INTERVIEW MIT DEM NEUEN DAIG-VORSTAND PROF. JÜRGEN ROCKSTROH, BONN
Förderung von Wissenschaft und Nachwuchs

Prof. Dr. med.
Jürgen Rockstroh
Bonn

BildBU

Die DAIG hat seit Ihrer Gründung einen langen Weg zurückgelegt. Welches sind die Aufgaben der Gesellschaft?

Prof. Rockstroh: Die DAIG wurde 1986 gegründet. Ihre erste Aufgabe - und auch der Anlass der Gründung - war die Ausrichtung des deutschen AIDS-Kongresses, der im gleichen Jahr stattfand. Danach musste sich die Gesellschaft erst einmal selbst finden. Das war nicht einfach und deshalb muss ich gerade an diesem Punkt die hervorragende Arbeit von Prof. Norbert Brockmeyer und des gesamten Vorstandes herausstellen. Herr Brockmeyer hat die DAIG geprägt und vorwärts gebracht. Er hat mit beispiellosem persönlichen Einsatz die Ziele der DAIG bei den Parlamentariern bekannt gemacht und für sie gekämpft bis hin zur Vorbereitung eines eigenen parlamentarischen Amtes. Er hat viele Projekte ins Leben gerufen z.B. "All around women" und viele Arbeitsgruppen, z.B. zu den Themen DRG und "off label use".

Der diesjährige Kongress in Frankfurt war ein großer Erfolg. Wohin geht der Weg weiter?

Prof. Rockstroh: Bei der Kongressorganisation ist die DAIG ein großes Stück weiter gekommen. Der dritte DÖAK war ein großer Erfolg. Jetzt ist sogar die Einbindung der Schweizer gelungen. Der nächste Kongress, der erste SÖDAK (Schweizer-Österreichisch-Deutscher AIDS-Kongress) wird vom 24.-27. Juni 2009 in St. Gallen stattfinden.

Welches sind Ihre Ziele in den nächsten zwei Jahren?

Prof. Rockstroh: Zunächst möchte ich an die großartige Arbeit von Herrn Brockmeyer anknüpfen. Die DAIG ist dank seiner Hilfe besser aufgestellt als je zuvor. Wir, und damit meine ich den gesamten Vorstand, möchten in Zukunft verstärkt die Wissenschaft und den Nachwuchs fördern. Das heißt, wir werden Low-Budget-Projekte ausschreiben, die von unabhängigen Gutachtern beurteilt werden. In der Diskussion sind ferner Forschungsstipendien für Auslandsaufenthalte sowie auch innerhalb Deutschlands, um Einblick in andere HIV-Kliniken zu bekommen. Zudem möchten wir die DAIG stärker in Projekte in Endemiegebieten einbinden. Die deutsche HIV-Forschung soll im internationalen Kontext aktiver und sichtbar werden.

Was bedeutet das neue Amt für Sie persönlich?

Prof. Rockstroh: Die Wahl zum Vorstand der DAIG sehe ich als großen Vertrauensbeweis. Ich freue mich über die Anerkennung und den Zuspruch der Kollegen. Mit einigen von ihnen habe ich ja über Jahre hinweg zusammen gearbeitet. Ich freue mich auch darüber, dass mir das neue Amt die Möglichkeit gibt, das zu fördern, was jahrelang auch mein persönliches Ziel war, nämlich gute Forschungsarbeit im Bereich HIV/Aids. Ich hoffe, durch diese Förderung sowie durch eigene Arbeiten neue Impulse geben zu können, die die DAIG und die deutsche HIV-Forschung international weiterbringt.

Herr Prof. Rockstroh, vielen Dank für das Interview


Wechsel an der Spitze

Einer der Höhepunkte des DÖAK war die Wahl des Vorstandes der Deutschen AIDS-Gesellschaft. Bereits im Vorfeld zeichnete sich eine Kampfabstimmung ab. HIV&more gratuliert dem neuen Vorstand Prof. Jürgen Rockstroh, Bonn.

Auf der Sitzung wurden beide Kandidaten, der bisherige Vorstand Prof. Norbert Brockmeyer, Bochum, und der Gegenkandidat Prof. Jürgen Rockstroh, Bonn, zu ihren Plänen für die Zukunft befragt. Dr. Heribert Knechten, Aachen leitete die emotional gefärbte Diskussion souverän, so dass es im Wesentlichen bei einem sachlichen Schlagabtausch blieb. Bei der Wahl entschied sich die Mehrheit der Mitglieder für Rockstroh, der für eine wissenschaftlichere Ausrichtung der Gesellschaft steht. Auch bei der übrigen Führungsspitze gab es Wechsel. Prof. Hans-Jürgen Stellbrink aus Hamburg, löst den Mikrobiologen Prof. Hans Wolf, Regensburg, ab und Dr. Annette Haberl, Frankfurt, die Neurologin Prof. Gabriele Arendt, Düsseldorf. Einzige Konstante im Team ist der Schatzmeister Dr. Stefan Esser aus Essen.

KAAD MIT NEUEM VORSTAND

Gleichzeitig wurde der Vorstand der Klinischen Arbeitsgemeinschaft AIDS in Deutschland (KAAD) neu gewählt. Hier wurde der bisherige Vorsitzende, Prof. Jürgen Rockstroh durch PD Christian Hoffmann, Hamburg abgelöst und statt Dr. med. Albrecht Stoehr, Hamburg, hat nun Dr. med. Martin Vogel, Bonn, das Amt des Schatzmeisters inne.

Hauptaufgabe der KAAD wird weiterhin die Koordination und logistischen Unterstützung klinischer Studien zum Thema HIV und AIDS in Deutschland sein. Insbesondere junge Kollegen, so der neue Vorstand, sollen in Zukunft ermutigt werden, sich der KAAD anzuschließen. Ausschreibungen für kleinere wissenschaftliche Projekte sind geplant, mehr dazu in der nächsten Ausgabe.

Erster SÖDAK in St. Gallen

Der erste SÖDAK (Schweizer-Österreichisch-Deutscher AIDS-Kongress) wird vom 24.-27. Juni 2009 in St. Gallen unter der Leitung von Pietro Vernazza stattfinden. Damit öffnet sich der Kongress nicht nur geographisch, sondern auch sprachlich. Französisch ist die zweite Kongress-Sprache und das Motto der Tagung "Prepare for the long run….." könnte schon ein Hinweis auf kommende sprachliche Erweiterungen sein.


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