Heilung: Rückschlag für „kick&kill“
Die Kombination aus einem breit neutralisierendem Antikörper und einem HDAC-Inhibitor („kick&kill“Strategie) in der ROADMAP-Studie hatte keinen Effekt auf die HIV-Reservoirgröße.
Bei der „kick&kill“-Strategie geht es darum, latentes HIV durch einen „kick“ aus dem Ruhezustand zu wecken und anschließend die virusproduzierenden Zellen abzutöten („kill“).
Als vielversprechende Substanzen für den „kick“ galten bisher HDAC-Inhibitoren, die bereits in der Krebstherapie zum Einsatz kommen und die das genetische Material so „aufdröseln“, dass die Ablesung der Information erleichtert wird und – so die Hoffnung – auch das Erbmaterial von HIV abgelesen wird.
Bisherige Versuche mit HDAC-Inhibitoren wie Vorinostat und Panobinostat waren aber leider nicht sehr erfolgreich. Nun erhoffte man sich eine bessere Wirkung von Romidepsin, das in einer kleinen Pilotstudie bei 5 von 6 supprimierten Patienten zu einer messbaren Viruslast, das heißt zu einer Aktivierung von HIV aus der Latenz, geführt hatte.
Um die Erkennung und Abtötung virusproduzierender Zellen durch das Immunsystem zu fördern, wurde auch der breit neutralisierende Antikörper 3BNC117 gegeben, der ebenfalls in Pilotstudien günstige Ergebnisse gezeigt hatte: Er konnte die Elimination von Zellen, die virales Env-Protein auf ihrer Oberfläche trug, erleichtern und hatte die HIV-spezifische Immunität während Therapieunterbrechungen verbessern können.
In der ROADMAP-Studie wurde nun die Gabe von Romidepsin allein gegen die Verwendung von Romidepsin + 3BNC117 getestet.
Die Ergebnisse:
- Trotz mehrfacher Gabe von Romidepsin kam es nur zu einem geringen Anstieg viraler RNA
- Man sah keinen Hinweis auf eine Verkleinerung des viralen Reservoirs
- Es gab keine Verzögerung in der Zeit bis zum Wiederanstieg der Viruslast
- Es wurde keine HIV-spezifische Immunantwort induziert
- Es gab aber auch keinen negativen Einfluss auf die vorbestehende HIV-spezifische Immunantwort
Die Autoren schlussfolgern, dass die „kick&kill“-Strategie mit den derzeit verfügbaren Wirkstoffen zumindest bei Menschen mit lang bestehender (und lang supprimierter) HIV-Infektion vermutlich nicht besonders effektiv ist.