1/2023 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
CROI: Endlich wieder face2face!
Nach
drei Jahren virtueller CROI endlich wieder ein persönliches Treffen.
Nicht nur der unvergleichlich größere Informationsgewinn,
wenn man Vorträge und Diskussionen live erlebt, sondern auch der
Austausch mit den vielen Kolleginnen und Kollegen vor Ort war eine
reine Freude. Die Nachteile – der lange Flug, der Jetlag und der
Praxisausfall – waren da rasch vergessen. Auch der
wissenschaftliche Inhalt hat nicht enttäuscht. Als „alter Hase“
registriert man zwar, wie der HIV-Anteil der Konferenz stetig
schrumpft, aber es gab doch noch einige berichtenswerte Neuigkeiten.
Sex, Sex und noch mal Sex
Menschen, die HIV therapieren und PrEP verordnen, sind Expert*innen beim Thema Sex. Wir hören verständnisvoll zu, wir beraten, wir behandeln. Aber sollte man jeden Patienten-Wunsch erfüllen? Das oberste Ziel ist, Gesundheit herzustellen bzw. zu erhalten. Insofern ein klares Ja zur PrEP. Das Kondom hat die gleiche Funktion wie die PrEP, wird aber (im Gegensatz zum heterosexuellen Sex, wo das Kondom historisch eine positive Errungenschaft war) beim schwulen Sex mit dem Verzicht auf sexuelle Freiheit in Verbindung gebracht. Insofern auch ein klares Ja zur Behandlung der erektilen Dysfunktion, aber muss es die Erektionshilfe für die Drogen-induzierte Funktionsstörung auf der Sex-Dauerparty sein? Der kritische Zwischenruf von Sven Schellberg aus Berlin regt hier zum Nachdenken an.
Haut Diphtherie
Infizierte Hautläsionen, wer denkt da schon an Diphtherie? Insbesondere bei Migranten sollte man diese seltene Erkrankung doch in die differential-diagnostischen Überlegungen miteinbeziehen. Aber selbst wenn man nicht dran denkt, der bakteriologische Abstrich bringt die Diagnose und den Stein ins Rollen: Meldung beim Gesundheitsamt, Isolierung, Kontaktverfolgung.
Dr. Ramona Pauli