SPIRAL/ODIS: Switch von Proteasehemmer auf Raltegravir
Zwei Studien untersuchten den Effekt einer Umstellung von einem geboosterten Proteasehemmer auf Raltegravir bei komplett supprimierten Patienten. In SPIRAL zeigte sich ein guter Effekt. In der mit vielen Schwierigkeiten belasteten ODIS-Studie kam es dagegen häufiger zum virologischen Versagen.
SPIRAL ist eine offene Studie an 286
Patienten, bei denen entweder die bisherige Therapie mit einem geboosterten
Proteasehemmer plus Nukleosidbackbone unverändert weitergeführt oder der Proteasehemmer durch Raltegravir ersetzt wurde.
Die Patienten waren rund 45 Jahre alt, die CD4-Zahl lag bei rund 500/µl. Die Patienten waren im Schnitt bereits sechs Jahre komplett supprimiert. Ein virologisches Versagen in der Vorgeschichte hatten 40% und etwa ein Viertel hatte NRTI-Mutationen. 45% nahmen Lopinavir/r (Kaletra®), 35% Atazanavir (Reyataz®) ein. Backbone war bei 52% der Patienten TDF/FTC (Truvada®), bei 10% ABC/3TC (Kivexa®).
Ergebnisse
Nach
48 Wochen lag die Viruslast bei gleich vielen Patienten unter der
Nachweisgrenze (ITT, S=F) und zwar bei allen Subgruppen (Patienten mit früherem
virologischen Versagen oder suboptimaler Therapie oder NRTI-Mutationen).
Verträglichkeit
Die
Verträglichkeit war in beiden Gruppen sehr gut. Das Gesamt-Cholesterin sowie
LDL-Cholesterin fielen interessanterweise in beiden Gruppen ab, in der
Raltegravir-Gruppe allerdings ausgeprägter.
ODIS
Die 222 Patienten der ODIS-Studie des Hospital Carlos III in Madrid hatten im Schnitt acht Jahre ART hinter sich, 42% waren zuvor einmal suboptimal eingestellt werden, 68% hatten früher ein virologisches Versagen und 33% eine NRTI-Resistenz. 69% hatten aktuell TDF/FTC (Truvada®) und 31% ABC/3TC (Kivexa®) als Backbone.
Alle Patienten hatten mindestens 24 Wochen vor
der Umstellung eine Viruslast unter der Nachweisgrenze bevor der Proteasehemmer
gegen Raltegravir BID oder QD ausgetauscht wurde. Patienten in der BID-Gruppe,
die 12 Wochen nach der Umstellung weiterhin supprimiert waren, wurden dann nach
Randomisierung entweder mit Raltegravir BID oder QD weiter behandelt.
Ergebnisse
In der 12- bis 24wöchigen Beobachtungszeit kam es insgesamt bei 6,5% der Patienten zum virologischen Versagen. Patienten mit schlechteren Ausgangsbedingungen versagten noch viel häufiger. So wurde z.B. bei Patienten mit existierenden NRTI-Resistenzen sogar in bis zu 17,7% der Fälle ein virologisches Versagen beobachtet.
Bei Patienten ohne negative Prädiktoren waren
Raltegravir BID und QD gleichermaßen gut wirksam. Die Veränderung der Lipid
nach der Umsetzung war mit einem Abfall der Triglyceride um rund 10% nur gering
ausgeprägt.
Vergleich SWITCHMRK vs. SPIRAL vs. ODIS
In SWITCHMRK und in ODIS kam es im Gegensatz zu SPIRAL nach der Umstellung gehäuft zum virologischen Therapieversagen. Hauptgrund dafür ist laut Jose Gatell, Madrid, die „Positivauswahl“ der Patienten, d.h. an seiner Studie nahmen Patienten teil, die über lange Zeit adhärent eine funktionierende Therapie eingenommen hatten.