HIV in Europa:
Es wird zu spät diagnostiziert!
Mehr als die Hälfte der schätzungsweise 2,4 Millionen HIV-Infizierten in Europa wissen nicht, dass sie infiziert sind und erscheinen meist erst beim Arzt, wenn ihre Erkrankung bereits weit fortgeschritten ist. Die Universität Kopenhagen hat deshalb eine Initiative gestartet, um in Europa die HIV-Testung zu optimieren: Eine Liste nicht Aids-definierender Erkrankungen, die häufig bei einer HIV-Infektion auftreten, soll dazu dienen, dass Hausärzte eher einmal an eine HIV-Infektion denken und den Patienten einen HIV-Test anbieten. Ende November findet zu diesem Thema ein Kongress in Brüssel/Belgien statt.
Von den 250 Millionen Europäern zwischen 18 und 65 Jahren, wissen 1,1 Millionen um ihre HIV-Infektion und sind in ärztlicher Behandlung, davon erhalten 400.000 eine antiretrovirale Therapie. Schätzungsweise 1,4 Millionen wissen jedoch nicht, dass sie HIV-infiziert sind: Je nach Land beträgt die Rate 25-65%, vor allem in Osteuropa ist der Anteil sehr hoch. Das Problem ist nach den nach den Worten von Prof. Jens Lundgren, Kopenhagen/Dänemark, die späte Diagnose, denn eine rechtzeitige Therapie kann nicht nur die Prognose des einzelnen Patienten verbessern, sondern auch die Infektionsrate senken. So ergab eine Untersuchung in den USA, dass die Transmissionsrate in der Gruppe, die ihren Serostatus nicht kannten, 3,5fach höher war.
Prof. Nathan Clumeck stellte ein vorläufige Liste mit nicht Aids-definierenden Erkrankungen, die häufig mit einer HIV-Infektion assoziiert sind wie beispielsweise alle sexuell übertragenen Erkrankungen, CAP, schwerer Herpes Zoster, klinische Candidiasis, Analkarzinom und unspezifische Symptome wie ungeklärtes Fieber, das länger als sieben Tag anhält. Diese sollen als Indikator-Erkrankungen für Hausärzte dienen, damit sie bei ihren Patienten aktiv die Möglichkeit eines HIV-Tests ansprechen.
Auf dem Kongress "HIV in Europe 2007 - working together for optimal testing and earlier care", der vom 25.-27. November in Brüssel/Belgien stattfindet, soll die Rolle des HIV-Tests und der Beratung bei der Optimierung der HIV-Diagnose sowie die Notwendigkeit, überall in Europa frühzeitiger zu therapieren, diskutiert werden. Teilnehmer sind HIV-Behandler, Vertreter von Patienten-, UN- und EU-Organisationen sowie nationale Politiker.