Sollen HIV-Controller eine HIV-Therapie bekommen?
Auch wenn HIV-Controller eine nicht nachweisbare Viruslast haben (zumindest unter 400 Kopien/ml), gibt es doch Befunde, dass auch bei ihnen Entzündungsmarker erhöht sind, was langfristig gesundheitliche Konsequenzen haben könnte. Deshalb gibt es Stimmen, die auch bei HIV-Controllern zu einer ART raten.
In einer vergleichenden Untersuchung wurden nun 315 HIV-Controller (mehr als 5 Jahre HIV-infiziert mit mindestens fünf aufeinander folgenden Viruslasttests unter 400 Kopien/mL ohne Therapie) mit 328 Menschen mit HIV aus einer Kohorte (PRIMO) verglichen, die innerhalb von drei Monaten nach der Infektion behandelt wurden und die für mindestens fünf Jahre eine nicht nachweisbare Viruslast aufwiesen.
Die häufigsten Ereignisse waren nicht-Aids-assoziierte Infektionen (36,9%), psychiatrische Ereignisse (17,2%), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (6,8%) und Krebserkrankungen (6,1%) ohne statistisch signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen.
Allerdings war die Inzidenz aller nicht-Aids-definierenden Ereignisse in der Controller-Gruppe mit 2,8/100 Personenjahren statistisch signifikant geringer als in der behandelten Gruppe (5,3 pro 100 Personenjahre; HR=0,53). Nach Korrektur der Daten für demografische und immunologische Unterschiede blieb als einziger Risikofaktor für das Auftreten von Ereignissen das Alter der Teilnehmer.
Die Autoren folgern, dass diese Daten eine Ausweitung der Indikation für eine HIV-Therapie auf Menschen, die die Viruslast spontan kontrollieren, nicht rechtfertigt. Statt dessen sollte die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung von Controllern auf der Basis von klinischen Ereignissen wie nicht-Aids-definierenden Erkrankungen neben Parametern wie z.B. der Immunaktivierung, erfolgen.