Test and Treat vermindert Neuinfektionsrate nicht
In zahlreichen mathematischen Modellen wurde errechnet, wie viele Neuinfektionen man verhindern kann, wenn man alle HIV-Patienten gleich nach der Diagnose behandelt. Diese „Test and Treat“ (TasP) genannte Strategie hat dieses Ziel in der ersten Interventionsstudie nicht erreicht.
Die Studie ANRS 12249 war eine prospektive Studie im ländlichen Südafrika in einer Region mit einer HIV-Prävalenz von rund 30%. In 11 Gemeinden mit je 1000 Einwohnern wurde interveniert, in vergleichbaren 11 Gemeinden dagegen nicht. Im Abstand von 6 Monaten wurden allen Bewohnern zu Hause ein HIV-Test und Beratung angeboten. In der TasP-Gruppe wurde ein sofortiger Therapiebeginn angeboten, in der anderen Gruppe entsprechend den damaligen WHO-Leitlinien erst ab einer CD4-Zahl <350/µl.
70% der Menschen nahmen das Testangebot an und zum Studienende kannten 92% der Bewohner ihren HIV-Status. Allerdings ließen sich nur 49% der neu diagnostizierten HIV-Positiven der Interventions-Gruppe vs 46% ohne Intervention behandeln. Drei Monate nach der Diagnose hatten 28% die HIV-Ambulanz aufgesucht, 36% nach 6 Monaten und 47% nach 12 Monaten. 93% der Behandelten erreichten eine Viruslast unter der Nachweisgrenze. Die Zahl der Neuinfektionen war in beiden Gemeinden vergleichbar.
Die Gründe, warum sich die Patienten eher spät in der HIV-Ambulanz vorstellten und warum sich nur jeder zweite behandeln ließ, sind nicht klar. Die Studie wurde erst vier Wochen vor der Präsentation abgeschlossen und noch sind nicht alle Daten ausgewertet.