Dolutegravir bei Frauen
Im Mai 2018 wurde in der Tsepamo-Studie in Botswana eine erhöhte Rate an Neuralrohrdefekten (NTD) bei Kindern von Frauen beobachtet, die während der Empfängnis Dolutegravir eingenommen hatten. Eine neue Auswertung fast ein Jahr später mit mehr Frauen und Kindern zeigt ein geringeres Risiko als ursprünglich dokumentiert. In Brasilien wurde bei einer Überprüfung der nationalen Datenbank überhaupt kein erhöhtes Risiko von NTD weder unter Dolutegravir noch unter Raltegravir gefunden.
In Tsepamo wurden unter Dolutegravir während der Konzeption 4/426 NTD (09,4%) dokumentiert. In der längeren Beobachtungszeit bis nunmehr 3/2019 waren es unter DTG 5/1683 NTD (0,3%) im Vergleich zu unter EFV 3/7959 (0,03%), unter ART im allgemeinen 15/14.792 (0,1%) und ohne ART 70/89.372 (0,08%). Die Differenz zwischen Dolutegravir im Vergleich zu jeder anderen ART beträgt somit 0,2%. Das Risiko eines NTG bei Einnahme von Dolutegravir bei der Empfängnis beträgt 3 pro 1000 Geburten im Vergleich zu jeder ART 1 pro 1000 Geburten.
In Brasilien trat seit Mai 2018 bei Kindern von 382 Frauen, die während der Konzeption Dolutegravir einnahmen, und bei 247 Frauen unter Raltegravir kein einziger NTD auf.
Neue WHO Empfehlung
Von der WHO wird Dolutegravir jetzt wieder in der Firstline- wie Seconlinetherapie für Frauen in jedem Alter empfohlen. Hintergrund der Entscheidung waren, so Meg Doherty von der WHO, die neue Nutzen-Risiko-Analyse unter allen Aspekten (Verträglichkeit, Kosten usw.) plus die steigende NNRTI-Primärresistenz von >10% in einigen afrikanischen Ländern. Gleichzeitig betont die WHO aber auch die Notwendigkeit, Frauen in gebärfähigen Alter, über das letztendlich doch leicht erhöhte Risiko und Alternativen zu Dolutegravir aufzuklären und auf die Substitution von Folsäure zu achten. Folsäuremangel ist ein bekannter Risikofaktor für NTD.