HCV-Transmission auch ohne Blut?
Auf der Konferenz wurden drei Studien vorgestellt, in denen HCV im Sperma, auf der Schleimhaut des Enddarms sowie im Stuhl nachgewiesen wurde und zwar in Proben OHNE Blutbeimengung.
In der Studie der Arbeitsgruppe von Daniel Fierer, New York, wurden bei 33 HIV/HCV-positiven Männern drei gleichzeitig gewonnene Proben von Blut und Sperma untersucht. In 27% der Proben war HCV im Sperma nachweisbar.
In einer weiteren Arbeit wurden Abstriche aus dem Enddarm von 45 HIV/HCV-Koinfizierten (12 mit akuter HCV-Infektion) untersucht. Bei 20 Männer (47%) war HCV nachweisbar, wobei die Anzahl der Viren im Abstrich mit der HCV-Viruslast im Blut korrelierte und der Nachweis bei Patienten mit hoher HCV-Viruslast im Blut (>5 log10 IU/ml) signifikant häufiger gelang. Keinen Einfluss hatten rektal übertragbare Geschlechtskrankheiten einschließlich Syphilis.
Deutsche Wissenschafter untersuchten Suhl auf HCV. Es wurden Stuhlproben von 98 HCV-monoinfizierten Patienten analysiert. In 69% der Proben war HCV, aber nur in 5 Fällen Blut nachweisbar. Signifikant häufiger wurde HCV im Stuhl von Männern (83% vs 52%) sowie bei Personen mit niedriger Plättchenzahl im Blut gefunden.
Kommentar Dr. Ramona Pauli, München:
Vorsicht ist angebracht!
Ob das Hepatitis C-Virus beim Sex anders als über Blut-zu-Blut-Transmission (sprich Verletzungen der Schleimhaut) übertragen werden kann, ist umstritten. Die drei vorgestellten Studien legen jedoch nahe, dass auf der Schleimhaut im Enddarm sowie in Sperma und Stuhl HCV-Viren auch ohne Blut vorhanden sein können. Viele Fragen sind allerdings noch offen: Kann das Virus die Schleimhaut des Penis ohne offene Wunde durchdringen? Wie hoch ist das Risiko der Ansteckung bei wie vielen Viren? Bei der direkten Übertragung (z.B. durch eine blutige Nadel) reichen 10-20 Viren, aber wie viele müssen es ohne Verletzung sein? Fest steht (leider) nur, dass das Kondom den Penis sicher vor allen Erregern schützt.