSBTI-Rechten oder queeren
Politiken. Viele Interviews des European
HIV/AIDS Archive sind online
frei zugänglich auf der Webseite rs.cms.hu-berlin.de/ehaa/,
andere werden auf Antrag in der Universitätsbibliothek der
Humboldt-Universität zu Berlin, dem
Jacob-und-
Wilhelm-Grimm-Zentrum, für Forschungszwecke und
Bildungsprojekte einsehbar sein. Das European
HIV/AIDS Archive befindet sich
noch im Aufbau und ist offen für weitere entsprechende Interviews
durchgeführt von anderen Initiativen und Projekten.
Blick nach vorne
Mit diesen beiden Projekten und weiteren Aktivitäten möchte der Arbeitskreis Aids-Geschichte ins Museum nicht nur dazu beitragen, dass Geschichten positiven Lebens erzählt werden, sondern auch dass vorhandene Gewissheiten hinterfragt und neue Einsichten über die Vergangenheit gewonnen werden, mit der jetzige und zukünftige Situationen besser eingeschätzt und neue Handlungsoptionen entwickelt werden können.